Nathan der Leise – Nathan Gray in der Pension Schmidt

Ungewohntes Setting für Nathan Grey, der auf seiner ersten Solo-Tour ist. (Foto: mw)
Ungewohntes Setting für Nathan Grey, der auf seiner ersten Solo-Tour ist. (Foto: mw)

Bisher war Nathan Gray vor allem als Frontmann der Post-Hardcore-Bands Boysetsfire und The Casting Out bekannt, also nicht unbedingt in den leisen Gefilden der Gitarrenmusik unterwegs. Ganz anders an diesem entspannten Montagabend in der Pension Schmidt. Vor (unglaublich schnell!) ausverkauftem Haus präsentiert er seine emotionale und nachdenkliche Seite.

Nur mit Gitarre und Stimme gibt er für das – stilecht auf gemütlichen Sofas und Sesseln herumlümmelnde – Publikum eigene Songs seiner neuen Platte „Feral Hymns“ sowie eine Auswahl von Stücken aus seinen zahlreichen Bands und Projekten zum Besten.

Und wirklich leise geht es dabei auch nicht zu. Auch wenn Nathan Gray aufgrund technischer Probleme auf die verzerrten Gitarren des Albums verzichtet (was den Songs erstaunlich gut tut), ist er stimmlich immer eine Macht und ausgesprochen durchsetzungsfähig. Dass er ganz offensichtlich mehr Sänger als Gitarrist ist, ist dem Spaß an der Sache jedoch nicht abträglich. Sein reduziertes, aber effektives Gitarrenspiel passt sich seiner Stimme hervorragend an, wenn auch für die nächste Show ein etwas stimmstabileres Instrument wünschenswert wäre. Aber was ist schon ein Viertelton unter Freunden?

Nathan Gray bot einen berührend gefühlvollen Abend in der Pension Schmidt. (Foto: mw)
Nathan Gray bot einen berührend gefühlvollen Abend in der Pension Schmidt. (Foto: mw)

Inhaltlich zeigt sich Gray sowohl bei seinen Ansagen als auch bei den Songtexten erstaunlich offen und gibt recht bewegende Einblicke in sein Leben. So bewegen sich große Teile des Konzertes thematisch zwischen Verlust, Trauer, seelischen Extremsituationen und dem Missbrauch institutioneller Macht, vor allem kirchliche Würdenträger werden nicht geschont. Aber auch der Hoffnungsschimmer am Horizont und die heilende Kraft der Musik kommen nicht zu kurz. Gray geht sowohl stimmlich als auch emotional an seine Grenzen, was das Publikum mit reichlich Applaus und am Ende des Abends sogar mit stehenden Ovationen honoriert.

Und das zu Recht! In gut neunzig Minuten Spielzeit beweist Nathan Gray, dass ihm auch leisere Töne und intime Konzertlocations liegen. Als solche zeigt sich die Pension Schmidt von ihrer besten Seite. Selten hat man bei Konzerten so bequem gesessen und wurde mit einer so vielseitigen Getränkeauswahl bewirtet. Chapeau! Hier kann man in Zukunft hoffentlich noch den einen oder anderen Künstler in entspannt-familiärer Atmosphäre begrüßen.

Alle Bilder: mw

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