Im neuen Jahr knüpft die Stadt Münster nahtlos an die Traditionen aus der Zeit vor der Pandemie an, und so hatten Rat und Verwaltung heute wieder zum Neujahrsempfang in den Festsaal des Rathauses eingeladen. Viele waren gekommen, um der Begrüßung des Oberbürgermeisters Markus Lewe zu lauschen oder der Festrede von Professorin Dr. Barbara Stollberg-Rilinger über die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster. Es ging aber wie immer bei solchen Veranstaltungen auch ums Sehen und Gesehen werden.
Und so begrüßte OB Lewe eine fast unendlich wirkende Zahl ganz unterschiedlicher Gruppen, von Mandatsträgern im Bundestag, Landtag, der Bezirksregierung und dem Landschaftsverband sowie den umliegenden Kreisen und Städten bis hin zu Vertetern von Kirchen und religiösen Gemeinschaften, bürgerschaftlich engagierten Menschen oder Berufsständen. Dabei nannte er zum Glück nur sehr wenige namentlich, denn das hätte sonst noch viel länger gedauert – so manch einer witzelte ob dieser Aufzählung, dass drei Mal so viele Menschen anwesend seien, als man sehen könne.
Um mit seiner Begrüßungsrede zur heutigen Festrednerin überzuleiten, brauchte Lewe nur auf auf das Außenministertreffen der G7-Staaten in Münster vor zwei Monaten verweisen. Auch wenn dabei keine Friedensverhandlung zu einem aktuellen Krieg auf der Tagesordnung stand, konnte sich Münster als Ort für diplomatische Verhandlungen empfehlen, die beim G7-Treffen tatsächlich im historischen Friedenssaal des Rathauses stattfanden. Bei der Gelegenheit erzählte der OB von den ersten Gesprächen mit der neuen Partnerstadt Winnyzja in der Ukraine, die aus naheliegenden Gründen bisher lediglich online stattfanden. Sein direkt darauf folgender Hinweis, dass dabei die Kontakte zur russischen Partnerstadt Rjasan weiter gepflegt werden, fand wohlwollenden Applaus: „Wir brauchen schließlich auch eine Perspektive für die Zeit nach dem Krieg.“
Professorin Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, die zwanzig Jahre lang an der WWU Münster die Geschichte der Frühen Neuzeit lehrte und heute Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin ist, klärte das Publikum darüber auf, wie die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden wirklich aussahen. Beim ersten großen Friedenskongress der Neuzeit saßen die Vertreter nämlich nicht wie beim G7-Treffen zusammen an einem Tisch, dafür standen ihnen neben der Frage nach der Konfession der Verhandlungspartner vor allem zahlreiche zeremonielle Hürden im Weg. Stollberg-Rilinger beschrieb sehr anschaulich, wie wir uns die damaligen Abläufe wirklich vorstellen dürfen. So mancher Besucher des Empfangs freute sich, dass eine Wissenschaftlerin so verständlich und überhaupt nicht abgehoben aus ihrem Forschungsgebiet erzählt.
Anschließend ging es in den obligatorischen Sektempfang mit dem üblichen Geplauder in kleinen Grüppchen über, den die Band Thieves mit ein paar Klassikern aus Jazz, Pop und Soul begleiteten, während die mitgebrachten Kinder in einem der Sitzungssäle mit großen Lego-Steinen spielen konnten.
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