Über zwei Wochen steht die neue Give-Box bereits auf dem Kirchplatz vor der St.-Josephs-Kirche an der Hammer Straße und die Schlange davor reißt nicht ab. Kinder und Erwachsene, Nachbarn und Passanten legen Kleidungsstücke oder Bücher in den begehbaren Schrank und nehmen sich Spielwaren oder Dekoartikel heraus. Geben und nehmen, tauschen oder verschenken – das ist das Prinzip des gut zwei Meter hohen und 1,70 Meter breiten Schranks. „Wir freuen uns sehr, dass die neue Box so gut bei den Leuten hier im Südviertel ankommt“, sagt Margarete Schylek. Die Pastoralassistentin ist hauptamtlich in der katholischen Pfarrei St. Joseph Münster-Süd tätig, die die Trägerschaft für die Give-Box übernommen hat.
Mit der alten Give-Box, die bis zur Renovierung des Kirchplatzes im Sommer 2019 in Betrieb war und über die es zum Schluss Beschwerden wegen Vermüllung gegeben hatte, hat das neue Modell nichts gemeinsam. Der anfällige Holzrahmen ist einem stabilen Stahlgestell gewichen, zusammengeschweißt von Schlosser René Radke. Eine Kleiderstange und mehrere Regalböden strukturieren den Schrank. Die bunt gestaltete Rückwand von Margarete Schylek lädt dazu, die einzelnen Fächer ordentlich zu füllen. Wer die Give-Box an ihrem alten Standort links unter dem Baum sucht, bleibt erfolglos. Die Box hat ein neues Zuhause auf der rechten Seite des Kirchplatzes bekommen – gut sichtbar für alle. Direkt daneben befindet sich seit kurzem ein Kleidercontainer der Christliche Arbeiterjugend (CAJ). „Damit möchten wir verhindern, dass Leute ihre aussortierte Kleidung einfach vor die Box legen, wenn diese voll ist“, erklärt die Pastoralassistentin.
Nach dem Entfernen der Give-Box im vergangenen Sommer war die Nachfrage der Menschen im Viertel groß, weiß Margarete Schylek. „Obwohl es damals keine klare Trägerschaft gab, haben sich die Leute an uns als Pfarrei gewandt.“ Die Pastoralassistentin und der Verwaltungsreferent von St. Joseph Münster-Süd, Ulrich Orschel, haben sich daraufhin für einen Neubau eingesetzt. Die Gremien wurden mit einbezogen, ein neues Konzept wurde erarbeitet. Für die Verantwortlichen steht bei dem Projekt neben dem caritativen vor allem der nachhaltige Gedanke im Mittelpunkt: „Durch das Tauschen und Teilen wird die Lebensdauer vieler Alltagsgegenstände verlängert“, sagt Ulrich Orschel. „Wir leisten damit als Pfarrei einen Beitrag zu Müllvermeidung und Ressourcenschonung.“ Das passt zur Ausrichtung der Pfarrei, die bereits als ökofaire Kirchengemeinde zertifiziert ist.
Nach Aufrufen in den Sozialen Medien und durch persönliche Ansprache hat sich ein Team aus Ehrenamtlichen gebildet, das die Give-Box betreut. „Wir haben einen genauen Plan entwickelt, damit ein bis zweimal pro Tag jemand nach dem Rechten sieht und die Give-Box wenn nötig aufräumt“, erklärt Helferin Nicol Froning. Doch das Team hofft zudem auf die Unterstützung aller, die die Box nutzen: „Nur wenn alle mithelfen, kann es langfristig ordentlich bleiben.“ Die äußere Optik muss stimmen, da sind sich die Verantwortlichen einig. Darum ist auch die Rückseite gestaltet: Der kolumbianische Künstler Jorge Hidalgo, der selbst im Südviertel lebt, hat darauf ein Kunstwerk gemalt, das verschiedene Gesichter und Augen, die miteinander verschwimmen, zeigt. „Darin soll die Mentalität unseres Viertels zum Ausdruck kommen“, erklärt er. „Wir führen keinen Kampf der Kulturen, sondern hier herrscht eine große Offenheit und Vielfalt der unterschiedlichen Menschen.“
Wer das Team der Give-Box ehrenamtlich unterstützen möchte, kann sich im Pfarrbüro von St. Joseph Münster-Süd melden, per Mail an stjoseph-muenster@bistum-muenster.de.
Bildunterschriften:
Freuen sich über die fertiggestellte und gut frequentierte Give-Box: (von links) Ulrich Orschel (Verwaltungsreferent), Nicol Froning (Helferin), René Radke (Schlosser), Margarete Schylek (Pastoralassistentin) und Jorge Hidalgo (Künstler).
Kleidung, Bücher und andere Alltagsgegenstände stehen in der Give-Box zum tauschen und teilen bereit.
Die von Jorge Hidalgo gestaltete Rückseite soll die Offenheit und Vielfalt der Kulturen im Südviertel zum Ausdruck bringen.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
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