Kein Durchkommen gab es am Freitag Abend in Münsters Innenstadt, weil tausende Münsteraner gegen den Neujahrsempfang der AfD im Rathaus demonstrierten. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“, ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppen und Organisationen, hatte zu den Protesten unter dem Motto „Solidarisch gegen den Rechtsruck“ aufgerufen.
Gerade einmal 200 Teilnehmer sollen bei der AfD auf der Gästeliste für ihrem Neujahrsempfang gestanden haben, für den sie am Freitag Abend nach 2017 nun zum zweiten Mal in Münsters Rathaus eingeladen hatte. Denen schallte von draußen seit dem Nachmittag ein vielfältiger, lauter und bunter Protest aus der Stadtgesellschaft entgegen. Menschen allen Alters waren dem Aufruf des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ gefolgt und demonstrierten auf dem Prinzipalmarkt, dass die AfD in Münster nicht willkommen ist. Die Polizei betont, dass sie das „lautstark, aber friedlich“ getan haben. Da ist es denn auch egal, ob es nun „rund 8.000 Menschen“ waren, wie es in der polizeilichen Pressemeldung heißt, oder ob es „mehr als 10.000 Leute“ waren, wie es das veranstaltende Bündnis gezählt hat.
Die Kaufleute vom Prinzipalmarkt ließen diesmal die Beleuchtung an, nachdem erst jüngst ein Gerichtsurteil zur Rathausverdunkelung 2017 erging. Sie hatten aber wieder ihre Häuser mit großen Europafahnen geschmückt, eine hing sogar an der Lambertikirche. Damit wollten sie sich mit dem Protest solidarisieren und zeigen, dass sie für etwas stehen: für ein solidarisches Europa, für Dialog und Toleranz. Auch vor der Bühne wurden auffallend viele Europa-Fahnen geschwenkt, aber natürlich auch die von Verbänden, Parteien und Gewerkschaften. Vetreter vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der noch jungen Bewegung „Fridays For Future“ sprachen ebenso Grußworte, wie Peter Mai vom DGB oder Dr. Ömer Yavuz vom Integrationsrat der Stadt. Die meisten Teilnehmer waren aber nicht gekommen, um sich die zahlreichen Reden oder die Live-Musik der Band „Mr. Irish Bastard“ anzuhören, sondern um ihre Abneigung gegenüber der AfD und ihrer Politik zu äußern. „Ganz Münster hasst die AfD“ riefen sie zum Beispiel, „Seenotrettung ist kein Verbrechen“ oder „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“.
Origineller als diese Rufe waren viele der mitgebrachten Plakate, die von den Teilnehmern offensichtlich selbst gestaltet waren. Immer mehr davon waren seit dem frühen Nachmittag überall in der Stadt zu sehen. Schließlich hatten die Organisatoren diesmal gleich drei Demonstrationen angemeldet: neben der auf dem Prinzipalmarkt auch eine Kundgebung auf dem Servatiiplatz. Und rund 1.000 Teilnehmer bewegten sich – wenn auch nicht alle tanzend – unter dem Motto „Raven gegen Rechtsruck“ in einer Tanzdemo vom Hauptbahnhof über die Hafenstraße bis zur Stubengasse. Weil die Polizei das Gelände rund um das Rathaus weiträumig abgesperrt hatte, gelangten viele von ihnen gar nicht mehr zur zentralen Bühne auf dem Prinzipalmarkt.
Weil die Demonstranten von allen Seiten kamen, bis ihnen eine Polizeiabsperrung den Weg versperrte, wurde es auch für die Gäste der AfD-Veranstaltung schwierig, ihr Ziel zu erreichen. Das führte gelegentlich zu Gerangel, meistens aber nur zu Beschimpfungen am Zaun. Nur vereinzelte Zwischenfälle meldete die Polizei: eine größere Gruppe musste von ihr vertrieben werden, weil sie mit einer Sitzblockade die Zufahrt zur Klemensstraße und dadurch einen Rettungsweg versperrte. Und einer 43-jährigen Münsteranerin nahm sie die Fahnenstange ab, mit der sie einem AfD-Anhänger den Weg zum Rathaus versperren wollte. Angesichts der massiven Proteste sollen sich einige angemeldete Gäste der AfD entschlossen haben, lieber wieder nach Hause zu gehen. Ob daher wirklich der Rathaussaal nicht voll wurde und die Veranstaltung deutlich verspätet begann, wie das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ stolz in seiner Pressemeldung schreibt, konnte von uns nicht überprüft werden.
Der städtische Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer stellte ebenfalls fest, dass „die Stimmung zwar stellenweise etwas aufgeheizter“ erschien, als bei früheren AfD-Veranstaltungen. Er freute sich aber, dass die lautstarken Proteste „weitestgehend friedlich“ verliefen und bedankte sich bei der „besonnen auftretenden Polizei“, die ab Nachmittag den gesamten Bereich rund ums Rathaus hermetisch abgeriegelt hatte. Mehrere Hundert Polizisten waren im Einsatz, um sowohl die Protestveranstaltungen wie auch den Empfang der AfD abzusichern und vor allem die unterschiedlichen Gruppen voneinander zu trennen.
Abschließend stellte Liza Schulze-Boysen vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ fest: „Wir haben heute klar gemacht, wofür wir stehen, nämlich für eine solidarische Gesellschaft der Vielen – frei von Diskriminierung und Ausgrenzung. Wir freuen uns sehr, dass sich dem wie auch 2017 wieder so viele angeschlossen haben.“ „Es ist uns auch heute wieder gelungen, ein ganz klares Zeichen gegen die AfD und ihre menschenverachtende Politik zu setzen“, fasste auch Bündnissprecher Carsten Peters den Abend zusammen: „Die AfD ist keine normale Partei. Wir werden uns ihr und Ihrer Politik weiterhin zusammen mit vielen anderen in den Weg stellen. Münster ist und bleibt ein schlechtes Pflaster für die AfD.“
Weitere Fotos findet ihr in unserer Fotostrecke: „AfD Gegendemo (22.02.19)“ und auf Facebook.
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