Gefährlich und gefährdet  Der Persische Leopard ist vom Aussterben bedroht

Mit der neuen Katze Nahla leben nun wieder zwei Persische Leoparden im Allwetterzoo Münster. (Foto: Allwetterzoo)
Mit der neuen Katze Nahla leben nun wieder zwei Persische Leoparden im Allwetterzoo Münster. (Foto: Allwetterzoo)

Nachdem der Leopardenkater Jahrom leider im Oktober 2022 verstorben ist, sind mittlerweile wieder zwei Persische Leoparden im Allwetterzoo Münster zu erleben. Die neue Katze Nahla kommt aus dem Zoo Płock in Polen, wo sie am 23. August 2020 geboren wurde.

Nahla selbst ist dabei nicht nur optisch eine neue Katze im Allwetterzoo, auch charakterlich ist sie wieder etwas ganz Besonderes, wie Zootierpflegerin Marijke Jakatt weiß: „Sie hat sich gut eingelebt. Egal ob in der Zusammenarbeit mit uns, beim Faulenzen direkt vor der Besucherscheibe oder hoch oben auf ihrem Plateau – sie ist nach anfänglicher Zurückhaltung in Münster angekommen.“ Sie sei aus tierpflegerischer Sicht gut zu handhaben und frisst beim Training auch schon sehr gut von der Pinzette. „Das ist wichtig, weil das der einzige Moment ist, in dem wir verhältnismäßig dicht an die Katzen herankommen und Zähne, Schleimhäute und andere Körperbereiche aus nächster Nähe kontrollieren können.“ Dabei ist Nahla beim Futter, anders als zum Beispiel Jahrom damals, nicht sehr wählerisch. „Einzig Fisch und Mäuse, damit können wir sie nicht überzeugen“, lacht die Zootierpflegerin, die sonst bestätigt, dass Nahla durch und durch eine echte Katze sei.

Bara und Nahla bleiben auf Distanz

Auch die Nachbarschaft zur zweiten Leopardenkatze Bara sei bisher gut, zeigen beide doch ein reges Interesse an der jeweiligen Nachbarin. „Wir werden die beiden allerdings nicht zusammen lassen. Das Risiko, dass sie sich nicht verstehen, ist einfach zu groß“, erklärt Jakatt. Es entspricht nicht der Natur dieser scheuen Einzelgänger.

Bara, die zweite Leopardenkatze, lebt in unmittelbarer Nachbarschaft. (Foto: Allwetterzoo)
Bara, die zweite Leopardenkatze, lebt in unmittelbarer Nachbarschaft. (Foto: Allwetterzoo)

Daher bleibt die Verbindungstür der beiden Bereiche besser geschlossen. Besucher können die beiden Persischen Leoparden übrigens sehr gut unterscheiden: „Nahla läuft etwas, wie soll ich sagen, komisch“, beschreibt Jakatt. „Sie ist durchtrittig. Das heißt, dass sie hinten rechts beim Auftreten ihren Lauf bis zum Gelenk aufsetzt. Sie zeigt aber kein Schmerzempfinden, kann laufen, klettern und springen und ist auch sonst sehr agil.“ Dabei wäre sie, anders als Bara, keine Lauerjägerin. „Wenn wir die Katzen in den inneren Bereich holen wollen, lauert Bara immer auf den Moment, an dem wir sie nicht voll im Blick haben und ist dann immer blitzschnell bei uns.

Nahla hingegen kommt immer sofort rein und sucht uns.“ Das wiederum eint die beiden aber im täglichen Umgang in der Tierpflege: „Es sind Raubkatzen. Mit denen ist nicht zu spaßen. Das macht den Arbeitsalltag mit den Leoparden sehr spannend, aber auch fordernd.“

Zootierpflegerin Marijke Jakatt (li.) mit ihrer Kollegin Lea Strootmann. (Archivbild: Rohling)
Zootierpflegerin Marijke Jakatt (li.) mit ihrer Kollegin Lea Strootmann. (Archivbild: Rohling)

Nachwuchs – auch ohne Kater

Zwei Katzen, kein Kater? Das EEP, das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EAZA Ex-situ-Programm), hat die Entscheidung getroffen, dass wir neben unserer Bara erstmal eine zweite Katze halten sollen. Damit ist das Thema einer möglichen Nachzucht dieser seltenen Katzen aber nicht vom Tisch, wie Zootierärztin Dr. Imke Wiemann vom Allwetterzoo Münster weiß. Nahla ist noch recht jung, aber es wird davon ausgegangen, dass sie noch in diesem Jahr zum ersten Mal eine Rolligkeit aufzeigen wird. Mit besonderem Verhalten wie rufen, markieren oder auf dem Boden rollen signalisiert sie so dem Kater, dass sie paarungsbereit ist, erklärt Dr. Wiemann. „Bei Leoparden ist auch für uns Menschen daher sehr gut zu sehen, wenn sie rollig werden. Bis zu einer Woche lang sind die Leopardendamen dann sehr anhänglich. Das haben sie mit unseren Hauskatzen gemeinsam.“ Und auch wenn derzeit kein Kater in Münster ansässig ist, soll mit Nahla gezüchtet werden.

