Sie können es also noch: am Samstag begeisterte die Band MIA. ihre Fans in Münster, als sie auf der Jubiläumstour zu ihrem 20jährigen Bestehen in der Jovel Music Hall auftrat.
Natürlich ist Maria Mummert, genannt „Mieze Katz“, die Frontfrau der Band. Und natürlich zieht sie alle Blicke auf sich. Nicht nur weil sie die Sängerin ist, die Ansagen macht und sich laufend umzieht und dann mit neuen, bunten Klamotten auf die Bühne kommt, während ihre männlichen Mitstreiter doch eher dezent wirken im schwarzen T-Shirt mit dem großen weißen Punkt aus dem Band-Logo. Und ob der Name MIA. nun eine Kurzform für Maria ist oder doch eine Abkürzung, z.B. für „Musik ist alles“ – wer will über so etwas heute noch streiten? Das passt auch gar nicht zu dieser Band, die sich ihren Fans ganz offensichtlich verbunden fühlt und einige von ihnen am Samstag sogar für kurze, besondere Momente auf die Bühne holte. Genauso freundlich und wertschätzend benahmen sich die Fans, sie bejubelten während eines längeren Instrumentals das Trio auch ohne Sängerin, die hinter der Bühne wieder einmal in ein neues Kostüm schlüpfte.
Durchweg sorgten Gitarrist Andy Penn, Bassist „Bob“ Schütze und Schlagzeuger Gunnar Spies für ordentlich Wumms – fast alle Lieder klangen live viel druckvoller und energischer als auf den bisher sechs Studio-Alben. Von allen Platten waren Stücke zu hören, vor allem aus den ersten vier, die von 2002 bis 2008 erschienen sind. Schließlich ist es eine Geburtstagstour, die unter dem Motto „Nie wieder 20“ steht, so lange gibt es MIA. nämlich schon. Aber es muss ja nicht genau derselbe Kuchen sein wie damals, wenn auch was anderes auf den Tisch kommen kann. Aus dem verspielten Indiepop von „Hungriges Herz“ wurde saftiger Stadionrock, bei dem alle im Jovel wenigstens beim Refrain mitsangen. Und „Tanz der Moleküle“, der flockige Radiohit von 2006, entwickelte sich zu einem Mischwesen aus Techno und Rock, das Wände zum Wackeln bringen könnte. Wer da nicht mittanzte und nach einer Zugabe rief, hat kein Herz. Jedenfalls keins, das tanzt.
Bejubelt wurden aber nicht nur die Hits, sondern alle Stücke, vom Opener „Alles neu“ bis „Mausen“, dem Wunschlied von einigen Zuschauern. Oder „Hoffnung, mit diesem Trick“ vom zweiten Album „Stille Post“, das Mieze als „eines dieser Lieder mit Eigenleben“ ankündigte. Schon nach der ersten Zeile sangen sehr viele Frauen im Publikum mit, einen Extrajubel spendeten sie für die Zeile „Ich brauch ein Kompliment von einer andern Frau“. Von vielen Songs hat die Band mehrere Versionen oder Remixe auf den Markt gebracht. Diese Vielfalt zeigte sie am Samstag auch auf der Jovel-Bühne: bei „Was es ist“ orientierten sie sich an ihrem „Elektromarsch Remix“ davon, wobei die sägende E-Gitarre und der Basslauf irgendwie auch an „I Was Made For Lovin You“ von Kiss denken ließ. Als Zugabe zelebrierten sie „Fallschirm“ gleich in beiden bekannten Versionen – erst als Ballade, wie es 2017 im Duo mit Gregor Meyle noch einmal neu herausgekommen ist, nur vom E-Piano begleitet. Und dann noch einmal in einer Power-Version, die Electro-Punk mit den New Wave-Sounds der 1980er verband. Dazu ließ Maria „Mieze“ Mummert passenderweise einen großen Umhang aus Ballonseide vom Ventilator am Bühnenrand aufpusten, was doch recht eindrucksvoll aussah.
Wer MIA. vor gut drei Jahren im kleineren Jovel Club nebenan gesehen hat, stellte fest, dass die vier diesmal mehr aus sich herausgeholt und mehr Energie versprüht haben. Dabei sind sie – mit Unterbrechungen – schon seit April auf dieser langen Feier zum 20. Bandjubiläum unterwegs. Wenn die in ein paar Wochen vorbei ist, wollen sie sich in ein Studio verkriechen, um ein neues Album aufzunehmen. Das letzte ist schließlich schon gut drei Jahre alt, da wird es auch wirklich langsam Zeit. Die Fans wünschen sich doch neuen Stoff zum Mitsingen, spätestens auf der Tour zum nächsten runden Geburtstag.
Mehr zu MIA. findet ihr auf der offiziellen Homepage miarockt.de und auf Facebook. Mehr Bilder vom Konzert im Jovel findet ihr in unserer Fotostrecke
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