In Raten verabschiedet sich Miu von der Werbebranche und wendet sich vollends der Musik zu. Ihre Skizzenbücher sind bis zum Bersten gefüllt. Die Inhalte schreien förmlich danach zu großen Liedern werden zu dürfen. Miu trommelt eine Band zusammen – an den Tasten Joscha Farries, am Schlagzeug Nando Schäfer, am Bass Daniel Otte und an der Gitarre Arne Vogeler. Und dann ist da noch die Bläserabteilung, bestehend aus Posaunist Matti Wagemann, Saxofonist David Jedeck und Trompeter János P. Löber. Motown und Stax lassen grüßen.
„Das kleine Archiv, das ich auf meinem Handy mit mir herum trage, muss wohl drei Millionen Sprachfetzen umfassen. Beobachtetes. Erlebtes“, sagt Miu amüsiert, „und Musiksplitter vielleicht noch mehr.“ Daraus werden jetzt endlich Stücke. „Manche Ideen für Lieder entstehen, wenn ich am Klavier rumtüdele und einer hübschen Melodie nachspüre“, fährt sie fort, „andere, wenn Arne, unser Gitarrist, mir Riffs oder Akkordfolgen schickt.“ Diese Ideen werden dann ins Feuer der Band-Probe geschickt. Liebevoll wird dann aus dem, was mit Mius Stimme und einem Harmonieinstrument schon prächtig funktioniert ein großes Arrangement mit allem Zipp und Zapp geschrieben. Mit viel Zeit und Energie; denn solch Arrangement entsteht nicht mal eben im Vorbeigehen.
„Doch sind wir keine solchen Frickler und Tüftler, die ein Stück zu Tode denken“, erzählt Miu, „es muss atmen können und viel Luft haben. Gerade dann, wenn sich darin ordentlich was abspielt.“ Und was sich da abspielt! Die Lieder haben Breitwandformat. Ist es Pop? Soul? Oder Jazz? Oder etwas ganz anderes? Egal – Miu geht es um Musik. Pure Musik, die Genregrenzen nicht kennt, weil Miu sie nicht braucht. „So arbeiteten wir beispielsweise an einem Soulstück und dann war da plötzlich ein Discobeat drin. Auf den ersten Blick nicht passend. Auf den zweiten absolut cool“, gibt sie zu Protokoll, „nenn’ es gewagte Musik oder lieber Soul-Pop mit links und rechts weggucken.“ Diese Wegguckblicke schweifen in die Notenwelten von Alicia Keys, Norah Jones. Von Lauryn Hill, Adele, Ella Fitzgerald bis zu Amy Winehouse. Mius mitreißender Gesang atmet die Kraft und die Wärme der Timbres dieser großen Frauen.
Mit „Watercoloured Borderlines“ haben Miu und ihre Band ein Album vorgelegt, das LIVE genauso vor unverwechselbarem Charme geradezu strotzt. Eine Sammlung von wohl ausbalancierten Stücken. Seelenvolle Stücke, in denen richtig viel los ist. Was kann sich der geneigte Hörer mehr wünschen?“
Miu | 13.02.2016 | Hot Jazz Club
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