Die moderne Medizin macht es, wie auch bei den Menschen, möglich, dass Partnerin und Partner nicht zwingend einen direkten Kontakt und Austausch benötigen. „Das EEP (EAZA Ex-situ-Programm) für Persische Leoparden hat bereits einen Samenspender ausgemacht“, so die Expertin des Allwetterzoo. „Es ist Grom, der Leopardenkater des Kölner Zoos, der dort seit August 2022 lebt und zehn Jahre alt ist.“ Das Besondere an Grom: Er hat noch nie Nachwuchs gezeugt und seine Linie ist noch nicht im EEP vertreten. „Damit ist er für den Arterhalt von besonderem genetischem Interesse.“

Zucht der Samtpfoten

Die Reproduktionsmedizin bei Leoparden unterscheidet sich wesentlich von der beim Menschen. Das fängt schon damit an, dass bei einem so gefährlichen Tier kein regelmäßiger Ultraschall möglich ist. Denn das würde jedes Mal eine Sedierung mit sich bringen, was unnötiger Stress für die Leoparden bedeuten würde. „Die Katze gibt das Zeitfenster vor. Wenn sie dem Verhalten nach eine Rolligkeit zeigt, muss es recht schnell gehen“, beschreibt Dr. Wiemann den Ablauf. „Das heißt: Wir müssen mit den Kolleginnen und Kollegen in Köln sehr zügig einen Termin vereinbaren, genauer gesagt am vierten oder fünften Tag des Verhaltens, damit wir von Grom die Spermien über eine Absamung erhalten können.“ Bei guter Spermienqualität wird die wertvolle Probe direkt gekühlt und nach Münster gebracht. „Am gleichen Tag würden wir dann Nahla in einer kurzen Narkose besamen. Den Eisprung müssen wir dann noch über eine Hormongabe auslösen“, erläutert Dr. Wiemann. Das simuliert ihrem Körper die Penetration durch einen Kater.

Nahla wurde am 23. August 2020 im Zoo Płock in Polen geboren. (Foto: Allwetterzoo)
Nahla wurde am 23. August 2020 im Zoo Płock in Polen geboren. (Foto: Allwetterzoo)

Anders als beim Menschen kommt es bei Katzen nämlich nur dann zum Eisprung, wenn ein Deckakt stattfindet. „Den fehlenden Kater vor Ort müssen wir also auf ganzer Linie ersetzten.“ Dann können wir nur noch abwarten und hoffen, dass mindestens eine Eizelle befruchtet und eingenistet ist. Wenn alles geglückt ist, würde Nahla rund drei Monate später Nachwuchs zur Welt bringen. Bei Persischen Leoparden handelt sich meist um ein bis drei Jungtiere pro Wurf. Bei der Geburt sind die kleinen Leoparden blind. Sie wiegen nur so viel wie eine große Salatgurke. Erst nach etwa zwei Jahren verlassen junge Leoparden ihre Mutter, um ein eigenes Revier zu finden.

Arterhalt inner- und außerhalb des natürlichen Lebensraums

Klares Ziel und Pflicht ist es, den Bestand der Persischen Leoparden in zoologischen Gärten durch gezielte Zucht zu erhalten. „Ziel ist es dann, auch eigene Tiere in eine Zucht- und Auswilderungsstation zu geben“, erklärt Marcel Alaze, Senior-Kurator im Allwetterzoo Münster und zuständig für die Persischen Leoparden. „Hauptziel ist die Erhaltung der Art in- und ex-situ. Sollten wir, was ich sehr hoffe, in naher Zukunft junge Leoparden im Allwetterzoo aufziehen können, bedeutet das deswegen noch nicht, dass genau diese Tiere in eine Zucht- und Auswilderungsstation kommen“, so Alaze. Denn „eine gesunde Zuchtpopulation in den europäischen Zoos zu erhalten, ist ebenso wichtig für diese Art.“ Langfristig hofft das Team des Allwetterzoo Münster aber, mit seinen Nachzuchten auch die Arbeit des WWF vor Ort in den angestammten Lebensräumen der Persischen Leoparden unterstützen zu können. Unter dem Titel „Team Leopard Münster“ gibt es hier seit einigen Jahren eine intensive Zusammenarbeit zum Arterhalt.

Transparenzhinweis:

In unserer Medienpartnerschaft mit dem Allwetterzoo Münster ermöglichen wir vertiefende Einblicke in die Arbeit und den Alltag des Zoos am Aasee. Die Reihe bietet Blicke hinter die Kulissen und Berichte über die Menschen, die sich jeden Tag um das Wohl der Tiere bemühen.

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