„Ein sehr großer Verlust“ Gestohlene Skulptur von Giuseppe Penone offenbar endgültig verloren

Die Skulptur "Progetto Pozzo di Münster" von Guiseppe Penone. (Archivbild: www.aitre.eu)
Die Skulptur „Progetto Pozzo di Münster“ von Guiseppe Penone. (Archivbild: www.aitre.eu)

Leider interessieren sich nicht nur Kunstliebhaber für die vielen Skulpturen im öffentlichen Raum Münsters, auch Metalldiebe schlagen immer wieder zu. Was in Hiltrup mit den Figuren am Brunnen vor der Kirche St. Clemens ein gutes Ende nahm, hat am alten Hörster Friedhof offenbar endgültig zum Verlust einer bedeutenden Skulptur der Skulptur Projekte 1987 geführt.

Der stillgelegte und zur Parkanlage umgestaltete Hörster Friedhof ist ein beliebter Ort für die Bürgerinnen und Bürger rund um Piusallee und Bohlweg. Junge Eltern schieben gemächlich Kinderwagen über die Wege, Ältere nutzen die Bänke für eine Pause oder einen Plausch mit anderen Spaziergängern, Studierende sitzen auf den Grasflächen um zu lesen oder mit anderen ein Bier zu trinken. Neben einigen historischen Grabsteinen gehörte seit 1987 die Skulptur „Progetto Pozzo di Münster“ (Brunnenprojekt für Münster) von Giuseppe Penone ganz selbstverständlich zu der Parkanlage. Was aus der Entfernung wie ein großer liegender Ast aussah, war eine große Brunnenskulptur aus Metall. In der Mitte des Astes sprudelte Wasser aus einem Handabdruck in einen Abfluss. Zumindest, wenn die Technik mitspielte.

Nur noch der Brunnenabfluss und der Stein erinnerten im Juni an die gestohlene Skulptur (Archivbild: Philipp Winterberg)
Nur noch der Brunnenabfluss und der Stein erinnerten im Juni an die gestohlene Skulptur (Archivbild: Philipp Winterberg)

Doch Anfang März meldete eine Nachbarin, dass der Ast verschwunden sei. Das rund eine Tonne schwere Objekt wurde offenbar in der Nacht von Metalldieben gestohlen. Wegen der Größe und des Gewichts muss dieser Diebstahl mit einem nicht unerheblichen technischen Aufwand erfolgt sein, trotzdem haben die Anlieger offenbar nichts beobachtet. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hat für Hinweise zur unversehrten Wiederbeschaffung eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt, bis heute ohne Ergebnis. Inzwischen wurden die letzten Hinweise auf die verschwundene Skulptur beseitig, lediglich der noch fehlende Rasen und eine kleine Bodenvertiefung weisen darauf hin, dass hier zuvor eine unterirdische Brunnenanlage war.

Dr. Marianne Wagner, Kuratorin des LWL-Museums für Kunst und Kultur, ist noch immer sichtbar bewegt von dem Kunstraub: „Für die öffentliche Sammlung an Werken der Skulptur Projekte im Stadtraum ist das wirklich ein sehr großer Verlust. Wir haben jedoch noch einen Teil des Astes, der zur Restaurierung bei uns im Museum war. Wir können zumindest dieses Fragment in Ausstellungen zusammen mit dem Archivmaterial zeigen und die Geschichte des Werkes vermitteln.“

Inzwischen sind die letzten Spuren der Skulptur nahezu vollständig beseitigt (Foto: Bührke)
Inzwischen sind die letzten Spuren der Skulptur nahezu vollständig beseitigt (Foto: Bührke)

Der Materialwert wurde in einer Pressemitteilung des Museums als „nicht sehr hoch“ bezeichnet, gleichwohl sei das Werk eine der sowohl inhaltlichen als auch finanziell wertvollsten Arbeiten, die von den Skulptur Projekten in Münster verblieben sind. Inzwischen haben die Verantwortlichen auf Nachfrage von ALLES MÜNSTER jede Hoffnung aufgegeben, dass die Skulptur doch noch wieder auftauchen könnte: „Leider können wir Ihnen dazu keine guten Nachrichten senden, das Werk ist trotz der ausgeschriebenen Belohnung nicht wieder aufgetaucht und es gab auch keinerlei sachdienliche Hinweise, die in dieser Sache weitergeholfen hätten.“

Auch die Idee, eine Kopie am alten Standort zu errichten, wurde verworfen: „Wir haben im Museum selbstverständlich die Frage erörtert, ob wir eine ‚Replik‘ erstellen lassen sollen. Die Datenlage dazu ist allerdings nicht gegeben, denn der Künstler hat die Gussform nicht aufgehoben und auch keine Aufzeichnungen dazu. Nach der Diskussion aller anderen wichtigen Aspekte, welche eine Frage nach einer Reproduktion begleiten, müssen wir mit dem Verlust des Werkes leben. Zu diesem Ergebnis sind wir auch nach einem Austausch mit dem Studio Penone gekommen.“

Herzlichen Dank an Philipp Winterberg und www.aitre.eu für die freundliche Überlassung der Archivbilder.

Auf dem Stadtplan ist die Skulptur noch verzeichnet, zurückkehren wird sie jedoch vermutlich nie mehr (Grafik: Open Street Map)
Auf dem Stadtplan ist die Skulptur noch verzeichnet, zurückkehren wird sie jedoch vermutlich nie mehr (Grafik: Open Street Map)

 

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