Seit vierzig Jahren fährt Uwe Wenzel aus Detmold Motorrad, dabei ist ihm bis dato nie etwas passiert. Diese Glückssträhne riss an einem Samstag im Juni: Bei einer Fahrt auf der A33 verunfallte der 59-Jährige ohne eigenes Verschulden schwer. Mit einer Knieluxation und schweren Abschürfungen vor allem an den Händen wurde er zur Erstversorgung in ein regionales Krankenhaus gebracht. Seine schwere Knieverletzung musste nun von den Spezialisten des UKM operiert werden. Für ihn steht jetzt fest: Motorradfahren ja – aber nie mehr ohne ausreichende Schutzkleidung.
Uwe Wenzel ist damit einer von vielen Menschen, die insbesondere in der Sommersaison am Wochenende mit ihrem Motorrad verunglücken. Die Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM registriert als überregionales Traumazentrum samstags und sonntags deutlich mehr solcher Notaufnahmen über den Schockraum. Aber auch aus kleineren Krankenhäusern werden im Sommer Motorradverunfallte aus anderen Kliniken zugeliefert. So auch Uwe Wenzel, der aus Paderborn letztlich wegen seiner komplizierten Knieverletzung ans UKM kam. Sein linkes Knie ist mit einem externen Fixateur ruhiggestellt. „Ich habe mir das Knie ausgerenkt und laut MRT-Bild sind auch Bänder und Nerven mitbetroffen. Ich habe kein Gefühl im Fuß und hoffe, dass die Operation erbringt, dass ich demnächst wieder laufen kann.“
Bei hohem Tempo wurde Wenzel durch ein Auto, das plötzlich von rechts nach links ausscherte, ausgebremst. „Ich kann mich an den Unfallhergang nicht erinnern“, gibt er zu Protokoll. „Mein Sohn, der hinter mir fuhr, musste den Unfall mitansehen. Er hat mir berichtet, dass ich fast 150 Meter über die Fahrbahn gerutscht bin. Ich hatte nur eine Lederjacke an und natürlich einen Helm auf.“
Unfallchirurg Dr. Johannes Glasbrenner, behandelnder Oberarzt der Klinik, glaubt, dass der Patient trotz fehlender Schutzkleidung Glück gehabt hat: „Der Asphalt hat die Haut an den Händen und das Gewebe darunter regelrecht verbrannt“, berichtet er. Motorradhandschuhe hätten das natürlich verhindert. Die Verletzung des Knies ist davon allerdings unabhängig zu sehen.“
Der Patient selbst nimmt sich jedenfalls etwas für die Zukunft vor. „Ich habe mir geschworen, noch nicht einmal mehr ein Päckchen Zigaretten ohne Schutzkleidung zu holen. Ab jetzt immer nur in kompletter Motorradmontur: Dadurch kann man das Verletzungsrisiko doch enorm reduzieren. Ich denke sogar, vielleicht sollte es eine gewisse Pflicht zum Tragen von Schutzmontur geben. Wenn man solche Verletzungen hat wie ich jetzt, dann denkt man darüber doch anders.“
Drei Fragen an Dr. Johannes Glasbrenner, Oberarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM:
Was sind die Gefahren des Motorradfahrens? Gibt es typische Verletzungsmuster?
Es ist sicherlich so, dass die Motorradfahrer großen Geschwindigkeiten und Kräften ausgesetzt sind und gleichzeitig weniger Schutz um sich haben als beispielsweise ein Autofahrer. Typische Verletzungen sind Polytraumata, also Kombinationsverletzungen schwerwiegender Art an mehreren Körperregionen. Betroffen sein können vom Kopf über die Wirbelsäule, Bauchraum und Extremitäten eigentlich sämtliche lebenswichtigen Organe. Mit dem Motorrad Verunfallte werden bei Einlieferung in den Schockraum deswegen genauestens auf alle Verletzungen gescannt.
Wie viel Wert sollten Motorradfahrer auf Schutzkleidung legen? Schützen zusätzliche Rückenstabilisatoren oder Air-Bag-Westen besser?
Es ist absolut wichtig, immer adäquate Schutzkleidung zu tragen. In manchen Fällen kann die richtige Schutzkleidung dafür sorgen, dass ein Unfall ohne größere Verletzungen abgeht. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass bei höheren Geschwindigkeiten auch mit adäquater Schutzkleidung schwere Verletzungsfolgen durchaus auftreten können. Aber es schadet sicher nicht zu versuchen, Unfallfolgen durch umfangreiche Schutzkleidung zu minimieren.
Inwieweit sind Motorradunfälle eine Frage der Saison?
Ohne Frage sind diese Unfälle sehr saisonabhängig. Wir merken das in unserer Notaufnahme, dass, sobald das Wetter besser wird, wir auch vermehrt verletzte Motoradfahrerinnen und -fahrer über unseren Schockraum aufnehmen. Trotzdem muss man wissen: Selbst bei optimaler Fahrpraxis kann nie ein Unfall ausgeschlossen werden, einfach, weil andere Verkehrsteilnehmer Motorräder übersehen oder unterschätzen. Sehr oft tragen Motorradverunfallte nicht selbst Schuld am Unfall. Es ist wichtig zu wissen, welches Risiko mitfährt.
Transparenzhinweis: Dieser Inhalt wurde uns von der Pressestelle des UKM zur Verfügung gestellt.
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