Luisa Neubauer, Popstar der Klimabewegung? „Klimapolitik ist Friedenspolitik“: Die bekannteste Stimme von Fridays for Future in Deutschland hielt im Fürstenberghaus Vortrag für Together for Future Münster e.V.

Fast 1000 Anmeldungen gab es für den Vortrag von Luisa Neubauer zu „Klimapolitik ist Friedenspolitik“, aber nur die Hälfte davon passte in den größten Hörsaal im Fürstenberghaus. (Foto: Thomas Hölscher)
Fast 1000 Anmeldungen gab es für den Vortrag von Luisa Neubauer zu „Klimapolitik ist Friedenspolitik“, aber nur die Hälfte davon passte in den größten Hörsaal im Fürstenberghaus. (Foto: Thomas Hölscher)

Am Donnerstag strömten hunderte vor allem junger Menschen in den größten Hörsaal im Fürstenberghaus am Domplatz. Dabei ging es ihnen nicht um ihre akademische Ausbildung, sondern um nichts weniger als um die Zukunft unserer Welt. Eingeladen hatte der Verein Together for Future Münster e.V., der sich als Vermittler zwischen Wissenschaft und Klimabewegung sieht. Zu diesem Zweck veranstaltet er regelmäßig Vorträge, wie aktuell in der Vortragsreihe „Klimawandel und Frieden – Die Zukunft gestalten“, in der am Donnerstag mit Luisa Neubauer „das deutsche Gesicht“ und die wegen ihrer Fernsehauftritte wohl bekannteste Stimme des deutschen Ablegers von Fridays for Future auftrat.

Knapp 500 Plätze hat der Hörsaal F1, etwa doppelt so viele Anmeldungen waren bei den Veranstaltern eingegangen. Viele Interessierte konnten dem Vortrag von Luisa Neubauer daher nur als Übertragung in einem der kleineren Hörsäle im Fürstenberghaus oder gar als Stream von zu Hause aus verfolgen. Begrüßt wurde das Publikum durch Prof. Dr. Michael Quante, der als Prorektor für Internationales, Transfer und neuerdings auch Nachhaltigkeit nicht nur als Hausherr auftrat, sondern auch als Wissenschaftler, dem das Thema am Herzen liegt. Und er bekannte: „Jedem der hier lehrt, geht das Herz auf, so volle Hörsäle analog zu sehen“.

Am Ende wurden nicht nur Fragen gestellt, sondern auch eifrig diskutiert. (Foto: Thomas Hölscher)
Am Ende wurden nicht nur Fragen gestellt, sondern auch eifrig diskutiert. (Foto: Thomas Hölscher)

Als Moderatorin hielt sich Katja Morgenthaler angenehm zurück. Die Redakteurin vom „Greenpeace-Magazin“ konnte aber nicht umhin zu erwähnen, dass Luisa Neubauer vor fast zehn Jahren ein Praktikum in ihrer Redaktion geleistet hat und dort damals schon wegen „ihrem Engagement, ihrer Klarheit und Unerschrockenheit“ aufgefallen sei.

Bei der so angekündigten Neubauer dauerte es am Donnerstagabend im F-Haus allerdings ein wenig, bis sie ihre Klarheit ausspielen konnte. Zunächst wirkte sie noch wie eine Studentin, die sie ja zurzeit auch noch ist, beim etwas holprigen Einstieg in ein Referat und entschuldigte sich für ihre Präsentation: „Ich studiere Geographie, ich habe ganz viel gelernt, Powerpoint habe ich nicht so gut gelernt.“ Darauf kam es aber auch nicht an, denn je mehr sie redete, desto sicherer und überzeugender wirkte sie.

