Polizei Münster stellt Kriminalstatistik 2019 vor Wohnungseinbrüche, Fahrrad- und Taschendiebstähle auf Zehnjahrestiefstand

Die Polizei Münster stellte die Kriminalstatistik 2019 vor, demnach geht hier sogar die Zahl der Fahrraddiebstähle zurück. (Symbolbild: Thomas Shajek)
Die Polizei Münster stellte die Kriminalstatistik 2019 vor, demnach geht hier sogar die Zahl der Fahrraddiebstähle zurück. (Symbolbild: Thomas Shajek)

Jede zweite Straftat ist ein Eigentumsdelikt, jede sechste Tat ein Fahrraddiebstahl und mehr als jeder zweite Einbruch scheitert – mit solchen Erkenntnissen wartet die Polizeiliche Kriminalstatistik für Münster auf, die gestern vorgestellt wurde. Der neue Polizeipräsident Rainer Furth hob dabei hervor: „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, wie zum Beispiel ‚Enkeltrick‘ und ‚falsche Polizeibeamte‘ sind besonders verwerflich und verursachen erheblichen Schaden. Weiterentwickelte Präventionsangebote der Münsteraner Polizei folgen in Kürze“.

Insgesamt hat die Kriminalität in Münster laut Pressemeldung im Jahr 2019 leicht zugenommen. So ist die Zahl der Straftaten um 557 Delikte von 25.753 auf aktuell 26.310 Fälle gestiegen, sie liegt damit allerdings im Zehnjahresvergleich auf dem zweitniedrigsten Wert. Weiterhin ist fast jede zweite Straftat ein Eigentumsdelikt, das sind 48,52 Prozent aller registrierten Straftaten.

323 Wohnungseinbrüche registrierte die Polizei im Jahr 2019, und damit 155 Fälle weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote ging dabei von 21,13 auf 17,96 Prozent zurück. „Der erneute Rückgang der Fallzahlen beim Wohnungseinbruch um rund 32 Prozent ist erfreulich“, resümierte Polizeipräsident Rainer Furth. „Gleichzeitig scheitern mittlerweile mehr als die Hälfte aller Einbrüche und bleiben im Versuchsstadium stecken, weil die Täter nicht in die Wohnungen und Häuser gelangten oder ohne Beute flüchteten.“

Traditionell ist Münster besonders vom Fahrraddiebstahl betroffen. Die Zahl der mehr als 500.000 Fahrräder in der Stadt steigt mit der Zahl der Einwohner an. Trotz dieser gestiegenen Tatmöglichkeiten ging die Anzahl der gestohlenen Räder erneut von 4.382 auf 4.320 Fälle zurück. Die Aufklärungsquote von 6,92 Prozent zeigt einen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert. Dieser lag im Jahr 2018 durch die Klärung einer Tatserie aus dem Monat April mit 9,74 Prozent deutlich höher.

„Nicht nur bei Wohnungseinbrüchen und Fahrraddiebstählen verzeichnen wir die niedrigsten Fallzahlen der letzten zehn Jahre, auch die Taschendiebstähle gingen erneut um 32 Delikte auf 986 zurück“, verdeutlichte der Direktionsleiter Frank Kaiser. „Das ist der beste Wert im Zehnjahresvergleich. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote beim Taschendiebstahl auf fast 10 Prozent.“

Seit 2016 nimmt die Straßenkriminalität ab: 2019 sank die Zahl der Delikte von 9.273 im Vorjahr auf 8.888 Fälle. Zur Straßenkriminalität zählen unter anderem Körperverletzungs-, Raub- und Diebstahlsdelikte auf Straßen, Wegen und Plätzen. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 15,96 auf 13,11 Prozent, liegt damit aber noch über den Werten aus den Jahren 2015 bis 2017.

