„Wir operieren sehr viel an der Wirbelsäule, aber einen solchen Fall sieht man nur sehr selten“, berichtet der Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie des Clemenshospitals, Dr. Roland Hahn, noch sichtlich beeindruckt. Eine 50 Zentimeter lange Zyste hat sich im Rückenmarkskanal von Ellen Timpe ausgebreitet, deren Ursprung vermutlich über 30 Jahre zurückliegt.
„Ich wurde als Kind auf dem Weg zur Schule von einem Auto angefahren und durch die Luft geschleudert. Glücklicherweise hatte ich in meinem Tornister einen großen Schulatlas, der beim Aufprall den Rücken geschützt hat“, berichtet die Patientin.
Es war Mitte der 1980er Jahre, die Computertomografie steckte noch in den Kinderschuhen, die Magnetresonanztomografie wurde gerade erst erfunden. So übersahen die Ärzte seinerzeit einen winzigen Knochensplitter, der im Rückenmarkskanal im Verlauf von Jahrzehnten vermutlich die Entstehung der Zyste verursachte. „Vor vier Jahren fing es mit Kribbeln im Arm und Taubheitsgefühlen an“, berichtet die 40-Jährige. Später kamen rasende Kopfschmerzen hinzu, die nur im Liegen zu ertragen waren und Zeichen eines Unterdrucks durch Verlust von Nervenwasser waren.
Lange Zeit war den behandelnden Ärzten in ihrer Heimatstadt Stadtlohn die Ursache unklar, erst eine spezielle Kontrastmitteluntersuchung im hochauflösenden Magnetresonanztomografen des Clemenshospitals förderte den seltenen Befund zu Tage. Im zertifizierten Wirbelsäulenzentrum des Clemenshospitals unter der Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Uta Schick verschlossen die Experten während der OP zunächst am oberen Ende in Höhe des zweiten Halswirbelkörpers das kleine Loch in der Rückenmarkshaut, damit sich die davor gelegene Zyste nicht weiter mit Nervenwasser füllen konnte. Als zweiter Schritt wurde im Bereich der mittleren Brustwirbelsäule eine Fensterung der Zyste vorgenommen, um die Flüssigkeit abzulassen und den Druck vom Rückenmark wegzunehmen.
„Wenn nicht operiert worden wäre, hätte sich die Zyste immer weiter mit Flüssigkeit gefüllt und es wäre zu Symptomen wie bei einer Querschnittslähmung gekommen“, erläutert Hahn. „Unmittelbar nach der Operation waren das Kribbeln, die Kopfschmerzen und die Taubheitsgefühle verschwunden. Jetzt geht es noch für drei Wochen in die Reha und dann kann auch die Meisterprüfung als Friseurin im Dezember und Januar kommen!“, freut sich Ellen Timpe.
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Ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist!