Von einem Zweitligisten aus Münster direkt in die Nationalmannschaft, und mit der dann an einer Weltmeisterschaft teilnehmen – in wie vielen Sportarten ist das wohl möglich? Laura Mosebach ist diesen Weg in einer bei uns zugegeben noch relativ unbekannten Disziplin gegangen, nämlich im Roller Derby. Vor einer guten Woche trainierte sie mit den anderen Sportlerinnen der Nationalauswahl hier bei uns in Münster für die WM, die im Februar in Manchester stattfindet. Die Zombie Rollergirlz aus Münster bereiten sich derweil auf die nächste Saison in der 2. Bundesliga vor und laden für kommenden Samstag zum Probetraining ein.
Roller Derby ist ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen, bei der es schon mal ruppig zugehen kann. Denn es geht dabei nicht nur darum, als Team schneller die Runden auf der ovalen Bahn, dem sogenannten Track, zu drehen. Punkte gibt es nämlich jeweils für das Überrunden von einzelnen Gegnerinnen. Das machen die besonders gekennzeichneten Jammer, während die gegnerischen Blocker das zu verhindern versuchen. Dafür setzen sie ihren ganzen Körper ein, um die Gegenspielerinnen abzudrängen oder sogar zu Fall zu bringen. Natürlich gibt es Regeln, welche Körperteile geblockt oder getroffen werden dürfen, worüber gleich mehrere Schiedsrichter wachen. Erfunden wurde dieser Sport schon in den 1930er Jahren in den USA, inspiriert von den damals sehr populären Sechstagerennen der Hallenradfahrer. Weil das Roller Derby immer mehr zu einem Show-Spektakel wie das Wrestling verkam, verschwand es irgendwann in der Versenkung, bis es 1999 im Umfeld von Punk und dem sogenannten third-wave feminism wiederbelebt wurde. Geblieben ist die Vorliebe für martialische Pseudonyme, manche Spielerinnen legen so etwas wie Kriegsbemalungen an, andere sind sowieso schon tätowiert.
Laura Mosebach ist den Fans besser bekannt unter ihrem Spielernamen „Evilaurious“. Sie war 2010 für ihr Studium der Biowissenschaften nach Münster gekommen und suchte eine Teamsportart ohne Ball. Erfahrungen hatte sie im Eiskunstlauf, das war eine solide Basis zum Skaten mit den Zombie Rollergirlz, mit denen sie in der 2. Bundesliga antrat. Vor ein paar Monaten hat es sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit für ein Jahr nach London verschlagen, wo sie jetzt für die Brawl Saints spielt. Schon diese zweite Mannschaft der London Rollergirls wird zur Top Ten in Europa gezählt, während das A-Team sogar zu den besten Teams weltweit gehört. Kein Wunder, dass Laura Mosebach es so geschafft hat, für die deutsche Nationalmannschaft ausgewählt zu werden. Bei der Weltmeisterschaft, die vom 1. bis 4. Februar in Manchester stattfindet, wird sie ihr Kapitän sein. Sie ist sich sicher, dass bei dieser dritten deutschen WM-Teilnahme ein Platz unter den besten Zwölf von insgesamt 39 Nationen erreichbar ist. Dafür haben die Nationalspielerinnen vor einer guten Woche hier in Münster vier Tage lang intensiv trainiert.
Wer sich jetzt für diesen Sport interessiert, kann schon in ein paar Tagen genauso einsteigen, wie Laura Mosebach es vor fünf Jahren gemacht hat, bei einem Roller Derby-Schnuppertag. Die Zombie Rollergirlz suchen nämlich Frischfleisch und laden für kommenden Samstag zu einem sogenannten „Fresh Meat Day“ in die Turnhalle der Fürstin-von-Gallitzin-Schule ein. Bei diesem Probetraining wollen sie zeigen, dass ihr Sport verdammt cool aussehen kann, letzten Endes aber auch nicht für jeden etwas ist. Deshalb gibt es nicht nur eine Schnuppereinheit mit gestelltem Equipment, sondern es soll auch versucht werden, neben ersten praktischen Übungen auch gleich ein bis zwei theoretische Sachverhalte zu erklären.
Termin für das Probetraining („Fresh Meat Day“): Samstag, 27. Januar 2018 von 13.00 – 15.00 Uhr Wo: Turnhalle der Fürstin-von-Gallitzin-Schule, Manfred-von-Richthofen-Straße 46, 48145 Münster Weitere Infos: www.zombie-rollergirlz.de
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