Gregory Porter verzauberte Münster Der Jazz-Sänger begeisterte in der Halle Münsterland mit bekannten Hits und neuen Songs - und mit seiner samtenen Stimme

Begleitet von seiner soliden Band sang Gregory Porter einige seiner bekannten Hits, aber auch neue Songs des kommenden Albums "All Rise" (Foto: Stephan Günther)
Begleitet von seiner soliden Band sang Gregory Porter einige seiner bekannten Hits, aber auch neue Songs des kommenden Albums „All Rise“. (Foto: Stephan Günther)

Der Sänger Gregory Porter, der viel mehr ist, als nur der Mann mit der Ballonmütze über dem Schlauchschal, gab am Freitag erneut ein umjubeltes Konzert in der Halle Münsterland. Er verfügt über eine der zurzeit wenigen großen Stimmen im Jazz, ist aber auch im Soul, Blues und Gospel zuhause. Neben vielen bekannten Liedern aus seiner bisherigen Karriere stellte er neue Songs aus seinem kommenden Album „All Rise“ vor.

„Revival“ heißt das aktuelle Lied, das Gregory Porter natürlich auch am Freitag in Münster auf die Bühne brachte. Dabei hat der charismatische Sänger doch überhaupt kein Revival, keine Wiederbelebung oder Neuentdeckung nötig, er war schließlich nie weg. Nun ja, aber nach seinem Erfolg mit dem dritten Album „Liquid Spirit“, das es 2013 in Deutschland sogar in die Top Ten geschafft hat, will er jetzt wohl noch einmal dorthin. So etwas schafft ein Jazzmusiker nun mal sehr selten, mit diesem Lied und dem neuen Album könnte es ihm wieder gelingen. Das Publikum in Münster begrüßte das eingängige „Revival“ jedenfalls begeistert und begleitete es mit rhythmischen Klatschen – dabei kommt das Album „All Rise“ mit diesem Lied erst am 17. April heraus. Aber seit der offiziellen Veröffentlichung des Songs vor gerade einmal sieben Wochen wurde es z.B. bei YouTube schon über 2,5 Millionen Mal abgerufen.

Eine aufregende Bühnenshow war gar nicht nötig, die Stimme von Gregory Porter trug durch den Abend. (Foto: Stephan Günther)
Eine aufregende Bühnenshow war gar nicht nötig, die Stimme von Gregory Porter trug durch den Abend. (Foto: Stephan Günther)

Dieser neue Hit zeigt, wohin die Reise mit dem neuen Album geht, das wurde auch beim Konzert in Münster sehr deutlich. Nachdem er sich zuletzt den Songs von Nat King Cole gewidmet hat, swingend und zum Teil mit Streichern, geht Gregory Porter jetzt wieder einen Schritt zurück, mehr in Richtung Soul, wie bei „Liquid Spirit“. Und wie schon beim Konzert in Berlin, das 2016 als CD und DVD herauskam, zitierte er mit seiner grundsoliden Band den Soul der frühen 70er Jahre, besonders Marvin Gaye oder die Temptations mit ihrem Hit „Papa Was A Rolling Stone“. Natürlich bleibt es eine Jazz-Band, aber das spielt sie auf dieser Tour nur hin und wieder etwas aus und hält sich – abgesehen von einigen recht schönen, aber nicht wirklich aufregenden Soli – eher zurück.

Das besondere an einem Konzert mit Gregory Porter ist ohnehin seine Stimme, die vom Timbre ein wenig an Lou Rawls erinnert, aber noch einen Funken mehr bietet. Sie spricht einen unmittelbar an, lässt einen mitschwingen, berührt einen geradezu körperlich – und das ist sogar in den hinteren Reihen der Halle Münsterland zu spüren! Wie mag die Stimme wohl erst wirken, könnte man sie in einer kleineren Location mit besserer Akustik erleben? Dieser samtene Bariton und das unprätentiöse Auftreten Porters kann jedenfalls nur live so richtig herüberkommen, Tonträger oder gar Downloads geben das Erlebnis nur unzureichend wider.

Der junge Organist und Pianist Matthew Whitaker heizte das Publikum zuvor im Alleingang ein. (Foto: Stephan Günther)
Der junge Organist und Pianist Matthew Whitaker heizte das Publikum zuvor im Alleingang ein. (Foto: Stephan Günther)

Das Programm für die aktuelle Tournee gleicht einem „Best of“ seiner bisherigen Karriere. Es begann am Freitag in Münster mit einem neuen Lied, dem gefühlvollen „If Love Is Overrated“, an das sich das deutlich schwungvollere „On My Way To Harlem“ vom zweiten Album aus dem Jahr 2012 anschloss. „Hey Laura“ und „Free“ vom Erfolgsalbum „Liquid Spirit“ waren zu hören, ebenso wie „Take Me To The Alley“, das Titellied des Studioalbums von 2016. Die Band erlaubte sich hin und wieder einen Spaß und ließ schon mal ein paar Takte Beethoven mit einem Reggae-Rhythmus kollidieren.

Solche musikalischen Späße gab es bereits im Vorprogramm zu hören, als der blinde Organist und Pianist Matthew Whitaker das Publikum alleine und nahezu im Handumdrehen auf Betriebstemperatur brachte. Eigentlich hätte er gar nicht betonen brauchen, dass er erst 18 Jahre alt ist, seine Jugend sah man ihm an. Man glaubte fast, den Little Stevie Wonder der frühen Sechziger Jahre zu erleben – ohne Gesang, aber mit viel Verve am Flügel oder an den Tasten und Pedalen der Hammondorgel. Das Publikum dankte es ihm mit warmen Applaus, so wie es am Ende des gesamten Konzertabends die Halle Münsterland zufrieden und wahrscheinlich auch mit etwas Vorfreude auf das kommende Album „All Rise“ von Gregory Porter verließ.

Und hier für alle, die das neue Lied „Revival“ von Gregory Porter noch nicht kennen, der offizielle Clip auf YouTube:

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