Kappe App bei Lappe: „Das habt ihr euch verdient!“

Kappe App: "Der Westfale als Bergführer - das kann ja nicht gut gehen" (Foto: th)
Kappe App: „Der Westfale als Bergführer – das kann ja nicht gut gehen“ (Foto: th)

Schon zum 24. Mal setzt „Kappe App“ eine eigene Marke in Münsters Karnevalskalender. Obwohl: mit Karneval hat dieser bunte Abend nie so richtig viel zu tun gehabt, sondern eher mit Kabarett. Hinzu kommt viel Musik und einige eher skurrile Show-Einlagen, die keine platte Parodie auf die üblichen närrischen Veranstaltungen sind. In der aktuellen Show „Das habt ihr euch verdient!“ setzt Ulrich Sprenger den einzigen deutlichen Bezug zur fünften Jahreszeit, als stets reimender Karnevalsprinz im Schlafanzug, der gar nicht mitbekommt, wie seine Frau Michelle (gespielt von Christiane Balster) per Parship mit anderen Männern flirtet.

Die bewährte Truppe bringt aber nicht nur solche Szenen aus dem Alltag auf die Bühne, die wie schon in den letzten Jahren bei Getränke Lappe in der Nieberdingstraße steht, sondern auch allerlei Seitenhiebe auf lokale und internationale Politik. Da begrüßt Manni Kehr das Publikum zum ersten Grünen Bundesparteitag, wo nach dem Wahlsieg der rot-rot-grünen Koalition eine passende Hymne verfasst werden soll – natürlich umweltverträglich und gendergerecht. Wer das schaurige Ergebnis hören möchte, sollte am Ende fleißig applaudieren. Die fertige, eigentlich kaum noch singbare Version von „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ präsentiert das Ensemble nämlich erst als Zugabe.

Ulrich Sprenger als selbstgefälliger Karnevalsprinz und Christiane Balster als seine eigensinnige Frau Michelle. (Foto: th)
Ulrich Sprenger als selbstgefälliger Karnevalsprinz und Christiane Balster als seine eigensinnige Frau Michelle. (Foto: th)

Ein turbulenter Höhepunkt des Abends spielt in einem kleinen Hotel in den Baumbergen, in dem die vermeintlichen „Popmusiker“ Petry, Wilders und Pen abgestiegen sind. Als dann auch  noch Trump, Putin und Erdogan erwartet werden, nutzt der ständig blutspendende (warum eigentlich?) Hotelchef Michal Tumbrink alle Möglichkeiten zur Sabotage – gegen den Willen seiner geschäftstüchtigen Frau, aber mit Hilfe der eifrig herumwuselnden Kellner.

Echte lokale Themen, wie das baufällige Gefängnis in der Gartenstraße oder die Querelen um das Metropolis-Hochhaus am Bahnhof, werden zwar immer wieder aufgegriffen, aber ihr Potential reizen Matthias Menne und Manni Kehr leider überhaupt nicht aus, sie deuten es lediglich an. Hoffentlich sitzen wenigstens die geplanten Pointen in den weiteren Aufführungen besser. Menne, der im Hauptberuf Chefreporter bei Antenne Münster ist, überzeugt dafür in zwei skurrilen Alltags-Szenen. In der einen preist er die Sonderangebote der Discount-Märkte auf eine Weise, wie ich es noch nie gehört habe. Und in einer weiteren lotet er als Gast in einem Café mit Regisseurin Gabriele Brüning als Kellnerin die Erotik einer Dessert-Bestellung weidlich aus. Diesem herrlichen Stück mit einigen fast schon quälenden Wiederholungen ist die Loriot-Schule deutlich anzumerken, ohne eine bloße Kopie zu sein.

Die Erotik eines Desserts loten Gabriele Brüning und Matthias Meine aus. (Foto: th)
Die Erotik eines Desserts loten Gabriele Brüning und Matthias Menne aus. (Foto: th)

Das gesamte Ensemble ist dann wieder bei einem ökumenischen Wanderausflug des Kegelvereins „Hohle Gasse“ gefragt, obschon wir uns eine Bergwandertour in der Nähe von Münster nur schwer vorstellen können und die Gipfel von „Witten“ und „Berge“ wohl vergeblich auf unseren Karten suchen werden. Vielleicht hat sich deshalb auch die Truppe um Ulrich Sprenger auf dieser Tour verlaufen. Zu den 95 Schnäpsen, die sie sich zum Jubiläum von Martin Luthers Reformation auf den Berg „flaschenposten“ lassen, fällt ihnen immerhin ein großartiger Trinkspruch ein: „Wir trinken mit Haltung – auf die Kirchenspaltung!“

Einen Comedy-Höhepunkt setzt Michael Tumbrink mit seiner Betrachtung des ZDF-Nachmittagsprogramms, vor allem der unsäglichen Sendung „Bares für Rares“ mit Horst Lichter. Dabei spielt er alle darin auftretenden Figuren großartig nach und spinnt das Geschehen noch ein bisschen weiter. Eine Bereicherung für das Team ist Michael Holz, der sonst als Musiker unter dem Pseudonym „Kaum Jemand“ oder im Duo „Kaum ein Vogel“ auftritt und nun einige Perlen aus seinem Programm erstmals zur Show von „Kappe App“ beiträgt. Für das Musikalische ist natürlich auch Björn Schimpf noch dabei, der wieder ein paar selbst gebastelte Instrumente dabei hat.

Manni Kehr verfasst die Hymne der kommenden rot-rot-grünen Koalition. (Foto: th)
Manni Kehr verfasst die Hymne der kommenden rot-rot-grünen Koalition. (Foto: th)

Für die Musik in den Umbaupausen sorgt das bewährte Trio um den Schlagzeuger David Rebel mit Detlef Antemann an der Gitarre und Sascha Oeing am Bass. Sie spielen allerlei Klassiker der Rockmusik, manchmal unterstützt von Michael Holz an der Posaune. Hervorzuheben ist auch das stets freundliche Personal von Lappe In-Event, das eifrig dafür sorgt, dass die Kehlen der Zuschauer nicht trocken bleiben. Karten sind im Vorverkauf bei Jörgs CD-Forum, im WN-Ticket-Shop und unter www.localticketing.de zu bekommen, es gibt aber immer auch welche an der Abendkasse. Die weiteren Aufführungen sind am 24., 25. und 26. Februar, sowie am 3. und 4. März – also auch nach Aschermittwoch. Wer nicht so gerne auf harten Holzbänken sitzt, sollte sich eine gute, bestenfalls sogar originelle Begründung einfallen lassen, warum er oder sie sich ein Sitzkissen verdient hat. Denn ganz nach dem Motto „Das habt ihr euch verdient“ werden zu Beginn ein paar davon verteilt.

Bilder, Termine und weitere Infos unter www.kappe-app.de

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