Seit 1995 gibt es das Antiquariat Solder an der Frauenstraße in der Altstadt, nur wenige Jahre später wurde es als Filmkulisse für die Wilsberg-Reihe entdeckt. Seitdem ist es das filmische Zuhause von Privatdetektiv Georg Wilsberg. Im Interview verrät uns Inhaber Michael Solder unter anderem, was es mit dem „Durchgang nach Köln“ auf sich hat.
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Für die Wilsberg-Fans, die es noch nicht wissen – wie kam es dazu, dass das Antiquariat Solder Drehort wurde?
Ein Motiv Scout hat Münster für eine Probefolge Wilsberg erkundet und mich dann im Laden angesprochen und ich habe, wie wir Westfalen so sind, erstmal NEIN und dann nach etwas längerem Nachdenken doch JA gesagt.
Der wirtschaftliche Erfolg von Wilsbergs Laden ist ja eher überschaubar. Wie hat sich die Serie auf sein Geschäft ausgewirkt?
Ich bekomme durch die Popularität von Wilsberg sehr viele Bücher angeboten und verkaufe sehr viele Postkarten (lacht).
Wie aufwendig ist es, das Geschäft vor jedem Dreh umzubauen?
Das hängt stark von der Persönlichkeit und Kreativität des Regisseurs ab, aber für gewöhnlich fange ich eine Woche vorher an leerzuräumen, wir bauen dann ein, zwei Tage vor Drehbeginn zusammen mit dem Team alles drehfertig um und nach Drehschluss dauert es dann auch wieder ein paar Tage, bis das bewährte Chaos wieder hergestellt ist.
Gab es schon Besucher, die sich darüber gewundert haben, dass ein „fremder“ Mann hinter dem Tresen steht?
„Gespielt“ gewundert fast jeden Tag, aber auch umgekehrt hatten wir das schon, dass jemand mitten durch die Dreharbeiten durchgestapft ist und Leonard nach dem Herrn Solder gefragt hat.
Wie ist das Mengenverhältnis zwischen richtigen Kunden und Wilsberg-Touris?
Unter der Woche ausgewogen, Samstag kippt es etwas.
Wie oft versuchen Kunden, durch den Vorhang zu schlupfen, um zu kontrollieren, ob dahinter tatsächlich Wilsbergs Küche liegt? Was sehen sie dann tatsächlich?
Das ist eine der wenigen Punkte, wo ich etwas empfindlich bin, weil dort ja groß „Privat“ steht und das auch so bleiben soll. Es gibt dort auch eine Küche, durch die aber hunderte von Büchern mäandern.
Stimmt es, dass du früher immer außen um den Laden herum gegangen bist, wenn du nach hinten wolltest?
Ja, tatsächlich! Wir hatten immer vermutet, dass da irgendwo mal eine Tür gewesen sein muss, aber diese Wand war komplett tapeziert und auf der Ladenseite mit einem Regal versehen. Erst als wir dieses Regal dann eingekürzt haben, sind wir auf einen zugemauerten Durchgang gestoßen, den „Durchgang nach Köln“, wie wir ihn heute nennen. Seit den Dreharbeiten muss ich nicht mehr außen rumlaufen.
Hast du schonmal versucht, deine Lieblingsbücher heimlich so zu drapieren, dass sie im Film auftauchen? Oder bekommst du es dann mit dem Requisiteur zu tun?
Requisiteure auszutricksen ist extrem schwierig, die haben ein geschultes Auge. Aber bei der Fenster-Deko klappt es manchmal.
Wie kommt der filmische Ruhm in der Antiquariatsbranche an?
Der Neid der Kollegen ist fast das Schönste an den Dreharbeiten, ich wurde sogar schon in Messen im UK und den USA darauf angesprochen.
Welches Verhältnis hat sich in den Jahren zu Lansink und Co. aufgebaut? Hat man da auch privat Kontakt? Geht man nach einem Dreh zusammen auch mal ein Bierchen trinken?
Ich empfinde das Verhältnis zu den Akteuren vor und hinter der Kamera als sehr kumpelhaft und sehr wohlmeinend, man bekommt über die Jahre doch viel voneinander mit und natürlich gibt es, etwa bei den Bergfesten, auch schon mal etwas zu „begießen“.
Wie sehen deine eigenen Schauspiel-Ambitionen aus? Warst du vielleicht selbst schon einmal als Statist oder Komparse zu sehen?
Ich war schon einmal Komparse und sogar Double von Heinrich Schafmeister, aber Leonards Bemerkung, „Zieh mal den Bauch ein, der Heinrich ist doch nicht sooo dick!“ führte zu einem Lachkrampf bei mir und dem schnellen Ende meiner internationalen Schauspielkarriere.
Kann es sein, dass du in diesem Jahr etwas zu feiern hast?
Allerdings, eigentlich ja gleich zweimal! Ich feiere mit meinem Antiquariat hier an der Frauenstraße 25-jähriges Bestehen und dann natürlich auch das große Wilsberg-Jubiläum.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, das Ladenlokal halten zu können – man weiß ja nie, was so alles dazwischen kommen kann und dann in zwanzig Jahren mit dem Team in Pension gehen zu können.
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