Flüchtlinge: Verstehen lernen und Ängste überwinden

Bischof Dr. Felix Genn (Foto: Bistum Münster)
Bischof Dr. Felix Genn (Foto: Bistum Münster)

Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation hat Bischof Dr. Felix Genn, den vielen Menschen im Bistum, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, für ihre „Zeugnisse der Hilfsbereitschaft und Solidarität“ gedankt. Viele von ihnen gingen dabei an ihre persönlichen Grenzen, sagte Genn heute in einem Interview mit der „Kirche + Leben“.

Die Haltung, Flüchtlinge aufnehmen zu wollen und willkommen zu heißen, sei nicht naiv, „sondern gelebte Nachfolge Jesu Christi“, so der Bischof. Der „Nächstenliebe Obergrenzen zu setzen“ komme für Christen dagegen nicht in Frage, betont Bischof Genn. Zwar äußert er Verständnis dafür, dass Menschen Angst vor dem hätten, was aktuell geschehe. „Ängste lassen sich am besten überwinden, indem wir die Fremden besser kennen- und verstehen lernen“, unterstreicht er jedoch.

Angesichts der jüngsten Entscheidung des Deutschen Bundestags geht Bischof Genn auch auf die Frage des „assistierten Suizids“ ein. Er verstehe, dass Menschen Angst vor einem Sterben unter Schmerzen hätten. Dies betreffe aber nur einen ganz kleinen Teil todkranker Menschen. Zugleich unterstreicht er, dass Freiheit und Selbstbestimmung nie absolut seien: „Ich kann Freiheit nicht leben, ohne gleichzeitig zu akzeptieren, dass ich angewiesen bin auf andere. Das erfahren schwerkranke Menschen tagtäglich in Hospizen und auf Palliativstationen: Hier ist die Botschaft ermutigend und entlastend: du darfst dir deine Angewiesenheit zumuten.“ Es gebe im Bistum eine große Zahl auch von Ehrenamtlichen, die sich in der Hospizarbeit engagierten und beeindruckende Glaubenszeugnisse gäben.

Ein weiteres Thema im Gespräch mit „Kirche + Leben“ ist die Weltbischofssynode, die im Oktober in Rom zum Thema „Ehe und Familie“ stattfand. Bischof Genn betont, dass der Ausgang, „ein echtes Zeichen eines brüderlichen Konsensus“ sei. Das Abschlussdokument durchziehe ein „Grundton der Hinwendung zu den Menschen anstelle von Verboten und Ausschlüssen“. In keiner Weise würden an der Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe Abstriche gemacht, zugleich werde aber deutlich, dass „noch differenzierter das Augenmerk auf die einzelnen Situationen gerichtet“ werden müsse. Auch Menschen, „die in ihrer konkreten Lebenssituation nicht immer den Idealen entsprechen, die sich aus der christlichen Botschaft ableiten lassen“, müsse barmherzig begegnet werden. Die Synode sei noch nicht abgeschlossen, „weil jetzt noch die Entscheidung des Papstes zu erwarten ist“, sagt Bischof Genn.

Vor diesem Hintergrund sei auch das Heilige Jahr der Barmherzigkeit zu verstehen, das Papst Franziskus ausgerufen habe. Es beginnt am 8. Dezember und geht bis zum 20. November kommenden Jahres. Auch im Bistum Münster, so kündigt Bischof Genn in dem Interview an, werde es aus diesem Anlass viele Initiativen und Veranstaltungen geben. Unter anderem findet im Oktober eine Bistumswallfahrt nach Rom statt.

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