Photovoltaik: Experte der FH Münster gibt Tipps

Prof. Dr. Konrad Mertens leitet das Labor für Optoelektronik und Sensorik an der FH Münster. (Foto: FH Münster/Wilfried Gerharz)

Schon vor dem Ukrainekrieg sind die Strompreise deutlich gestiegen, inzwischen haben sie Rekordwerte erreicht. Um sich unabhängiger von der Preisentwicklung zu machen, steigt die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen. Prof. Dr. Konrad Mertens, Leiter unseres Labors für Optoelektronik und Sensorik, erklärt im Interview, ob sich die Installation einer eigenen Anlage aktuell lohnt und was dieser Nachfrageboom für die Energiewende bedeutet.

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Prof. Mertens, was ist Ihr Eindruck: Ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen in den vergangenen Monaten gestiegen?

Tatsächlich ist das Interesse von Privatpersonen extrem stark gestiegen. Ich bekomme sehr viele Anfragen, ob ich Vorträge zum Thema Photovoltaik halten möchte. In einem Online-Vortrag waren kürzlich sogar 350 Interessent*innen vertreten – eine Zahl, die bis zum letzten Jahr eigentlich undenkbar war. Es zeigt sich, dass Photovoltaik aktuell ein echtes Megathema ist.

Lohnt es sich denn aktuell aus finanzieller Sicht, eine Photovoltaikanlage zu installieren?

Solaranlagen sind nach wie vor wirtschaftlich. Durch die Kombination aus Eigenverbrauch und Einspeisung von Solarstrom kann man durchaus auf Renditen von zum Beispiel vier Prozent kommen. Gleichzeitig geht der Trend zu größeren Anlagen. Während vor fünf Jahren die typischen Einfamilienanlagen meist nur fünf Kilowatt-Peak an Leistung hatten, liegen diese heute eher bei zehn Kilowatt-Peak und mehr. Peak meint dabei die Höchstleistung der Anlage. Ein Grund dafür ist die steigende Anzahl an Elektroautos. Sie sind eine ideale Kombination zu Photovoltaikanlagen, da man das Auto dann sehr günstig mit dem Solarstrom aufladen kann.

Was sollte man beim Kauf und der Installation einer Photovoltaikanlage beachten?

Am besten ist es, sich möglichst von beispielsweise drei verschiedenen Anbieter*innen ein Angebot machen zu lassen, um die Preise vergleichen zu können. Außerdem kann man dann überlegen, welche konkrete Technik einem am besten gefällt. Aktuell gibt es allerdings einen extremen Nachfrageboom an Photovoltaikanlagen, der tendenziell zu höheren Preisen und langen Wartezeiten führt. Im Moment wird mehr als jede zweite Photovoltaikanlage mit einem Batteriespeicher verkauft. Dieser verdoppelt damit oftmals die Gesamtkosten. Ich empfehle stattdessen, den Speicher zunächst wegzulassen und das gesparte Geld in mehr Solarmodule auf dem Dach zu investieren. Diese können dann die nächsten 30 Jahre effizient Strom produzieren, für das Elektroauto oder eine Wärmepumpe. Es ist möglich, einen Speicher in ein paar Jahren nachträglich installieren lassen, wenn die Speicherpreise gefallen sind.

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat für Ostern einen Photovoltaik-„Booster“ angekündigt, der zum Beispiel eine Anhebung der Einspeisevergütung vorsieht. Wer profitiert davon?

Bislang sind noch nicht alle Bedingungen klar. Angekündigt ist ein Einspeisetarif, bei dem man den gesamten auf dem Dach erzeugten Strom ins Netz einspeist und dafür eine Vergütung von zwölf Cent pro Kilowattstunde erhält. Das ist immerhin eine gute Nachricht. Die Solarverbände hoffen darauf, dass es außerdem noch Verbesserungen in der Höhe der Einspeisevergütung für normale Hausanlagen geben wird. Dies wird aber erst im parlamentarischen Prozess geklärt.

Stichwort Energiewende: Reicht der derzeitige Nachfrageboom nach privaten Solaranlagen, damit der Umstieg auf erneuerbare Energien in Deutschland gelingt?

Es ist eigentlich schade, dass es offensichtlich erst drastische Energiekostensteigerungen geben muss, damit sich die Bürger*innen mit dem Thema Photovoltaik für das eigene Haus beschäftigen. Aber besser spät als nie. Tatsächlich sind bislang bundesweit erst rund 15 Prozent des Solardachpotenzials ausgeschöpft, da ist also noch viel Luft nach oben. Ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien ist allerdings nur erreichbar, wenn wir auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen und natürlich auch Windkraftanlagen weiter deutlich ausbauen. Glücklicherweise sind die Kosten für diese Technologien in den vergangenen Jahren gesunken. Dennoch ist klar, dass die Transformation unseres Energiesystems eine Herkulesaufgabe werden wird, die uns in den nächsten 20 Jahren beschäftigen wird.

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