Happy Sukkot XXL LWL-Kulturstiftung und Jüdische Gemeinde Münster feiern erstmals jüdisches Laubhüttenfest mit Kulturprogramm

Sukka am LWL-Landeshaus. (Foto: LWL/ Tomasoni)

Kurz nach Beginn des jüdischen neuen Jahres feiern Jüdinnen und Juden weltweit Sukkot – ein achttätiges Erntedankfest, zu dem einfache Laubhütten errichtet werden. Anlässlich des bundesweiten Themenjahres „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ begehen die LWL-Kulturstiftung und die Jüdische Gemeinde Münster dieses Fest gemeinsam, wozu erstmalig eine sogenannte Laubhütte (Sukka) am Hauptgebäude des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster errichtet wird. Für alle Interessierten zugänglich bildet sie von heute bis zum 26. September das Zentrum für ein vielseitiges Kulturprogramm.

„Schutz, Leben, Freude und Dankbarkeit – dafür steht die Sukka im jüdischen Glauben“, erklärt Matthias Löb, LWL-Direktor und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung. „Im Schutz einer demokratischen Gesellschaft kann jüdisches Leben wachsen und mit Freude unsere Gesellschaft gestalten. Für die uns entgegengebrachte Offenheit bin ich sehr dankbar“, erläutert Löb die Bedeutung dieses gemeinsamen öffentlichen Festes. „Dieses Sukkotfest ist Symbol für einen fruchtbaren Boden, auf dem unser Bestreben nach mehr Toleranz und Miteinander weit über dieses Festjahr hinaus austreibt und Früchte trägt“, ergänzt Löb.

An vielen Festen und Feiertagen bleiben Jüdinnen und Juden oft unter sich in den Gemeindezentren, Synagogen und privaten Wohnungen, so auch bei Sukkot. In Ländern wie Israel oder Städten wie New York jedoch, wo die jüdischen Gemeinschaften sehr groß sind, prägen zum achttägigen Sukkotfest kleine einfache Hütten in Gärten, Straßen und Hinterhöfen und auf Balkonen inzwischen das Stadtbild. Diese Idee eines öffentlichen Laubhüttenfestes ist Vorbild für das bundesweite Festival SUKKOT XXL, an dem sich die LWL-Kulturstiftung mit ihrem eigenen Sukkot-Kulturprogramm beteiligt: Über 30 Kultur- und Bildungseinrichtungen, Jüdische Gemeinden und Vereine errichten auf Initiative des Vereins „321-2021: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ Laubhütten an verschiedenen Orten in Deutschland und setzen mit ihren Angeboten sehr unterschiedliche Schwerpunkte.

"Bubales", das einzige jüdische Puppentheater Deutschlands, zeigt am Sonntag in zwei Aufführungen "Die Koscher-Maschine" für alle Menschen ab fünf Jahren. (Foto: Bubales)
„Bubales“, das einzige jüdische Puppentheater Deutschlands, zeigt am Sonntag in zwei Aufführungen „Die Koscher-Maschine“ für alle Menschen ab fünf Jahren. (Foto: Bubales)

„Wir sind eine Kulturstiftung und haben ein aktives Kulturnetzwerk – und durch das Festjahr und unseren Förderschwerpunkt viele neue Partner:innen in der jüdischen Gemeinschaft. Mit HAPPY SUKKOT XXL verbinden wir ein anspruchsvolles Kulturprogramm mit den Feierlichkeiten zum jüdischen Laubhüttenfest und schaffen abwechslungsreiche Anlässe für Begegnungen und Austausch“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung. Damit auch in dieser Sukka alle jüdischen Regeln für den Bau einer solchen Hütte berücksichtigt werden, haben sich die LWL-Kulturstiftung und die Jüdische Gemeinde Münster in zahlreichen Gesprächen über Traditionen, Rituale und Symbole zu Sukkot ausgetauscht. „Erstmals in unserer langen jüdischen Geschichte in Münster gehen wir aus unserer Gemeinde hinaus und bauen mit unseren nicht jüdischen Nachbarn und Freunden eine Sukka an einem öffentlichen Ort“, betont Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster.

