Als der erste Honig aus der Schleuder durch ein Sieb fließt, geht ein Raunen durch das food lab an der FH Münster. Kein Wunder, denn Prof. Dr. Guido Ritter hat den Oecotrophologie-Studierenden zuvor erklärt, was alles hinter dem Produkt Honig steckt: Für 500 Gramm Blütenhonig müssen Bienen etwa zwei Millionen Blüten anfliegen. Rund 40.000 Ausflüge des Bienenvolks hin und zurück sind es, was einer Flugstrecke von drei Erdumrundungen entspricht. Die Hobbyimker Leonie Fink, Ana Luckas und Steffen Schmidt begleiten das Seminar „Schwarmintelligenz – Imkern für Studierende“, das im April gestartet ist und nun mit der Honigernte eine erste Etappe erreicht.
Die Honigräume gefüllt mit Waben, die die Studierenden für die Gewinnung des süßen Saftes erst entdeckeln müssen, stammen aus dem Campusgarten „GrüneBeete“. Gemeinsam probieren sie das Ergebnis wochenlanger Arbeit. „Wie schmeckt der Honig?“, fragt Ritter in die Runde. „Süß“, sagt ein Student und lacht. „Nach Lindenblüte“, ruft ein anderer. Tatsächlich stehen auf dem Campusgartengelände einige Linden. „Wer sich erst mal auf Honig eingeschmeckt hat“, erzählt der Sensorikexperte, „wird begeistert sein, welche Nuancen es da gibt.“ Mehr als 180 Inhaltsstoffe hat Honig, der eine Mischung aus pflanzlichem Nektar, tierischem Honigtau und Enzymen ist. Diesen Enzymen, die Bienen dazusetzen, ist die antibakterielle Wirkung zu verdanken.
Am Ende sind alle gespannt, wie viel die Ernte auf die Waage bringt. Von einem Volk stammen 15 Kilo, von dem anderen zehn, verkündet Schmidt. Rechnerisch wären sie das Ergebnis einer Flugstrecke von 100 bis 150 Erdumrundungen. Der größere Teil des Honigs wird gelagert und im Wintersemester in der innovativen Produktentwicklung mit Studierenden eingesetzt. Die Zehn-Kilo-Ernte geht allerdings ins Labor für Lebensmittelanalytik am Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management. Denn sie stammt von einem Bienenvolk, das von der Varroa-Milbe befallen war und mit Ameisensäure behandelt werden musste. Sie wird auf Rückstände analysiert.
Im kommenden Wintersemester geht das aus Mitteln des Wandelfonds finanzierte Seminar weiter. Dann wird der Schwerpunkt auf Analytik, Sensorik, Produktentwicklung und Digitalisierung liegen. Es ist ein Zusatzangebot im Studium generale für Oecotrophologie-Studierende, in dem sie sich die Entstehung eines tierischen Lebensmittels in Theorie und Praxis erarbeiten können. „Und nebenbei leistet es auch einen Beitrag zum angewandten Verständnis der Biodiversität“, so Ritter.
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