„Der Rückgang der Straßenkriminalität steht auch im Zusammenhang mit unseren Aktivitäten rund um den Hauptbahnhof“, beschrieb der Leitende Kriminaldirektor die Entwicklung. „Mehrere Razzien und weitere regelmäßige Kontrollen in Kombination mit den zum Teil aufwändigen Ermittlungen gegen Drogendealer führen zum Erfolg. Allein im letzten Jahr gingen 28 Täter wegen illegalen Rauschgifthandels in Haft, davon 10 niederländische Staatsbürger.“

Insbesondere in diesem Bereich ist dem Polizeipräsidenten das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger ein ganz besonderes Anliegen: „Es wird jede 7. Straftat, das sind insgesamt über 3600 Straftaten, im Bahnhofsumfeld begangen“, betonte Polizeipräsident Rainer Furth. „Wir müssen die polizeilichen Maßnahmen hier trotz der bisherigen Erfolge weiter intensivieren und werden unter anderem auch die Möglichkeiten des neuen Polizeigesetzes ausschöpfen. Sichtbare Präsenz und zivile Streifen in Kombination mit regelmäßigen Kontrollen sind Bestandteil unserer professionellen Polizeiarbeit.“

Das Polizeipräsidium Münster übernimmt bei bestimmten Delikten die Ermittlungen im gesamten Münsterland. Von herausragendem Interesse sind dabei immer wieder die Einsätze der Mordkommissionen. Im vergangenen Jahr führten Beamte des Polizeipräsidiums Münster 30 Mordkommissionen, davon 13 im Stadtgebiet Münster. Besondere Aufmerksamkeit fanden in Münster die Ermittlungen zu einer seit Anfang August vermissten Frau aus Münster Kinderhaus, deren Leichnam Ende August in Schleswig-Holstein gefunden wurde. Der Tatverdächtige, ein Neffe der Frau aus Pinneberg, muss sich aktuell wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Ende September versuchten zwei Frauen, sich durch das Herbeiführen einer Explosion in ihrem Wohnhaus am Max-Klemens-Kanal das Leben zu nehmen. Die 38-jährige Mieterin und ihre 67-jährige Mutter warteten auf das Eintreffen von Gerichtsvollzieher und Polizei, bevor sie den Kraftstoff entzündeten. Beide Frauen überlebten die Explosion. Drei Polizisten wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft Münster hat Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Im Jahr 2019 versuchten Betrüger durch unterschiedliche Maschen, wie zum Beispiel „Falscher Polizeibeamter“ oder „Enkeltrick“, insbesondere Bargeld von älteren Menschen zu erlangen. In mehr als 800 Fällen blieb es beim Versuch, in 48 Fällen kam es zu einem finanziellen Schaden. In den vergangenen drei Jahren haben die dreisten Täter drei Millionen Euro in Münster erbeutet.

„Die Täter sitzen meist in Call-Centern im Ausland“, verdeutlichte der Polizeipräsident. „Wir setzen mit unseren Maßnahmen einen Schwerpunkt auf die Prävention. Es darf erst gar nicht dazu kommen, dass ältere Menschen ihr ganzes Vermögen an diese Betrüger aushändigen.“ Die Polizei Münster steht nicht nur im engen Austausch mit den Geldinstituten, sondern berät auch Seniorinnen und Senioren zu diesem Thema. Aktuell bereiten wir eine Handreichung zur Vorbeugung vor.

„Immer wieder werden Polizisten und Rettungskräfte respektlos behandelt“, erklärte Rainer Furth. „Es ist unerträglich, dass Menschen in der Ausübung ihres Dienstes geschlagen, beleidigt, bespuckt und bedroht werden. Wir werden dieser Entwicklung mit allen rechtmäßigen Mitteln konsequent entgegenwirken.“

Seit dem letzten Jahr wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, wie oft ein Messer bei einer Straftat zum Einsatz kam. In 106 Fällen setzten Tatverdächtige das mitgeführte Messer ein. Dies war insbesondere bei Raubdelikten, bei gefährlichen Körperverletzungen und Bedrohungen der Fall. Unter den Tätern waren 44 nichtdeutsche Tatverdächtige, davon 20 Zuwanderer. 35 Opfer wurden leicht und acht schwer verletzt.

Die gesamte Bilanz ist auf der Homepage der Polizei Münster abrufbar.

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