„Fräulein Flunker“: Die Zucchini Sistaz über ihr neues Video

"Auch wenn wir in Wirklichkeit keine Mistaz sondern Sistaz sind, so stehen wir doch oft ganz ordentlich unseren Mann": die Zucchini Sistaz in ihrem neuen Video zu "Fräulein Flunker". (Foto: Franca Hengstermann)
„Auch wenn wir in Wirklichkeit keine Mistaz sondern Sistaz sind, so stehen wir doch oft ganz ordentlich unseren Mann“: die Zucchini Sistaz in ihrem neuen Video zu „Fräulein Flunker“. (Foto: Franca Hengstermann)

Das Warten hat ein Ende. Wir präsentieren euch das brandneue Video der Zucchini Sistaz. Wie das Filmchen entstanden ist und warum die drei Musikerinnen Bärte tragen erzählten Sie unserem Redakteur Ralf Clausen im Interview.

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Seit Tagen schürt Ihr die Neugier eurer Internet-Freunde mit der Aussicht auf ein neues Video. Was ist darin denn zu sehen und zu hören? Ist es ein Klassiker oder ein selbst geschriebenes Lied?

Tina: Es ist kein Klassiker ansich, sondern eine Zucchini-Eigenkomposition, die aber definitiv das Zeug zum Klassiker hat: „Fräulein Flunker“ lautet der Titel dieses musikalisch-poetischen Kleinods.

Sinje: Fräulein Flunker ist unsere Nachbarin. Sie hat uns zu diesem Song inspiriert, denn sie geht der sehr mondänen beruflichen Tätigkeit des sogenannten Schönheitstanzes nach, sie ist Burlesque-Tänzerin.

Jule: Und zwar nicht irgendeine, sondern DIE Burlesque-Tänzerin schlechthin, ganz Münster und der Rest der Welt liegen ihr zu Füßen. Da standen wir vor der Frage: Okay, das Grundsetting und die Lokalität ist klar, unser Musikfilmchen soll in einem Nachtclub-ähnlichen Etablissement angesiedelt sein, aber wie sollen wir Fräulein Flunker mit filmischen Mitteln gerecht werden? Kann und darf man diese Wahnsinnsfrau überhaupt abbilden? Und wenn ja, wie?

Tina: Nach viel hin und her und tausend Ideen und Diskussionen und Kopfzerbrechen haben wir dann eine Lösung gefunden, die wir uns alle gut vorstellen konnten, und die ist, so viel sei schon mal verraten, im wahrsten Sinne des Wortes herrlich geraten.

Sinje: Wir tragen auch der Tatsache Rechnung, dass es sich beim Film um bewegte Bilder handelt, so wurde die eine oder andere Choreografie ausgeheckt und einstudiert und anschließend auf filmisches Band gebannt.

Jule: An dieser Stelle auch ein ganz großer Dank an all die Menschen, die uns beim Dreh unterstützt haben, denn alleine hätten wir das niemals geschafft, das war echt der absolute Wahnsinn. Wir haben drei Tage bei Eiseskälte gedreht, das sieht man aber zum Glück nicht im fertigen Filmchen.

 

Gedreht wurde das neue Video der Zucchini Sistaz im alten Stadtbad Leipzig. (Foto: Franca Hengstermann)
Gedreht wurde das neue Video der Zucchini Sistaz im alten Stadtbad Leipzig. (Foto: Franca Hengstermann)

Wo habt ihr das Video gedreht? Das scheint ja eine ganz besondere Location zu sein…

Sinje: Allerdings! Das Video ist im alten Stadtbad Leipzig entstanden. Das ist einfach eine unglaublich beeindruckende Lokalität: 1916, also vor hundert Jahren erbaut, Jugendstil, Männerschwimmhalle, Damenbad, orientalische Sauna und es gab sogar ein Hundeschwimmbecken! Und alles über mehrere Etagen hinweg! Man ist total fasziniert und verzaubert und von Ehrfurcht erfüllt, wenn man in den Räumlichkeiten dieser famosen Badeanstalt sein darf. Es gibt alles, nur leider kein Wasser mehr, aber dafür einen Verein, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Leipziger Stadtbad wieder mit Leben zu füllen und diesen wunderschönen Bau zu erhalten.

 

Die ersten veröffentlichten Bilder lassen erahnen, dass Ihr drei euch für das Video als Männer, als „Zucchini Mistaz“, verkleidet habt. Macht das besonderen Spaß? Verkleidet Ihr euch gerne?

Jule: Flunkern bedeutet so viel wie: „zum Scherz die Unwahrheit sagen“ und kommt ursprünglich von einem Wort, das so viel wie „sich glänzend darstellen“ bedeutet – von daher konnten wir ja gar nicht anders als zu „Fräulein Flunker“ sowas in die Richtung zu machen und ja, es hat uns Spaß gemacht.