Luisa Neubauer stellte den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Frieden mit vielen Aspekten dar, blieb dabei aber verständlich und unterhaltsam (Foto: Thomas Hölscher)
Luisa Neubauer stellte den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Frieden mit vielen Aspekten dar, blieb dabei aber verständlich und unterhaltsam (Foto: Thomas Hölscher)

In den letzten Wochen mussten wir immer häufiger Kommentare lesen, nach denen Klimapolitik kein Thema mehr sei, wo es doch so schwere Krisen und sogar Kriege gäbe. Luisa Neubauer hielt dem entgegen, dass es eben gerade darin Zusammenhänge gebe. Mit dem Blick auf das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens erinnerte sie daran, dass eine Klimakrise, die sogenannte „Kleine Eiszeit“, eine der Ursachen für den Dreißigjährigen Krieg gewesen sei. Für die heutige Zeit machte sie die Fossilen Energien als Treiber für Konflikte aus, sei es durch die Knappheit der Ressourcen oder durch die Folgen des Klimawandels oder weil sie – wie wir es aktuell erleben – Autokratien fördern und Demokratien schwächen. Abschließend stellte sie den Entwurf für einen „Neuen Friedensvertrag fürs Klima“ vor: „Das ist keine Weltformel, aber vielleicht ein Anstoß, um darüber nachzudenken“.

Luisa Neubauer stellte das Ganze mit vielen Aspekten dar, blieb dabei aber verständlich und unterhaltsam, ließ sich mitunter sogar zu einer witzigen Bemerkung hinreißen („Ich schicke die Folien nachher nicht rum“). Auch wenn sie zwischendurch immer wieder dazu aufforderte, Fragen zu stellen, wurde das erst im Anschluss an ihrem Vortrag genutzt. Allerdings wollten viele, die sich dann meldeten, die Statements ihrer eigenen Agenda loswerden. „Und was war jetzt deine Frage?“ erwiderte sie dann meistens zur Erleichterung und Erheiterung der anderen im Publikum.

Luisa Neubauer stellte den Entwurf für einen „Neuen Friedensvertrag fürs Klima“ vor. (Foto: Thomas Hölscher)
Luisa Neubauer stellte den Entwurf für einen „Neuen Friedensvertrag fürs Klima“ vor. (Foto: Thomas Hölscher)

Man wähnte sich daher fast in einer Show à la „MaiThink X“. Beim geneigten Publikum kamen ihre Appelle erwartungsgemäß gut an, es dankte ihr mit starkem Applaus, wenn sie Aufmunterndes sagte, wie: „Wir haben das Klima einmal verändert, das können wir noch einmal schaffen!“ Dennoch sparte Luisa Neubauer auch nicht mit Selbstkritik an der eigenen Bewegung: „Wir stehen mit 20.000 vor Lützerath, aber wir stehen nicht bei Joachim im Keller und gratulieren ihm, wenn er eine Wärmepumpe einbaut und die Gasheizung rauswirft.“

Abschließend wies Dr. Neil van Bentem vom Verein Together for Future darauf hin, dass diese Vortragsreihe fortgesetzt wird, und zwar schon am am 25.10.23 Dr. Christian Lutz zum Thema „Volkswirtschaftliche Folgekosten des Klimawandels“ und am 07.11.23 mit Katharina van Bronswijk von den „Psychologists 4 Future“ zum Thema: „Weltschmerz!? – Wie wir im Dauerkrisenmodus psychisch gesund bleiben“. Beide Vorträge finden im Hörsaal S1 im Schloss statt und werden sicher bei weitem nicht so viel Publikum anziehen wie der von Luisa Neubauer, die schließlich so etwas wie Popstar der Klimabewegung ist, das war am Donnerstagabend im Fürstenberghaus deutlich zu spüren.

Mehr über die Angebote und Vorträge des Vereins Together for Future Münster e.V. findet ihr auf der Homepage www.t4f-ms.de 

3 Kommentare

    1. Ich habe nur bei zwei Zitaten nochmal bei YouTube nachgehört, mich bei den kürzeren auf meine Mitschrift verlassen. Um welches geht es denn?

      1. Aufgefallen ist es mir bei dem Zitat mit den „20.000 Leuten“ (ab 1:25:00). Natürlich ist es legitim, Zitate zu kürzen, wenn man sie dabei nicht verfälscht, oder ihren Inhalt umzuformulieren um ihn verständlicher zu machen. Aber bei Ersterem sollte man die Auslassungen bitte kennzeichnen und Letzteres in indirekter Rede formulieren.

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