Das Paul-Gerhardt-Haus, wie wir es seit Jahrzehnten kennen, wird es so nicht mehr lange geben. Da die evangelische Erlöser-Kirchengemeinde das große, zentral gelegene Gemeindehaus langfristig nicht mehr eigenständig in Betrieb halten kann, hat sie sich für eine neue Lösung Partner gesucht. Zusammen mit der katholischen St. Franziskus-Stiftung Münster soll nun neben der Erlöserkirche ein neuer „Bildungs- und Begegnungs-Campus“ als ökumenisches Gemeinschaftsprojekt entstehen. Der Rat der Stadt Münster hat gestern grünes Licht dafür gegeben, dass auch ein städtisches Grundstück dafür genutzt werden kann.
Laut Pressemitteilung sehen die Planungen „eine attraktive Neubebauung am bisherigen Standort des Paul-Gerhardt-Hauses und des danebenliegenden Parkplatzes vor“. Der Rat der Stadt Münster hat in seiner Sitzung am 15. Februar 2023 die liegenschaftlichen Voraussetzungen für die Realisierung des Projektes geschaffen und unter anderem ein Erbbaurecht für ein städtisches Grundstück vergeben. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Franziskus Stiftung einen Architektur-Wettbewerb ausgelobt und in einem Preisgericht gemeinsam mit hochrangigen Vertretern der Stadt Münster und der Erlöser-Kirchengemeinde über den Siegerentwurf entschieden. Die weiteren Planungsschritte werden nun konkretisiert.
„Wir freuen uns über die positive Entscheidung der Stadt Münster. Das Projekt ist ein ökumenischer Leuchtturm in vielfacher Hinsicht und einzigartig in und für Münster und das Münsterland“, sagt Dr. Nils Brüggemann, Vorstandsvorsitzender der Franziskus Stiftung. Die Interessen der Projektpartner ließen sich gut mit dem Neubau umsetzen. Die Stiftung sucht für die Franziskus Gesundheitsakademie Münster mit ihren Bildungsangeboten ein Gebäude in zentraler und mit dem öffentlichen Personennahverkehr gut erreichbarer Lage in der Stadt Münster. „Wir wollen unsere Ausbildungskapazitäten für Pflegefachkräfte deutlich erweitern und ein exzellentes, modernes Ausbildungsangebot an einem attraktiven Standort schaffen“, so Dr. Nils Brüggemann.
Die Erlöser-Kirchengemeinde benötigt weiterhin Räumlichkeiten, die unter anderem als Gemeindezentrum der Kirchengemeinde genutzt werden können. „Das Paul-Gerhardt-Haus zukünftig eigenständig in Betrieb zu halten, ist für unsere Kirchengemeinde finanziell nicht möglich. Daher waren wir von einer Neubebauung gemeinsam mit der Franziskus Stiftung von Beginn an überzeugt“, erklärt Pfarrer Frank Winkelmeyer. Zwei Gutachten kamen zuvor zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung in Millionenhöhe notwendig sei, ohne eine wesentliche Verbesserung der funktionalen Notwendigkeiten zu erreichen.
Die St. Franziskus-Stiftung Münster wird die Investitionskosten für die Errichtung des Neubaus tragen und erhält dafür Fördermittel des Landes. Der Erlöser-Kirchengemeinde stellt die Franziskus Stiftung Räumlichkeiten zur Miete zur Verfügung. Beide Partner planen den Bau zusammen und werden die Räumlichkeiten gemeinsam nutzen („Shared Spaces“).
Die unterschiedlichen Nutzungszwecke als Gesundheitsakademie mit dem Schwerpunkt einer modernen Schule für Gesundheitsberufe für junge Menschen und einem Simulationszentrum sowie die Angebote der Kirchengemeinde „bieten durch die ideellen und inhaltlichen Verknüpfungen große Chancen“, heißt es weiter in der PM. Sowohl die St. Franziskus-Stiftung Münster als auch die evangelische Kirchengemeinde legen demnach „großen Wert auf eine ökologisch sinnvolle und damit nachhaltige Entwicklung ihrer Einrichtungen“.
Der Architektenentwurf sieht ein sechsstöckiges Gebäude vor, das laut Pressemeldung „passend zu den Bestandsgebäuden der Erlösergemeinde aus rotem Backstein bestehen wird und sich städtebaulich bestmöglich ins Gesamtgefüge integriert“. Der Bildungs- und Begegnungscampus soll zur Seite der Kirche stufenförmig errichtet werden, wobei der jeweilige Vorsprung auf jeder Etage als begehbare Grünterrasse angelegt wird. „Der Bildungs-und Begegnungs-Campus ist ein gelungenes Beispiel für die angestrebte Vielfalt in der Münsteraner Innenstadt. Das Herz der Stadt soll zukünftig ein lebendiger, inklusiver und bunter Alltags-, Wohn- und Arbeitsort für alle Menschen sein. Mit dem Architektur-Wettbewerb wurde hierfür eine städtebaulich überzeugende Lösung gefunden“, freut sich Stadtbaurat Robin Denstorff über das erzielte Ergebnis.
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