Tina: Ich sag mal so: Wir Zucchinis haben auf jeden Fall Freude und Vergnügen daran, mit sowas zu spielen und zu experimentieren. Wobei ich es nicht als Verkleidung empfinde, sondern eher als eine Art Dekoration, durch die verschiedene Aspekte von uns in einen besonderen Kontext gestellt werden können. Wenn wir uns im Flunker-Video Fräcke anziehen und Bärte anmalen, dann sind die keineswegs naturalistisch, sondern eben tatsächlich angemalt und wollen auch als angemalt und als eben nicht echt, sondern stilisiert erkannt werden. Somit befinden wir uns automatisch auf einer Ebene des Humors und des Augenzwinkerns inhaltlich und ästhetisch. Und auch wenn wir in Wirklichkeit keine Mistaz sondern Sistaz sind, so stehen wir doch oft ganz ordentlich unseren Mann

Jule: Das stimmt, auch wenn wir sonst sehr feminin daherkommen in unseren grünen Kleidern und mit den Locken und all dem Klimbim, lassen wir’s doch ordentlich krachen. Zum Beispiel, wenn wir uns selber unsere eigene Bigband sind und uns beim Singen auch noch an unseren Instrumenten begleiten. Bigbands waren früher absolute Männerdomäne und keine der Damengesangstrios aus früheren Zeiten hat sich so exzessiv selbst instrumental begleitet, wie wir das tun. Und in diesem Bruch liegt für uns was künstlerisch Wertvolles und Interessantes und gleichzeitig auch irgendwie was sehr Emanzipiertes, das uns die Freiheit gibt, uns mit der Thematik humorvoll und mit dem berühmten Augenzwinkern auseinanderzusetzen. Der Bart mag erstmal an Verkleidung denken lassen, aber da steckt schon auch was dahinter.

Sinje: Das sieht man jetzt natürlich nicht alles direkt, wenn man sich das neue Video anschaut, aber für uns liegt das alles eindeutig da drunter, Ideen kommen ja nicht von irgendwoher sondern erzählen ja auch immer was über einen selber.

Tina: Sein und Schein, Kulisse, Fassade, Illusion und Wirklichkeit, und vor allem, damit zu spielen ist auf jeden Fall Thema unseres neuen Videos.

 

Beim Videodreh im Schwimmbecken des alten Leipziger Stadtbads: (v.l.) Sinje Schnittker, Jule Balandat und Tina Werzinger. (Foto: Franca Hengstermann)
Beim Videodreh im Schwimmbecken des alten Leipziger Stadtbads: (v.l.) Sinje Schnittker, Jule Balandat und Tina Werzinger. (Foto: Franca Hengstermann)

Ihr habt uns mit dem Worten „Donnerstag ist Kinotag“ zu diesem Video gelockt – wird es bis zum nächsten Konzert noch weitere Kinotage dieser Art geben?

Jule: Gute Frage! Unser nächstes Konzert ist am 18.12.2016 unser großes Zucchini-Weihnachtskonzert in der Cloud am Germania Campus. Man munkelt was von einem zucchiniesken videomusikalischen Adventskranz in diesem Jahr, bei dem an jedem Adventssonntag ein kleines Zucchinivideo zu sehen sein soll.

Sinje: Da müsste es dann „Sonntag ist Kinotag“ heißen.

Tina: Was aber auf jeden Fall sicher ist: Wir Zucchinis lieben es, uns Ideen für Musikfilmchen einfallen zu lassen und diese dann liebevoll bis zur Vollendung auszutüfteln, denn das eröffnet uns nochmal andere Möglichkeiten, uns künstlerisch auszudrücken als wir das zum Beispiel auf der Bühne tun können. Von daher werden wir das natürlich immer weiter machen und man darf gespannt sein, was wir da in Zukunft noch so alles fabrizieren werden.

Jule: Und neben dem Werkeln an Videos und unserem Album treiben wir auch so manch anderen Schabernack: Wir sammeln und testen gerade fleißig Rezepte für unser erstes eigenes Zucchini-Kochbuch und in den nächsten Tagen erwarten wir eine Premiere zurück aus dem Druck: Erstmals werden eingefleischte Zucchini-Fans und solche, die es werden wollen die Gelegenheit haben, einen Zucchini Sistaz Fotokalender für das Jahr 2017 erstehen zu können!

Tina: Ab Ende Oktober ist das Schätzchen erhältlich.

Sinje: Langeweile – ein Fremdwort im Zucchiniland! (alle lachen)

 

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