Pünktlich und fair Das Unternehmen BoxFox stellt zukünftig Pakete mit Lastenrädern zu und das genau dann, wenn es dem Kunden passt.

Björn Paulus (l.) und Patrick Melcher wollen mit ihrem Paketdienst "BoxFox" die Wohngebiete entlasten und pünktlich liefern. (Foto: Michael Bührke)
Björn Paulus (l.) und Patrick Melcher wollen mit ihrem Paketdienst „BoxFox“ die Wohngebiete entlasten und pünktlich liefern. (Foto: Michael Bührke)

Wenn man mit seinem Unternehmen einen raketenartigen Start hinlegen möchte, ist ein Sponsor wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sicher keine schlechte Wahl. Doch anders als die Raketen des Weltraumunternehmens kommen die Fahrzeuge von BoxFox fast ohne Treibstoff aus. Eine Art Raumschiff ist es aber doch, was in einem unscheinbaren Hinterhof an der Hammer Straße auf seinen Einsatz wartet. Das voluminöse Lastenrad kann bis zu 300 Kilogramm transportieren, zum Glück für den Fahrer mit Elektrounterstützung.

Wenn alles so läuft, wie Patrick Melcher und Björn Paulus sich das vorstellen, geht von der Garage im Hinterhof am 11. Februar eine kleine Revolution aus. „Garagen waren ja schon häufiger Ausgangspunkte für große Dinge“, wie Melcher mit Blick auf die Ursprünge der Firma Apple anmerkt. Per Lastenrad werden Pakete zukünftig im Südviertel von einer zentralen Sammelstelle, dem Mikro-Depot, zum Empfänger gebracht und zwar genau dann, wenn dieser auch zu Hause ist. Möglich wird dies durch die Kommunikation via WhatsApp. Wenn ein Paket in der Sammelstelle ankommt, erhält der Empfänger eine Nachricht auf sein Smartphone. Sollte die zuvor festgelegte, bevorzugte Zeit für Paketzustellungen passen, wird die Nachricht einfach nur bestätigt. Passt es gerade nicht, wird eine neue Zeit ausgemacht, ganz simpel wie in einem Chat. „Wir streben eine hundertprozentige Zustellquote beim ersten Anliefertermin an“, erklären die beiden Jungunternehmer. Die Position des Lastenrades wird ständig über GPS ermittelt, eine Software berechnet anhand eventueller Änderungswünsche der Paketempfänger die optimale Route laufend neu und übermittelt diese auf das Smartphone des Fahrers.

Das Lastenrad transportiert Pakete aller Paketdienste. (Foto: Michael Bührke)
Das Lastenrad transportiert Pakete aller Paketdienste. (Foto: Michael Bührke)

Und diesem soll es besser gehen, als vielen anderen, die bei diversen Lieferdiensten für einen Hungerlohn arbeiten: „Wir bieten faire Arbeitsverhältnisse an, um prekäre Beschäftigungen wie anderswo unbedingt zu vermeiden!“, ist Melcher und Paulus wichtig. Kleinlaster der unterschiedlichsten Paketdienste, die sich durch die engen Straßen der Wohngebiete zwängen, unnötige Abgase produzieren und nicht selten viel zu schnell sind, um bis zum Feierabend alle Pakete abliefern zu können, das alles soll der Vergangenheit angehören, wenn das staatlich geförderte Forschungsprojekt erfolgreich ist. Dann fahren die Paketdienste nur noch von großen Lagern in der Vorstadt bis zum Mikro-Depot, ab dort übernimmt das Lastenrad die Auslieferung. „Dieses Konzept reduziert zum einen den Schadstoffausstoß erheblich und bietet auf der anderen Seite dem Kunden einen enormen Zugewinn an Service. Wir sind fair und pünktlich“, bringt Björn Paulus die Vorteile von BoxFox auf den Punkt.

Das Jungunternehmen hat namhafte Unterstützer. (Foto: Michael Bührke)
Das Jungunternehmen hat namhafte Unterstützer. (Foto: Michael Bührke)

Finanziert werden soll das Ganze zukünftig zum einen durch die Paketdienste, die wesentlich weniger Aufwand für die Paketzustellung betreiben müssen und diese Einsparungen an die Lastenradbetreiber weitergeben könnten und zum anderen durch den Kunden, der sich den Bequemlichkeitsgewinn etwas kosten lassen sollte. Doch selbst eine Stadt wie Münster ist noch nicht überall auf Lastenräder dieses Formats eingestellt und wer selber etwas schneller unterwegs ist, wird von diesen rollenden Ungetümen schnell mal ausgebremst. „Die Radinfrastruktur der Stadt muss mit diesen neuen Verkehrskonzepten mitwachsen, anders geht es nicht“, machen die beiden Unternehmer klar und betonen, dass sie das Problem des Verkehrskollapses nicht von der Straße auf den Radweg verlagern wollen. Ob alle Poller und Begrenzungspfähle des Südviertels weit genug auseinander stehen, um das Lastenrad ohne Schaden passieren zu lassen, muss sich noch zeigen. Dass diese Form des Lieferverkehrs die Zukunft unserer Innenstädte sein wird, daran haben Melcher und Paulus allerdings keinen Zweifel.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert