Oberfinanzdirektion: Rückbau statt Sprengung

Das Gebäude der ehemaligen Oberfinanzdirektion wird auf konventionellem Wege rückgebaut. (Foto: th)
Das Gebäude der ehemaligen Oberfinanzdirektion wird auf konventionellem Wege rückgebaut. (Foto: th)

Das Gebäude der ehemaligen Oberfinanzdirektion (OFD) wird ab Januar Etage für Etage mit einem Longfront-Bagger abtragen. Das teilte die Stadt Münster am Mittag mit. In den letzten Wochen wurde abgewägt, ob der Betonriese an der Andreas-Hofer-Straße gesprengt oder konventionell rückgebaut wird.

Äußerlich wahrt das inzwischen entkernte Hochhaus noch seine Form, doch in seinem Inneren ist nur noch nackter Beton übrig. Seit dem Sommer hat eine Spezialfirma etwa 230 Tonnen Asbest und 300 Tonnen PCB ausgebaut und fach- und gesundheitsgerecht entsorgt. „Wir liegen exakt im Zeitplan. Mitte Dezember ist die Schadstoffsanierung abgeschlossen“, erklärt Stadtrat Matthias Peck. Der Rest des Gebäudes werde nun klassisch rückgebaut. „Eine Sprengung des Gebäudes macht wirtschaftlich keinen Sinn“, so Peck weiter. Diese alternative Rückbaumethode scheide aus, da massive Stahlstützen das gut 41 Meter hohe Haus tragen. Diese müssten durch Schneidladungen (Sprengstoff) ausgetrennt werden. Schneidladungen entwickeln bei der Explosion Temperaturen, die die Stahlquerschnitte wie Butter durchtrennen können. „Wir hätten dafür den durchschnittlichen Jahresbedarf der Bundesrepublik an Schneidladungen benötigt“, betont Stadtrat Peck. Mengen, über die der deutsche Markt gar nicht verfügt und die aus Übersee verschifft worden wären.

Ein Bild aus alten Zeiten: Das Hochhaus der ehemaligen OFD mit den bereits abgerissenen Pavillons. (Foto: Stadt Münster / Sammlung Stadtarchiv)
Ein Bild aus alten Zeiten: Das Hochhaus der ehemaligen OFD mit den bereits abgerissenen Pavillons. (Foto: Stadt Münster / Sammlung Stadtarchiv)

Stattdessen wird ein Longfront-Abbruchbagger dem alten Verwaltungsgebäude aus den 60er Jahren an den Kragen gehen. Ausleger mit Riesenzangen und einer Höhenreichweite von bis zu 52 Metern werden sich durch die massive 30 cm starke Stahlbeton-Dachdecke kneifen und sie zerkleinern. Von oben nach unten, von den Haus-Außenseiten ins Gebäudeinnere, bahnt sich die Abbruchschere ihren Weg, um die Betonteile herauszubrechen. „Den entstehenden Staub und Dreck lassen sich auf ein Minimum reduzieren“, erklären Projektleiterin Rita Wolking und Bauingenieur Sven Lammert, „der Rückbau findet unter permanentem Einsatz von Wasser statt.“ Vernebelungsdüsen am Gerät und Wasserspritzen schlagen den Staub direkt nieder.

Eine gute Nachricht für die Anwohner: Zwischen dem 16. Dezember und 9. Januar ruhen die Arbeiten auf der Baustelle. Mitte nächsten Jahres sollen die Abrissarbeiten beendet sein. Ab 2018 entsteht auf dem Grundstück und unter Einbezug der benachbarten Fürstin-von-Gallitzin-Realschule die zweite städtische Gesamtschule, ein barrierefreier Bildungsstandort mit Sporthallen, Grünflächen und einer Kita.

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