Münsters älteste Postkarte legte Luftlinie genau 498 Kilometer zurück: 1888 machte sie sich auf den Weg aus dem Westfälischen in das sächsische Zwickau. Vor 150 Jahren kamen die ersten Exemplare auf den Markt. Wer konnte damals ahnen, welchen Welterfolg sie tatsächlich feiern würde. Zum Jubiläum widmet das Stadtmuseum dem kleinen, oft weitgereisten Gruß auf Karton die Ausstellung „Münster auf alten Postkarten – Vom Domplatz zum Prinzipalmarkt“.
Ihre erste Blüte erreichte sie um 1900. Preiswert, schnell und oft originell gestaltet wurde sie zum beliebten Kommunikations- und Sammelobjekt. Das Museum an der Salzstraße präsentiert 150 historische Ansichtskarten aus den Jahren 1890 bis 1940. „Das ist ein überaus spannendes Konzentrat aus rund 10 000 Exemplaren, die wir aus 40 Jahren Sammlungstätigkeit im Museumsbestand bewahren“, so die Ausstellungsmacher Dr. Axel Schollmeier und Dr. Bernd Thier. Die Schau ist als Spaziergang angelegt und weist dem Gast den Weg durch die Geschichte der Architektur der Stadt. Vor den angedeuteten Panoramen des Domplatzes und des Prinzipalmarktes spiegeln die Postkarten 50 Jahre vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges ein Münster, das es heute so nicht mehr gibt.
Der Bummel hält so manche Überraschung bereit. Wer weiß heute noch von einer Lourdesgrotte im Garten des Ludgerianums? Wer vom Lehrerinnenseminar Höhe Domplatz an der Stelle, an der später der Geisbergweg eine Schneise zur Rothenburg schlagen sollte. Kennt man noch die weitläufigen Gärten, die 1930 hinter dem Dom für die Domgasse zum Drubbel aufgegeben wurden?
In detektivischer Kleinarbeit recherchierten die beiden Mitarbeiter des Museums die Originalmotive und fügten sie wie ein Puzzle zusammen. „Diese Ansichten stellen ein unschätzbares historisches Archiv der topografischen Gestalt der Stadt Münster dar“, unterstreichen die Wissenschaftler. „Wir präsentieren das Gesicht der Innenstadt in den Jahren des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.“
Viele Gebäude schmücken als Dauerbrenner über Jahrzehnte hinweg die Ansichtskarten und offenbaren damit zugleich, was damals abbildungswert erschien. Andere muten aus heutiger Sicht eher unscheinbar an. Aber gerade sie wecken besonderes Interesse, da sie im Rückblick auf historische Stadtarchitektur neue Seiten aufblättern. Kaum eines der Bauwerke um 1900 hat den Krieg unbeschadet überdauert, andere sind für immer verschwunden. Wie das imposante Haus auf der Ostseite des Domplatzes Ecke Michaelisplatz. Der Pelzhändler und Mäzen Josef Hötte residierte hier, ein wichtiger Stifter, der caritativ wirkte und Münster die Mariensäule am Ludgeriplatz hinterließ.
Bei dem Rundgang können Ausstellungsgäste sich an Vergleichsfotos von heute orientieren und die Gebäude in das moderne Stadtbild einordnen. Auch an Häusern, die die Jahrzehnte überdauert haben, lassen sich erstaunliche Veränderungen entdecken. Und nicht zuletzt hinterließ der Wiederaufbau in den 1950er und 1960er Jahren weitere Spuren.
Die Ausstellung „Münster auf alten Postkarten“ ist ab dem 28. September im Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28, bis zum 19. April 2020 zu sehen. Ein Katalog zur Ausstellung erscheint im Aschendorff Verlag (17,80 Euro). Der Eintritt ins Museum ist frei.
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Die Ausstellung ist wirklich sehr gelungen. Danke. Habe 2 Kataloge zum Verschenken gekauft.