Den Bausatz für die einfache Hütte von etwa 16 Quadratmetern, der eigens aus Israel eingeflogen wurde, hat der Verein 321-2021 bereitgestellt. Das Dach, das nach jüdischer Tradition tagsüber mehr Schatten als Sonne in die Hütte bringen soll und durch das nachts die Sterne leuchten, haben die LWL-Kulturstiftung und Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Münster vergangenen Freitag (17.9.) gemeinsam gedeckt.
Für die individuelle und authentische Dekoration der Sukka haben Kinder des Jugendzentrums der Jüdischen Gemeinde Früchte und Gemüse sowie Girlanden und Laternen gebastelt. Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren malten Bilder zum Sukkotfest, seinen Symbolen und Ritualen. „Wir möchten mit den vielen Veranstaltungen und Projekten, wie dem gemeinsamen Bau der Sukka, möglichst viele Menschen erreichen, um öffentlich Einblick zu geben in ein jüdisches Fest und die damit verbundenen Riten, auch um einander besser kennenzulernen. Wir hoffen und wünschen uns, dass jüdisches Leben zu einer größeren Selbstverständlichkeit werden möge“, ergänzt Sharon Fehr. Dies könne auch Vorurteile abbauen und sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Verschwörungsmythen und antisemitische Stereotypen, so Fehr weiter.

Das Programm zu Sukkot in Münster

Mit einem Konzert von Syndikat Gold (21.9., 19 Uhr) erklingen jüdische Schlager und Chansons im Hof, deren Melodien und Texte oft vielen Leuten bekannt sind. Sie prägten die Musikszene in der goldenen Ära Anfang des 20. Jahrhunderts und sind Teil der jüdisch-deutschen Kulturgeschichte. Es gibt noch wenige Resttickets.

Sarah Borowik-Frank (Zittau), Farah Bouamar (Berlin), Aylin Celik (Düsseldorf) und Marco Michalzik (Darmstadt) präsentieren am Mittwoch in der interkulturellen Poetry Slam-Show „Glaube – Liebe – Poesie“ eigene Texte, die durch ihre unterschiedlichen Glaubens- und Kultur-Backgrounds vielfältige Perspektiven versprechen. (Foto: LWL)

Wortgewaltig zeigen sich vier Poeten am Mittwoch (22.9., 19.30 Uhr) in der interkulturellen Poetry Slam-Show „Glaube – Liebe – Poesie“: Sarah Borowik-Frank (Zittau), Farah Bouamar (Berlin), Aylin Celik (Düsseldorf) und Marco Michalzik (Darmstadt) präsentieren selbst verfasste Texte, die durch ihre unterschiedlichen Glaubens- und Kultur-Backgrounds vielfältige Perspektiven versprechen. Andreas Weber (Münster) und Karsten Strack (Paderborn) von der Vorlesebande e.V. moderieren die Show. Die Tickets kosten 5 Euro.

Jüdische Kultur als Arbeits- und Lebenswelt ist Thema des Sukkot-Gespräches „Jüdische Kultur sichtbar machen“ (23.9., 16 Uhr), bei dem sich Matthias Löb, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Irith Michelsohn von der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld und Levi Israel Ufferfilge, angehender Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Münster, austauschen. Moderator Markus Köster, LWL-Medienzentrum, spricht mit ihnen über das Themenjahr und ausgewählte Projekte und fragt nach Erfahrungen, Erwartungen und Bedenken, die sich in der Umsetzung der Projekte zeigen.

Abschließend öffnet sich die Sukka am Sonntag (26.9.) für Familien: Das einzige jüdische Puppentheater Deutschlands „Bubales“ zeigt in zwei Aufführungen, um 14 und um 16 Uhr „Die Koscher-Maschine“ für alle Menschen ab fünf Jahren. Mit lustigen Songs und vielen verschiedenen Charakteren erklären die bubales – „buba“ ist hebräisch für Puppe – allen Interessierten die Rolle der Tiere im jüdischen Glauben. Und in der Sukka selbst lädt die Jüdische Gemeinde Münster von 13.30 bis 17 Uhr dazu ein, eigene Dekorationen für die Sukka oder Erinnerungsstücke an den Tag zu basteln. Früchte aus Tonpapier, kleine Laubhütten aus Papier und Malangebote bieten vielfältige Bastelangebote.

Für das Konzert und die Poetry Slam-Show gibt es Online-Tickets (10 Euro, 5 Euro). Die Teilnahme am Sukkot-Gespräch und am Puppentheater ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist notwendig. Bei schlechtem Wetter finden alle Veranstaltungen drinnen im LWL-Landeshaus statt. Alle Informationen unter: http://www.lwlkulturstiftung.blog/happy-sukkot-xxl/

 

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