Hunger auf Menschenfleisch – „der kleine Horrorladen“ im kleinen Haus

(Foto: Oliver Berg)
(Foto: Oliver Berg)

Fast jeder kennt die Geschichte. Seymour, verklemmter Angestellter in einem Blumenladen, will das Geschäft vor dem Konkurs retten, indem er eine bis dahin unbekannte Pflanze ins Schaufenster stellt und so neue Kunden anlockt. Allerdings stellt sich heraus, dass es sich dabei um eine fleischfressende Pflanze handelt. Und die braucht dringend Nachschub.

Das ist natürlich der Stoff, aus dem die großen Bühnenstücke sind. „Der kleine Horrorladen“ gehört dann auch zu den Musicals, die am meisten aufgeführt werden. Am Samstag war Premiere im Kleinen Haus. Jugendkunstschule, Westfälische Schule für Musik, Musikhochschule und Sinfonieorchester Münster haben sich zusammengetan. Herausgekommen ist eine hervorragende Inszenierung mit Liebe zum Detail.

Das Schaufenster des Blumengeschäftes, das die Zuschauer von innen sehen, beherbergt anfangs nur einen spärlichen, fast blattlosen Ficus Benjamini, der Geschäftsinhaber Mr. Mushnik zupft unsichtbare Flusen von seinem Rock und die Angestellte Audrey putzt zum wiederholten mal Flächen, die keiner weiteren Reinigung bedürfen. Im Hinterzimmer geht Porzellan zu Bruch. Das Geschäft läuft einfach nicht.

Die drei Damen Chrystel, Chiffon und Ronette nehmen die Rolle eines Theaterchors ein. Sie sind die Klammer des Geschehens. Rein optisch wirken sie schon äußerst interessant, die Haare hochgesteckt, drei unterschiedliche Haarfarben kommentieren sie singend oder schauspielend. Das gelingt auch hervorragend. Seymour ist heimlich in Audrey verliebt und um sie zu beeindrucken nennt es seine Pflanze „Audrey 2“. Das Problem ist nun, dass Audrey mit einem sadistischen Zahnarzt liiert ist, der sie gerne auch schlägt. In einem kleinen Nebenstrang der Geschichte nimmt ein Masochist einen Termin beim Herrn Dr. wahr. Das ist einfach großartig, wie er sich freut auf den großen Bohrer.

(Foto: Oliver Berg)
(Foto: Oliver Berg)

Zwischendurch tauchen dann mal ein paar Bläser, Posaunen und Trompeten, vor dem Geschäft auf und  – natürlich – wird viel gesungen, musikalisch durchgehend auf hohem Niveau. Fantastisch ist auch das Blattwerk, sind die Luftwurzeln von Audrey 2, die von vielen Schauspielern mit aufgenähten grünen Ranken dargestellt werden. Sie bewegen sich mal schnell, mal langsam, zucken. bewegen sich wellenförmig.

Eine grandiose Inszenierung mit musikalischen Leckerbissen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Zurecht gab es standing ovations bei der Premiere, und als der musikalische Leiter Jürgen Knautz seine Musiker samt Instrumenten auf die Bühne holt, wird das nochmal gesteigert. Das musste natürlich auf der anschließenden Premierenfeier im Theatercafé gefeiert werden. Wer es verpasst hat, sollte unbedingt in eine der nächsten Vorstellungen gehen.

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