„Ich bin Informatiker und Softwareentwickler und seit neuestem auch Professor“, so stellt sich Prof. Dr. Tim Humernbrum vor. Zum Sommersemester ist er an den Fachbereich Wirtschaft der FH Münster, der Münster School of Business (MSB), berufen worden. Sein neues Büro im Fachhochschulzentrum (FHZ) liegt nur 500 Meter Luftlinie von seinem vorherigen Büro entfernt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es mich wieder so nah an meine alte Wirkungsstätte verschlägt“, sagt er. Zuvor hatte er am Institut für Informatik der WWU Münster studiert und promoviert, welches unweit vom FHZ liegt.
Nach der Promotion folgten Tätigkeiten als Entwicklungsingenieur in der Automobilindustrie und selbstständiger Softwarearchitekt und Entwickler. „Für Informatiker wie mich ist die Joblage sehr gut. Wir sind in der privilegierten Lage, uns die Arbeitgeber und Themenschwerpunkte aussuchen zu können.“ Trotz spannender Berufsjahre in der Wirtschaft hat es den 36-Jährigen wieder in die Wissenschaft gezogen. „Während meiner Promotion habe ich bereits gelehrt. Das hat mir sehr viel Freude bereitet“, so Humernbrum. Sein Schwerpunktgebiet im Studiengang Wirtschaftsinformatik: Verteilte Systeme, also Softwareanwendungen, deren Komponenten sich auf zahlreiche Computer in einem Netzwerk verteilen – den Nutzer*innen dabei jedoch wie ein einzelnes System erscheinen. „So ziemlich jede Softwareanwendung ist heutzutage ein verteiltes System“, erklärt der Hochschullehrer. „Beispielsweise ist bei Multiplayer-Videospielen die Synchronisation sehr wichtig. Durch zeitliche Latenzen können einzelne Spieler*innen einen Nachteil erhalten. Da zählt jede Millisekunde. Verteilte Systeme müssen häufig nahezu in Echtzeit reagieren und dazu noch skalierbar sein. Ebenfalls die Konsistenz von Daten spielt hierbei eine zentrale Rolle.“
Durch die steigende Komplexität der Anwendungen werde es für Softwareentwickler*innen aus Humernbrums Sicht immer relevanter, grundlegende Konzepte der verteilten Systeme zu kennen und zu verstehen. „Als ich im Alter unserer Studierenden war, musste man viele Probleme mit dem Computer durch Programmieren selbst lösen. Auch arbeitete man viel dichter an der ‚Maschine‘ als heutzutage. Mich hat das fasziniert, und so bin ich zur Softwareentwicklung gekommen.“ Für die Generation der Digital Natives, die ganz selbstverständlich mit Computern aufgewachsen ist, werde es hingegen immer schwieriger, die technischen Hintergründe verteilter Systeme zu verstehen, so der Informatiker. Allein die enorme Anzahl an verschiedenen Technologien mache einen Einstieg in die Thematik schwierig. Seine Studierenden möchte er dazu animieren, Dinge zu hinterfragen und nicht einfach nur die Lehrinhalte auswendig zu lernen. „Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte, um auch international mithalten zu können. Ich möchte die Studierenden für den Bereich Softwareentwicklung begeistern.“
Nach einigen Berufsjahren in Berlin und Niedersachsen sei er glücklich, wieder zurück in Münster zu sein. Ihm gefalle an der Stadt besonders, dass er überall mit dem Rad hinfahren kann – auch den täglichen Weg zum FHZ.
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