In Münster kommt die Gastronomie nach dem Corona-Lockdown langsam wieder an den Start. „Wirte und Kellner freuen sich nach extrem harten Wochen auf Kundschaft. Jetzt zählt jedes getrunkene Bier“, betont Helge Adolphs, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Denn nach einer Umfrage der IHK Nord Westfalen verzeichnen die Betriebe herbe Umsatzeinbußen.
„Einerseits soll die Gastronomie endlich wieder Genuss und Geselligkeit möglich machen. Andererseits darf die Branche unter keinen Umständen zum Infektionsherd werden“, erklärt der Gewerkschafter Adolphs. Das gelte auch für die Hotellerie, die ihren Betrieb in den nächsten Wochen langsam wieder hochfahre. In Münster beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe laut Arbeitsagentur rund 10.000 Menschen. Viele von ihnen seien auf den ersten vollen Lohn nach langer Zeit in Kurzarbeit angewiesen, so die NGG-Region Münsterland. „Deshalb gilt jetzt erst recht: Jedes Trinkgeld tut gut.“ Vor allem komme es nun darauf an, in den Gastronomiebetrieben den Gesundheitsschutz penibel einzuhalten. Hierzu sollte genug Personal eingeplant werden. „Wenn eine Gaststätte halb so lang offen hat, heißt das nicht, dass man nur die Hälfte der Service- und Küchenkräfte braucht. Im Gegenteil: Hygiene kostet Zeit. Und wer acht Stunden mit Mundschutz kellnert, sollte auch mal eine Pause mehr machen dürfen“, so Adolphs.
Von der Wiedereröffnung des Gastgewerbes profitieren auch andere Branchen. „Über viele Wochen mussten gerade Brauereien die Belieferung der Kneipen und Gaststätten stoppen. Auch ihr Exportgeschäft ist eingebrochen. Jetzt gibt es immerhin einen Lichtblick für die Branche“, sagt Adolphs. Nach einer aktuellen Umfrage des Deutschen Brauer-Bundes haben bislang 88 Prozent aller Brauereien Kurzarbeit angemeldet. Betroffen ist auch die Ernährungsindustrie: „Zwar haben die Hamsterkäufe gerade zu Beginn der Pandemie bei Nudel- und Konservenherstellern zum Hochbetrieb geführt. Gleichzeitig aber stornierten wichtige Großabnehmer ihre Bestellungen: Vom 10-Liter- Eimer Frittieröl bis hin zum Fassbier – Hotels und Gaststätten fragen jetzt wieder nach.“
Die Öffnungen der Gaststätten, Cafés und Restaurants in der Region spülen derzeit allerdings noch wenig Geld in die Kassen. Nach einer Blitzumfrage der IHK Nord Westfalen liegen die dabei erzielten Umsätze bei der Hälfte der Betriebe unter 25 Prozent des regulären Umsatzes. „Die massiven Umsatzeinbußen sind besorgniserregend und zeigen, dass das Gastgewerbe ebenso wie etwa der Handel trotz Wiedereröffnung noch längst nicht über den Berg ist“, resümiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Aufgrund von Auflagen mussten die Gastronomie-Betriebe ihre Kapazitäten mehrheitlich um mindestens die Hälfte verringern. Doch das ist nach Einschätzung vieler Gastronomen nur ein Grund für die schwachen Umsätze. „Viele potenzielle Gäste reagieren offenbar noch verhalten auf die neu gewonnenen Freiheiten – auch wegen der Begleiterscheinungen, die die Einhaltung der Hygiene-Regeln mit sich bringen“, vermutet der IHK-Chef.
Eine Ausweitung der Außengastronomie auf weitere öffentliche Flächen und Straßenräume könnte nach Einschätzung der Branche helfen, den Gästen den Wiedereinstieg in den Gaststätten- und Restaurantbesuch zu erleichtern. „Hier sind die Städte und Gemeinden gefordert, auch über unkonventionelle Lösungen nachzudenken“, so Jaeckel.
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