„Putzige Ehrung“ für ein Trüffelschwein – Kasper König bekommt Goldene Putte verliehen

Preisträger Kasper König (Mitte) umringt von den Laudatoren Tobias Viehoff und Klaus Bußmann sowie den Stiftern der Putte, Matthias Lückertz und Andreas Freisfeld. (Foto: ml)
Preisträger Kasper König (Mitte) umringt von den Laudatoren Tobias Viehoff und Klaus Bußmann sowie den Stiftern der Putte, Matthias Lückertz und Andreas Freisfeld. (Foto: ml)

Die Kaufleute des Salzstraßen-Viertels zeichneten in der barocken Kulisse des Erbdrostenhofs mit ihrem ganz eigenen Kulturpreis den Mann aus, der den Münsteranern die moderne Kunst nahebrachte: Kurator, Museumsdirektor und Kunstprofessor Kasper König. Er ist der achte Preisträger, der seit 1997 die Goldene Putte verliehen bekommen hat. Mit dieser schmucken goldenen Anstecknadel soll den Menschen gedankt werden, die „mit ihrem Engagement und ihrer Phantasie zur kulturellen Ausstrahlung der Stadt Münster“ beigetragen haben. „Eine putzige Ehrung“, wie Laudator Klaus Bußmann meinte, der sie 1997 als erster bekam.

„Er hat die Münsteraner weltoffen gemacht“, meinte Matthias Lückertz, einer der Intiatoren des Preises, über Kasper König. Aber 1977 haben die Münsteraner an ihm gelitten, meinte Klaus Bußmann. Der muss es wissen, denn damals haben die beiden uns die „Skulptur.Projekte“ beschert. Ihre Absicht war, die „Geschichte der Skulptur auf der Höhe der Zeit“ darzustellen, wie Kasper König in seiner Dankesrede erklärt. Doch die modernen Plastiken gefielen damals vielen Münsteranern überhaupt nicht. Das war auch 1987 noch so, als Richard Serra zwei gewölbte Platten aus rostrotem Stahl vor den Erbdrostenhof stellte: die Skulptur „Trunk – Johann Conrad Schlaun Recomposed“ erregte allerhand Protest.

Ein kurzer feierlicher Moment: Madeleine Freisfeld steckt Kasper König die Goldene Putte ans Revers. (Foto: ml)
Ein kurzer feierlicher Moment: Madeleine Freisfeld steckt Kasper König die Goldene Putte ans Revers. (Foto: ml)

Heute aber sind so ziemlich alle Münsteraner stolz auf diese einzigartige, über die ganze Stadt verteilte Skulpturenausstellung, die alle zehn Jahre kunstliebende Besucher aus der ganzen Welt hierher lockt. Auch die Kaufleute der Stadt haben längst erkannt, dass sie ihren Nutzen aus den Impulsen der „Skulptur.Projekte“ ziehen konnten. Allerdings haben sie dafür „im Angesicht der Provokationen internationaler Künstler immer wieder Münsters ältestes hanseatisches Gut, die Toleranz, lernen müssen“, wie Tobias Viehoff in seiner Laudatio zugab.

Überhaupt durchzog ein feiner Hauch von Ironie die gesamte Preisverleihung, die bei dem lauschigen Sommerabend vom barocken Festsaal nach draußen verlegt wurde. Zur Freude aller Teilnehmer, die besonders zahlreich erschienen waren: aus den gerade mal 40 Besuchern, die 1997 zur gelegentlich belächelten Verleihung der ersten Goldenen Putte an Prof. Klaus Bußmann kamen, sind nun fast 400 Gäste geworden, wie Tobias Viehoff stolz feststellte. Und die genossen die mediterrane Stimmung unter der geschwungenen Fassade, die Baumeister Johann Conrad Schlaun für den Erbdrostenhof schuf.

Preisverleihung vor der geschwungenen Barockfassade des Erbdrostenhofs. (Foto: ml)
Preisverleihung vor der geschwungenen Barockfassade des Erbdrostenhofs. (Foto: ml)

Das gemeinsame Interesse an Schlaun hatte Preisträger König und Laudator Bußmann Anfang der 70er Jahre zusammengeführt, die Kunst der Moderne wurde aber zu ihrer Mission. Dabei hätte sich Kasper König als „Trüffelschwein“ gezeigt, der seine Kontakte in die Künstlerszenen in aller Welt zu nutzen wusste. Schließlich sei er ein „Nomade“ und „Kosmopolit seiner Vaterstadt“. Der so gewürdigte Kasper König betonte aber, überhaupt kein Münsteraner zu sein, da er „am Teuto geboren und im Münsterland aufgewachsen“ ist. Seine Beziehung zur Stadt bezeichnet er immer noch als „ambivalent“.

Das sind gute Voraussetzungen für die nächste „Skulptur.Projekte“, für die Kasper König 2017 noch einmal als Kurator tätig sein wird, diesmal mit Unterstützung von Britta Peters und Dr. Marianne Wagner. Damit wäre auch ein Generationswechsel vollzogen, wie er betonte. Auch für die nächste Preisverleihung wünschte er sich mit einem Seitenhieb auf seinen „antiken Freund“ Klaus Bußmann eine Laudatorin im Alter von 30 bis 35 Jahren.

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