Kein Toilettenpapier: Lieber spülen statt wischen

Prof. Dr. Helmut Grüning vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt rät dringend davon ab, etwas Anderes als richtiges Toilettenpapier zu benutzen. (Foto: Foto Art Wessels)
Prof. Dr. Helmut Grüning vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt rät dringend davon ab, etwas Anderes als richtiges Toilettenpapier zu benutzen. (Foto: Foto Art Wessels)

Toilettenpapier ist derzeit sehr begehrt. Aber was tun, wenn der Vorrat aufgebraucht ist? Prof. Dr. Helmut Grüning erklärt, warum viele Alternativen keine gute Wahl sind.

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Prof. Grüning, der Vorrat an Toilettenpapier ist aufgebraucht. An Nachschub ranzukommen ist nicht immer einfach. Was darf ich als Ersatz benutzen?

Nichts. In die Toilette gehört wirklich nichts Anderes als ganz normales Toilettenpapier: keine Küchentücher, keine Kosmetiktücher, keine Taschentücher, keine Waschlappen, kein Zeitungspapier. Die Toilette ist eben kein Müllentsorgungssystem, sondern ausschließlich ein Ort, an dem die Notdurft verrichtet wird.

Aber was ist mit feuchtem Toilettenpapier? Das sollte ja zumindest vom Namen her passen.

Auch das hat in der Toilette nichts verloren. Denn es birgt ein großes Problem für die Pumpen in der Kanalisation und in den Kläranlagen. Normales, trockenes Toilettenpapier löst sich sehr schnell im Wasser auf und zerfällt. Bei feuchtem Toilettenpapier passiert das nicht, es bleibt stabil. In den Abwasserrohren selbst gibt es Pumpen, die das Wasser auf die richtige Ebene bis in die Kläranlagen pumpen. Die Tücher können diese Pumpen und die in den Kläranlagen verstopfen. Denn das feuchte Toilettenpapier blockiert die Pumpen und muss in mühevoller Handarbeit entfernt werden. Wenn das nicht passiert, und es beginnt dann auch noch zu regnen, sind im Extremfall sogar Überflutungen möglich.

Sorgen denn die anderen Materialien auch für solche Probleme?

Ja, durch Feststoffe kann es generell zu Ablagerungen kommen. Diese entstehen durch geringes Gefälle und geringen Abflüssen und können sich sogar verfestigen. Neben dem Risiko der Verstopfung führen Ablagerungen zu betrieblichen Problemen. Es entstehen unangenehme Gerüche, und durch biogene Schwefelsäurekorrosion werden Betonrohre zerstört. Das kann im Extremfall zum Einsturz führen. Wenn sich plötzlich in der Straße ein Loch auftut, wird es sehr gefährlich.

Welche Möglichkeiten gibt es also, wenn das Toilettenpapier wirklich aus ist?

Das Beste ist, man nutzt ein Bidet oder die Dusche. Ich habe lieber ein paar Liter mehr Wasser im Abwasserkanal, als irgendwelche Hygieneartikel. Das Reinigen mit klarem Wasser ist sicher eine Gewöhnungssache, aber aus dermatologischer und ökologischer Sicht ist das optimal. Hier lautet die Prämisse: lieber spülen statt wischen. Und um allen einen Gefallen zu tun: Wir alle sollten wirklich nur so viel Toilettenpapier kaufen, wie wir tatsächlich benötigen.

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