An 22 Einrichtungen in Westfalen-Lippe vergibt die LWL-Kulturstiftung Förderungen im Umfang von 1,1 Millionen Euro. Das Kuratorium der Stiftung bewertete die eingereichten Projekte aus den kreisfreien Städten Dortmund, Essen, Herne, Münster sowie aus sechs Kreisen als förderungswürdig. Insgesamt entschied das Kuratorium über 34 eingegangene Projektanträge aus den Bereichen Kunst, Literatur, Film, Musik, Theater Tanz und Landeskunde.
Inhaltlich setzt die LWL-Kulturstiftung in dieser Förderphase zwei Schwerpunkte: Das Themenjahr „2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“ und das Literatur-Festival „europa:westfalen – literaturfestival [lila we:] 2021“ bündeln 13 Kulturvorhaben. „Netzwerke sind die Stärke unserer vielfältigen Kulturlandschaft und ziehen ein Band von unseren Städten in die ländlichen Regionen“, so Karl Dittmar, Vorsitzender des Kuratoriums der LWL-Kulturstiftung.
„2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“
Sieben Vorhaben rücken das vergangene und aktuelle jüdische Leben in Westfalen-Lippe in den Mittelpunkt, womit sich die LWL-Kulturstiftung am bundesweit ausgerufenen Themenjahr „2021 -Jüdisches Leben in Deutschland“ beteiligt. Seit 1.700 Jahren leben Jüdinnen und Juden nachweislich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. In Köln ereignete sich im Jahr 321, dass Kaiser Konstantin ihnen urkundlich den Zugang zu Stadtämtern ermöglichte. So wirkt anlässlich dieses Datums von Köln ausgehend das Deutsch-Jüdische Jahr mit Veranstaltungen, Diskussionen und Ausstellungen in die gesamte Bundesrepublik.
Initiator des Projektes ist der in Köln ansässige Verein „321 – 2021: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Als dessen Partner tragen die LWL-Kulturstiftung und der Landschaftsverband Rheinland dieses Themenjahr gemeinsam in die Regionen Westfalen-Lippe und Rheinland. „Gemeinsam mit vielen Partnern wollen wir den reichen Zeugnissen jüdischen Lebens in Westfalen-Lippe nachgehen“, betont Matthias Löb, Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung und LWL-Direktor. „Ob Musik, Literatur, Kunst oder Film – überall begegnen wir jüdischen Biografien und Persönlichkeiten, die unsere Kultur mitgestaltet und weiterentwickelt haben“, so Löb
Mit dem Titel „Jüdisch? Preußisch? Oder was?“ will das LWL-Preußenmuseum (Kreis Minden-Lübbecke) im kommenden Jahr der Beziehungsgeschichte von „Jüdisch“ und „Preußisch“ im 18. und 19. Jahrhundert über Objekte, die von den Kontexten der Verflechtungen erzählen, auf den Grund gehen. Die erste große Sonderausstellung im dann neu eröffneten Haus in Minden erhält dafür 250.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung. „Der erste Aufschlag in unserem LWL-Preußenmuseum in Minden soll nachdrücklich zeigen, dass hier ein Forum für kulturellen Austausch und gesellschaftlichen Diskurs entsteht“, erklärt Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung und LWL-Kulturdezernentin. „Ich bin mir sicher, dass der Blick auf wegweisende historische Beziehungsgeschichten zu Diskussionen und Fragen im Hier und Jetzt anregen wird.“
Die Literaturkommission für Westfalen (Münster) widmet der deutsch-israelischen Schriftstellerin Jenny Aloni (1917 – 1993) die Lesereihe „Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein“, in der das Werk der gebürtigen Paderbornerin vorgestellt wird. Im Frühjahr 2021 tourt die Reihe durch Westfalen-Lippe und das angrenzende Rheinland, was die Stiftung mit 8.610 Euro unterstützt. Für das LWL-Medienzentrum (Münster) sind Schulen bedeutende Adressaten für das Medienprojekt „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Westfalen-Lippe“, das von und für Schülerinnen und Schüler erarbeitet werden soll. 70.000 Euro für die Umsetzung des in einer digitalen Orts-Rallye mündenden Projektes kommen von der LWL-Kulturstiftung. Wie weitreichend jüdisches Leben in Kultur und Gesellschaft in Westfalen-Lippe gewirkt hat und wirkt, zeigen auch der Verein zur Förderung kommunaler Filmarbeit „Die Linse“ mit der Film- und Vortragsreihe „Jüdisches Leben in Deutschland vor und nach 1945“ (Münster, 4.400 Euro), und der „Literarisch-musikalische Abend zur jüdischen Lied- und Schlagertradition“ von der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau (Kreis Paderborn, 26.000 Euro) sowie das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund mit dem Thementag „Felix Wolfes – Wiederbegegnung mit Leben und Werk eines in Dortmund wirkenden jüdischen Komponisten“ (Dortmund, 9.300 Euro). Die Historische Kommission für Westfalen führt die Arbeit am „Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe“ fort (Stadt Münster, 8.180 Euro).
