Haareschneiden für das Selbstbewusstsein Haarschneide-Aktion für Menschen in sozialen Notlagen

Friseurmeister Josef Kontrup weiß, dass Haareschneiden für die Besucher des Treffpunkts mehr ist als ein Pflichttermin. (Foto: Pressefoto)
Friseurmeister Josef Kontrup weiß, dass Haareschneiden für die Besucher des Treffpunkts mehr ist als ein Pflichttermin. (Foto: Pressefoto)

Haare schneiden, den Bart stutzen, eine neue Frisur – ein Besuch beim Friseur tut auch der Seele gut. Was für viele Menschen zum Alltag gehört, können sich andere nicht leisten. Die Friseur-Innung Münster rief deshalb ihre Mitglieder dazu auf, sich an einer Haarschneide-Aktion für Menschen in sozialen Notlagen im Treffpunkt „An der Clemenskirche“ zu beteiligen.

„Klar haben wir da sofort mitgemacht, alle waren begeistert von der Idee“, freut sich Taifun Yalcin, Geschäftsführer des Friseursalons „Kopfsalat“. Das war Ende vergangenen Jahres, inzwischen schneiden die Friseure bereits seit Januar einmal pro Monat in ihrer Freizeit hilfebedürftigen Menschen die Haare. An bis zu drei Haarschneide- und  einem Bartschneideplatz können sich Besucher des Treffpunkts verwöhnen lassen. Die Teams der mitwirkenden Friseure wechseln sich ab – zu jedem Termin kommen ein bis zwei Friseure aus den teilnehmenden Salons.

Die Aktion ist ein Geben und Nehmen, wie die Friseure bestätigen, die durch die Gespräche mit ihren Kunden viel über die besonderen Herausforderungen eines Lebens am Rande der Gesellschaft erfahren. Während in den Räumen des Treffpunkts unablässig die Haarschneidemaschine summt, die Schere klappert und ein Haarbüschel nach dem anderen zu Boden sinkt, entstehen Gespräche und werden zum Teil schwere Schicksale offenkundig. „Wir fassen die Menschen ja an. Diese Zuwendung führt oft dazu, dass sich die Menschen öffnen“, sagt die Obermeisterin der Friseur-Innung Münster, Rosemarie Ehrlich. „Zunächst war ich skeptisch, ob unsere Besucher das Angebot überhaupt annehmen würden“, erinnert sich der Leiter des Treffpunkts, Matthias Eichbauer und fährt fort: „inzwischen läuft es aber sehr gut. Die Anmeldelisten sind innerhalb einer Woche voll!“

Für das Foto ausnahmsweise auf der Straße vor dem Treffpunkt, normalerweise in dessen geschützten Räumen: Münsters Friseure schneiden Menschen in sozialen Notlagen kostenlos die Haare. (Foto: Pressefoto)
Für das Foto ausnahmsweise auf der Straße vor dem Treffpunkt, normalerweise in dessen geschützten Räumen: Münsters Friseure schneiden Menschen in sozialen Notlagen kostenlos die Haare. (Foto: Pressefoto)

Mit der Kürze der Haare steigt das Selbstwertgefühl, wissen die ehrenamtlichen Friseure, die mit Feuer und Flamme dabei sind. „Man kann richtig miterleben, wie die Menschen aufblühen, wenn sie mit frisch geschnittenen Haaren den Treffpunkt wieder verlassen“, berichtet Jan-Hendrik Schade, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Münster, begeistert. So wie bei Adrian aus Polen. Er lebte über ein Jahr lang auf der Straße, inzwischen hat er ein Zimmer, es geht langsam aufwärts. Mit den frisch geschnittenen Haaren wird er am nächsten Tag ein Vorstellungsgespräch führen und ist guter Dinge: „Man muss seine Haare den Lebensumständen anpassen“, ist sich der 35-Jährige sicher. Dass seine Chancen mit dem gepflegten Kurzhaarschnitt deutlich steigen werden, steht für ihn außer Frage.

Der Treffpunkt „An der Clemenskirche“ ist eine Anlaufstelle für Menschen in sozialer Not. Hilfsbedürftige Menschen finden Zuflucht, eine warme Mahlzeit und viele andere Arten der Unterstützung. Die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter sind Teil eines Netzwerks von Hilfsorganisationen, beraten bei Behördenfragen, begleiten bei Ämtergängen oder helfen bei der Körperpflege.

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