38 Schüler des Mädchengymnasiums Marienschule und des Paulinums verhandelten in einem Planspiel die Regelung des EU-Beitritts der Türkei.
„Es war gut, einmal eine andere, unbekanntere Rolle zu spielen. Ich bin aber der Meinung, dass die Türkei noch nicht bereit ist, in die EU einzutreten“, erklärt Luna, Schülerin der Marienschule Münster und für zwei Tage Abgeordnete des Türkischen Parlaments. Anfang der Woche durfte sie mit ihren Mitschülerinnen und Schülern des Paulinums in die Rollen der politischen Akteure der Europäischen Union und des Türkischen Parlaments schlüpfen. Als Mitglieder der Europäischen Kommission, des Allgemeinen Rats, des Türkischen Parlaments oder als Interessen- und PressevertreterInnen gestalteten die Teilnehmenden in Eigenregie die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU. Alle waren sich einige: es ist schwierig, die unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen der politischen Lager unter einen Hut zu bringen.
Gemeinsam diskutierten sie hitzig die verschiedenen Positionen zum Beitritt der Türkei zur EU. Schwerpunkt der Abschlussdebatte war vor allem das Kapitel zu Bildung und Kultur sowie der Zypernkonflikt. Allen Beteiligten war die Umsetzung der von der EU-Kommission erarbeiteten Roadmap besonders wich-tig. Sowohl die EU als auch die Türkei sollten vom EU-Beitritt des Landes profitieren. Bildungsarbeit für die Rechte von Minderheiten, eine bilaterale Lösung des Zypernkonflikts zwischen der Türkei und Zypern, eine Senkung der Sperrklausel in der Türkei auf 5 Prozent sowie die Staatsbürgerschaft für die kurdische Minderheit wurden beschlossen. Am Ende der Nachverhandlungen standen umfangreiche Kompromisse zwischen dem Allgemeinen Rat und dem Türkischen Parlament fest. Die Schlussabstimmung über die einzelnen Kapitel verlief im Allgemeinen Rat zu Kapitel 2 der Roadmap jedoch negativ, sodass Nachver-handlungen notwendig sind.
Ziel des Planspiels war es, ein besseres Verständnis für politische Entscheidungsfindung auf europäischer Ebene unter Einbezug von verschiedenen Standpunkten und Ansichten zu vermitteln. „Ich fand es gut, dass wir in den Verhandlungen und Diskussionen viele verschiedene Interessen und Meinungen vertreten haben“, so Katharina, Ministerin im Allgemeinen Rat. Möglich gemacht wurde das Planspiel vom Forum Jugend und Politik der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Bei der Simulation erfahren die jungen Leute hautnah, wie schwierig es ist, im demokratischen System für die eigene Meinung in Debatten einzutreten und Kompromisse auszuhandeln“, berichtet Enno Litzkendorf von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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