Frau Luna – Wegweiser nach Emsdetten

Henrike Jacob in ihrer Rolle als Frau Luna. (Foto: Oliver Berg)
Henrike Jacob in ihrer Rolle als Frau Luna. (Foto: Oliver Berg)

Man stelle sich nur vor, Polizeibeamte hierzulande trügen Uniformen wie die Mond-Polizisten in der Revueoperette „Frau Luna“, die zurzeit im Theater Münster gespielt wird: knappe, hellblaue, paillettenbesetze Höschen, hüfthohe Silberstiefel und Pickelhaube – da ließe sich die weibliche Bevölkerung bei Verkehrsverstößen doch gerne anhalten.

Es  ist das zu erwartende Glamour-Spektakel, dem Henrike Jacob als Frau Luna und Youn-Seong Shim als Prinz Sternschnuppe das Prägesiegel aufdrücken. Saubere Partituren und großartige orchestrale Begleitung tun ihr Übriges. Fritz Steppke macht sich aus dem Berliner Tiergarten mit dem Ballon auf den Weg zum Mond, begleitet von seinen Freunden, dem Schneider Lämmermeier und Pannecke. Auch mogelt sich Frau Pusebach dazu, die sehr schön gespielt wird von Barbara Wurster. Die resolute, Berliner Schnoddrigkeit nimmt man ihr ab und ihre Gesangseinlagen sind an Authentizität nicht zu überbieten.

Nun trifft eben jene Frau Pusebach auf dem Mond ihrer früheren Verehrer Theophil, den sie aber erst am zupackenden Griff an ihre Brust erkennt. Alte Erinnerungen werden wach und so singt die inzwischen stark angewachsene „Meute“ auf der Bühne: „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft“, woraufhin das Auditorium schnell in ein rhythmisches Klatschen verfällt. Frau Luna tritt überhaupt erst auf im zweiten Akt auf, als Steppke und Konsorten schon ganz verzweifelt sind, weil man ihnen offenbar den Mann im Mond nicht vorstellen will. Dann aber, eine Showtreppe herunterstolzierend, von silberfarbenen Nymphen, mit blauen Federfächern umgeben, erscheint sie umso eindrucksvoller. Ein wenig erschrocken gibt sich Steppke schon, denn schließlich „sieht man von der Erde aus doch eine Knubbelnase“ – letztlich obsiegt natürlich der erotische Reiz. Kaum kann sich Steppke auf seinen eigentlichen Plan, die Bebauung des Mondes konzentrieren.

Das Ensemble der Operette von "Frau Luna" im Theater. (Foto: Oliver Berg)
Das Ensemble der Operette von „Frau Luna“ im Theater. (Foto: Oliver Berg)

In Anspielung auf den Berliner Großflughafen, schlägt Frau Luna den Bau einer Landepiste vor. Mit wachsendem Argwohn betrachtet dies Prinz Sternschnuppe, der schon seit langem erfolglos um Frau Luna buhlt. Herzzerreißend daher sein Gesang, den er auch mal allein vor dem Vorhang präsentiert, als dahinter gerade umgebaut wird. Doch ersinnt er mit Theophil die Lösung des Problems, indem er mit dem Mondauto das  Berliner Mädchen Marie zum Mond holt, jene Marie, die auf Erden die Braut von Fritz Steppke ist. Schon ist Frau Luna wieder frei und endlich – schenk mir nur ein bisschen Liebe – fallen sich auch Prinz Sternschnuppe und Frau Luna in die Arme. Zwischendurch gibt es noch ein bisschen Lokalkolorit, als vom „Wegweiser nach Emsdetten“ die Rede ist.

Zu guter Letzt haben sich aber alle, die sich haben sollen und im anschließenden Applaus geht auch das Orchester nicht leer aus. Stefan Veselka, der musikalische Leiter kommt extra aus dem Orchestergraben und gibt Handzeichen nach unten. Ein unterhaltsames, professionelles Stück, das – nach Paul Lincke – in Kooperation mit dem Theater Hof aufgeführt wird. Eine tolle Choreographie und Kostüme, die man sich manchmal als Alltagskleidung wünscht.

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