ECMO rettet Baby Ylvie Die Extracorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist ein Lungenersatz außerhalb des Körpers

Zeit zum Durchatmen: Klein-Ylvie und Mama Laura Trenkamp können bald nach Hause. Entsprechend strahlt das Neonatologie-Team der Station 19 A West um Prof. Heymut Omran (3.v.l.) und Dr. Wiebke Beckmann (3.v.r.). (Foto: UKM/Marschalkowski)

Die Extracorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist als Eingriff genauso schwerwiegend, wie der Name vermuten lässt: Gemeint ist eine Lungenersatztherapie, die außerhalb des Körpers per Maschine erfolgt. Das UKM ist eines der wenigen ECMO-Zentren in Deutschland. Bei Baby Ylvie hat die Therapie kurz nach der Geburt das Überleben gesichert.

 Die Geschichte rund um Klein-Ylvies Geburt ist kurios: Ihre Mutter, Laura Trenkamp, war jahrelang Hebamme an einem münsterländischen Krankenhaus. Dieses kooperiert eng mit der Geburtshilfe und der Pädiatrie am UKM: Das UKM tritt immer dann auf den Plan, wenn ein Kind nach der Geburt eine medizinische Versorgung benötigt, die es nur an einem Universitätsklinikum gibt – also meistens im Notfall. Dass das für ihre Tochter gelten könnte, hatte die junge Mutter nicht gedacht, denn die Schwangerschaft verlief eigentlich unproblematisch. Deswegen plante die 33-Jährige – die zwischenzeitlich mit ihrem Mann nach Kassel verzogen war und dort nun in einem Geburtshaus arbeitet – ihre Tochter stressfrei an ihrer neuen Wirkungsstätte zur Welt zu bringen. „Mir wurde klar, dass daraus nichts werden würde, als mein Gynäkologe mir sagte, dass ich zu wenig Fruchtwasser habe und mich wegen der Gefahr von Komplikationen lieber in eine Klinik überweisen würde.“ Und so fuhr Laura Trenkamp in der 41. Schwangerschaftswoche ins Münsterland zurück, um sich für die Geburt in die ihr gut bekannten Hände ihrer früheren Kollegen zu begeben: „Wenn schon Klinik, dann dort! dachte ich und war zuversichtlich. Aber nachdem Ylvie auf der Welt war, ging es ihr offensichtlich nicht gut. Sie atmete nicht und musste notfallmäßig versorgt werden. Alle schüttelten immer nur den Kopf, wenn ich wissen wollte, wie es ihr geht. Da wusste ich, dass es schlimm um sie steht.“

Tatsächlich hatte Ylvie durch den Stress bei der Geburt Stuhlgang (auch Kindspech oder Mekonium genannt) ausgeschieden und unter der Geburt aspiriert, also „eingeatmet“. Diagnose: Mekoniumaspirationsyndrom (MAS). „Das Mekonium verklebte regelrecht ihre Lungen und Bronchien, ein selbständiges Atmen ist dann nicht mehr möglich.“, sagt Prof. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKM. Dass Mekonium aspiriert werde, sei gar nicht so selten. Rund ein bis zweimal pro Monat werde ein Kind mit einer solchen Diagnose ins UKM gebracht. „Bei Ylvie war die Situation lebensbedrohlich, wir mussten sofort handeln“, sagt Funktionsoberärztin Dr. Wiebke Beckmann, die das kleine Mädchen mit einem Rettungs-Transport sofort holte. Hier wurde das Kind an die ECMO angeschlossen. Bei dem Verfahren wird das Blut über einen Oxygenator mit Sauerstoff angereichert und anschließend dem Patienten wieder zugeführt. „Durch diese Lungenersatztherapie können wir das Blut der Patienten direkt mit Sauerstoff versorgen und die Lunge ist unbelastet und hat Zeit, sich zu erholen und zu entfalten“, so Beckmann.

Für Laura Trenkamp und ihren Mann eine bange Zeit des Wartens: „Ich glaube, ich habe mir noch mehr Gedanken gemacht als jemand, der nicht vom Fach ist“, sagt die Hebamme. Jetzt, einen Monat später, geht es dem Baby dank ECMO  wieder gut. Die Lungen haben sich über die Flimmerhärchen selbst gereinigt, die Entzündung ist abgeheilt – sie atmet selbständig! Wenn alles nach Plan läuft, soll Ylvie bald mit ihrer Mama nach Hause nach Kassel dürfen. Trenkamp ist dankbar: „Ich habe das ganze UKM-Team als sehr einfühlsam und menschlich empfunden. Man spricht ja oft kritisch von der ‚Apparatemedizin‘, aber es ist ein Segen, dass es sie für solche Fälle gibt!“

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