Während heute in Köln die Verhandlungen über den Tarifvertrag „Entlastung“ in die entscheidende Runde gegangen sind, zogen fast tausend Pflegekräfte aus den sechs Universitätskliniken in NRW heute durch Münster. Sie appellierten zu Beginn der achten Streikwoche für eine rasche Beilegung des Tarifkonflikts.
„Der Tarifvertrag ‚Entlastung‘ kann jetzt abgeschlossen werden“, hieß es gestern in einem offenen Brief der in der Gewerkschaft ver.di organisierten Streikenden an die demokratischen Parteien im Landtag. Denn bislang hätten die Klinikleitungen für tausende Beschäftigte außerhalb der Pflege kein Angebot vorgelegt, dazu zählen die Notaufnahmen, die OP-Pflege und die Ambulanzen. „Ein Krankenhaus lässt sich nicht aufspalten in Beschäftigte, die es wert sind und welche, die es nicht wert sind gute Arbeitsbedingungen zu haben“, so in dem offenen Brief weiter. Das Land muss die Refinanzierung der Kosten eines Tarifvertrags „Entlastung“ zusagen, die nicht von den Krankenkassen getragen werden.
„Der Arbeitgeber will uns spalten und trennen“, befürchtete auch Susanne Lange auf der heutigen Demonstration in Münster. Sie ist seit 30 Jahren in der Pflege und arbeitet in der Anästhesie der Universitätsklinik Münster (UKM). Auch sie fordert einen Tarifvertrag „Entlastung“ für alle Bereiche, denn alle „haben Berichte, wie katastrophal die Lage ist“. Zum jetzt schon seit zwei Monaten währenden Streik fügte sie hinzu: „Wir machen erst dann Schluss, wenn die Tinte unter einem annehmbaren TVE trocken ist“.
„Wir haben gelernt, dass es die Verantwortlichen nicht interessiert, wie es den Patienten geht“, zeigte sich Thomas Schürhoff, der in der UKM in der Notaufnahme und als Praxisanleiter arbeitet und seit 30 Jahren in der Pflege tätig ist, heute ziemlich desillusioniert. Er beklagte, dass professionelles Einarbeiten neuer Kollegen immer mehr untergehe und die Weiterbildung zurückgestellt werde. Dabei werde der Altersschnitt in der Pflege immer niedriger, es gebe immer weniger erfahrenes Personal: „Azubis müssen Löcher stopfen“, fügte er schließlich sogar hinzu.
„Krankenhaus ist mehr als die Arbeit, die man aus der Schwarzwaldklinik kennt“, sagte uns heute auch Thomas Meißner, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Münster, denn „Krankenhaus ist Teamarbeit“. Meißner nennt dafür Bereiche, wie das KiTa-Personal, den Patiententransport oder den Service und fordert „auskömmliche Personalbemessung in allen Personalbereichen“. Denn sonst könne man als Klinikpersonal nicht gesund bleiben. Beim Thema Streik wies Gewerkschafter Meißner darauf hin, dass es vorher ein Ultimatum gegeben hätte: „Die Arbeitgeber haben 100 Tage Zeit gehabt, zu reagieren“, aber dann sei das Erstaunen groß gewesen, dass zu Streikbeginn morgens die Stationen nicht besetzt waren.
Mehr Infos zum Pflegestreik findet ihr unter https://notruf-entlastungnrw.de/
Noch mehr Bilder vom heutigen Pflegestreik findet ihr in unserer Fotostrecke:
- Filmfestival wieder mit „Westfalen Connection“ Auch beim 21. Filmfestival Münster werden die besten Filme der Region ausgezeichnet / Beiträge dafür können noch bis 1. Juli eingereicht werden - 13. Mai 2025
- „AfD-Verbot jetzt!“ auch in Münster gefordert Kundgebung auf dem Stubengassenplatz war Teil einer bundesweiten Kampagne - 11. Mai 2025
- „Kulturbeutel“: Podcast aus dem Antiquariat Die fünfte Folge des Podcasts "Kulturbeutel Münster" mit Michael Solder und Leonard Lansink als Gästen erscheint kommenden Donnerstag auf Spotify - 11. Mai 2025
- Münster profitiert vom „Tatort“-Boom Studie „Set-Jetting Hotlist" hebt touristische Wirkung von Film-Drehorten hervor - 4. Mai 2025
- Rechtsextremer Übergriff in Münster Angriff nach Widerspruch gegen rechte Parolen / Linke fordert entschlossenes Handeln - 3. Mai 2025
- Feiern am Aasee verlaufen friedlich Stadt zieht positive Bilanz nach 1. Mai / Drei Tonnen Müll bleiben zurück - 2. Mai 2025