„europa:westfalen – literaturfestival [lila we:] 2021“
Unter dem Titel „europa:westfalen – literaturfestival [lila we:] 2021“ präsentieren zahlreiche Einrichtungen von März bis Mai 2021 Beiträge zum Verhältnis der westfälischen Literaturszene und Europa. Sie folgen damit dem Aufruf des Netzwerks literaturland westfalen, das die LWL-Kulturstiftung seit dessen Gründung 2011 beratend und fördernd begleitet. Sechs Einrichtungen erhalten für ihren Festivalbeitrag Förderung durch die LWL-Kulturstiftung: Das „Europäische Poetry Slam-Festival“ des Vereins Vorlesebande in Paderborn (Kreis Paderborn, 25.000 Euro), die Veranstaltungsreihe „Don Quijote reloaded“ vom Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold (Kreis Lippe, 10.500 Euro), das Programm zum Europa-Tag für Übersetzerinnen und Übersetzer „Die Sprache Europas ist die Übersetzung“ von AGORA – Gesellschaft für Literatur, Kunst und Kultur e.V. in Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke, 20.300 Euro), die literarisch-musikalische Reihe „Europa zu Gast“ im Literaturhaus Herne Ruhr (Herne, 3.000 Euro), die Reihe „Das Sauerland – im Herzen Europas“ von der Literarischen Gesellschaft Sauerland – Christine-Koch-Gesellschaft in Schmallenberg (Hochsauerlandkreis, 5.000 Euro) und die Ausstellung „Westfälische AutorInnen unterwegs“ im Kulturgut Haus Nottbeck, Museum für westfälische Literatur in Oelde (Kreis Warendorf, 12.500 Euro) diskutieren Europa in der Literatur als geografisches Gebilde oder politisches Organ.
Neun weitere Kulturvorhaben werden von der LWL-Kulturstiftung gefördert
Neben themenspezifischen Projekten, die das Kulturnetzwerk in Westfalen-Lippe stärken, überzeugten neun weitere Projekte das Kuratorium. Vorhaben wie die interkommunale Ozean-Radroute „Vom Kommen und Gehen eines Meeres“ des GeoPark Ruhrgebiet e.V. in Essen (Stadt Essen, 70.000 Euro), „Die Textile – Festival für textile Kunst 2021“ vom Kulturbüro der Stadt Schmallenberg (Hochsauerlandkreis, 40.000 Euro) und der Programmpunkt „Masallah Dortmund“des diesjährigen Favoriten Festivals des NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste in Dortmund (Dortmund, 20.000 Euro) zeigen das breite Spektrum des kulturellen Engagements der Stiftung. Mit der „Archäologischen Landesausstellung“ im LWL-Römermuseum in Haltern am See (Kreis Recklinghausen, 175.000 Euro) und der Ausstellung „Grenzerfahrungen“ im Lippischen Landesmuseum Detmold (Kreis Lippe, 50.000 Euro) beteiligen sich zwei Orte an der vom Land Nordrhein-Westfalen ausgerufenen archäologischen Landesausstellung 2021 zum Thema „Roms fließende Grenzen“. Zum 900. Geburtstag des Staufenkaisers Friedrich I. widmet ihm das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster 2022/23 die kulturhistorische Ausstellung „Barbarossa“ (70.000 Euro). Weitere Förderungen gehen an die Kommission für Mundart und Namensforschung für Westfalen für die Ausrichtung der „Aktivitäten zum 50. Geburtstag“, die Geographische Kommission für Westfalen für das Forschungsprojekt „Veränderungsprozesse in ländlichen Räumen und Dörfern in Westfalen-Lippe“ (beide Münster; 50.000 Euro und 163.700 Euro) sowie an das Institut für Kulturarbeit der Stadt Recklinghausen für die Konzertreihe „(STATT) Beethoven“ (Kreis Recklinghausen, 15.500 Euro).
Informationen zur LWL-Kulturstiftung sind im Internet unter www.lwl-kulturstiftung.deabrufbar. Die nächste Antragsfrist ist der 31. August 2020.
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