Aktuell befindet sich der legendäre städtische Club Gleis 22 im Ferienmodus, aber der rührige Booker Frank Dietrich hat für die Zeit danach gleich zwei verlockende Konzerte anzukündigen. So kehrt am 26. August die Indie-Pop-Band Die Sterne nach 31 Jahren endlich ins Gleis 22 zurück. Und am 25. August erschafft der junge Berliner Donkey Kid opulente Soundkulissen.
„Hamburger Schule vom Feinsten!“ verspricht die Ankündigung für das Konzert am 26. August, bei dem Die Sterne ihr neues Album „Hallo Euphoria“ vorstellen will. Aber wo kommt denn jetzt auf einmal dieses 13. Sterne-Album her, nach 32 Jahren? Da wird doch eigentlich nur noch verwaltet und im besten Fall in Würde gealtert, andere Erwartungen gab es eigentlich nicht mehr. Aber Die Sterne haben sich neu erfunden. Das heißt, ihr Kopf Frank Spilker hat sie neu aufgestellt, sich von seinen alten Mitstreitern 2018 gelöst und für das letzte Album – ‚Die Sterne’ – neue herangeholt und etwas herumprobiert. Dabei ist diese Band entstanden, bestehend aus Jan Philipp Janzen und Phillip Tielsch (beide Von Spar und Urlaub in Polen), Dyan Valdés (Mexican Radio, The Blood Arm) und dem Arrangeur und Gitarristen Max Knoth. Spilker sagt, sie hätten nur ein paar Skizzen gehabt und keinen Masterplan, als sie ins Studio gingen. Und da hätte es einen guten Flow gegeben, da war viel Teamwork, alle konnten sich einbringen, eine Band ohne Eitelkeiten, alles ganz entspannt.
Das mit dem Schreiben ist er auch lockerer angegangen, hat die Perfektion vermieden, fand sich bei den Orchesteraufnahmen wieder und dachte, na, den Text hättest du aber auch noch mal durchfegen können. Hat er aber nicht. Und vielleicht war es das und die befreit spielende Band, diese Lockerheit, dieses weniger Wollen, was letztlich zu der Euphorie geführt hat, die man empfindet, wenn man dieses Album hört.
Musikalisch ist ‚Hallo Euphoria’ typisch Die Sterne, aber weitergedacht und freigedreht. Es gibt den Funk, die Licks und Riffs, das sexy Eckige, aber nun auch Streicherharmonien und so was Treibendes auf der Autobahn zwischen Köln und Düsseldorf – Krautpop, Baby. Die Band lässt es konzentriert verspielt und oberlässig laufen, mit Kraut und Funk und kurzen Schlenkern zur Bongo oder zum Schönklang. Der Sänger erzählt liebevoll und irgendwie verschmitzt davon, wie es ist, heute hier am Leben zu sein, und das geht gut zusammen, da will man mit. Man ist nur viel zu schnell am Ende, dem letzten Song, ‚Wir wissen nichts’, der nicht nur der traurigste, sondern auch der schönste Die-Sterne-Song aller Zeiten ist.
Das Team vom Gleis 22 rät dringend dazu, den Vorverkauf zu nutzen. Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen sowie auf adticket.de.
Einen Tag vorher, am Freitag 25. August, holt Donkey Kid sein ursprünglich für den 6. Mai geplante Konzert nach. 2021 veröffentlichte der gerade einmal 19-jährige Donkey Kid vier Singles und überzeugte Musikmagazine und Radiosender wie FluxFM und Deutschlandfunk gleichermaßen von seinem Status als hoffnungsvoller Newcomer. Seine ersten Konzerte spielte er direkt mal in UK als Support von Cassia und tourte mit Ilgen-Nur, Trümmer und den Leoniden. Der Indie-Hit “Deep Blue” fand sich Ende des Jahres auf dem Cover der Spotify Best-of-Indie-Brandneu-2021-Liste und auf den Playlisten diverser britischer College-Radiosender wieder.
Beeinflusst von Talking Heads, Tame Impala und King Krule erschafft Donkey Kid opulente Soundkulissen – von modernem Western gepaart mit psychedelischen Loops wie in “Digging Holes”, über Bottleneck-Blues wie im im beatles-esque daherleiernden “Sugar Daughters”, über comic-strip-artigen New Wave wie bei “Necklace” und energetische Walk-In-Hymnen, wie im titelgebenden Uptempo-Smasher “Distant Shouts”.
Verdichtet auf fünf Songs spiegelt Jurek Stricker – so heißt Donkey Kid mit bürgerlichem Namen – seine eigene musikalischen Sozialisierung. Produziert wurde die EP von Marco Kleebauer, der zuletzt mit der Wiener Band Bilderbuch an zwei ikonischen Alben arbeitete und mit eigenen Projekten wie Leyya längst über die Grenzen Österreichs hinaus für Indie-Pop mit herausragendem, internationalen Anspruch steht.
Ausgangspunkt für die Songs sind selbst produzierte Lo-Fi-Schlafzimmer-Demos, die Donkey Kid ganz beiläufig in regelmäßiger Unregelmäßigkeit auf seinem Soundcloud Profil veröffentlicht. Jetzt steht er im Mittelpunkt einer neuen Indie-Szene, in einer Stadt, in der sich jeder von schier endlosen Einflüssen und überbordenden Möglichkeitsräumen überreizt fühlt. Donkey Kids Songs sind die Antwort darauf.
Jetzt kommt er endlich mit seiner Band ins Gleis 22. Tickets an allen bekannten VVK-Stellen sowie eventim.de. Einlass für die Konzerte ist um 19.30 Uhr, Beginn um 20 Uhr.
Hier eine Vorschau auf die weiteren vom Team des Gleis 22 veranstalteten Konzerte in der zweiten Jahreshälfte 2023:
Fr. 02.09. Chinese Football (CHN) + Intro/Outro (D)
Fr. 08.09. Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen (D)
Fr. 15.09. Stone Foundation (UK) + The Buggs (D)
Sa. 16.09. Pink Turns Blue (D) + Oatumn (D)
Sa. 23.09. Station 17 (D)
Do. 28.09. Whores (USA) + Whalehunter (D)
Fr. 29.09. Zimmer90 (D)
Sa. 07.10. The Jeremy Days (D)
Di. 10.10. Rome (LU)
Sa. 14.10. Captain Planet (D)
Di. 17.10. Deadletter (UK)
Do. 19.10. The Slow Show (UK) @ Sputnikhalle
Fr. 27.10. zeck (D) Ausverkauft
Do. 02.11. Sparkling (D)
Fr. 10.11. Agent Side Grunder (SE)
Mo. 13.11. Mia Morgan (D)
Do. 23.11. Rikas (D)
Fr. 24.11. Ilgen-Nur (D)
Do. 30.11. Kytes (D)
Mi. 06.12. Great Lake Swimmers (CAN) + Picastro (CAN)
Do. 07.12. Mayberg @ Skaters Palace
Sa. 16.10. Slow Pulp (USA)
Fr. 19.01. Fatoni (D)
Mehr zum Konzertprogramm des Gleis 22 findet ihr auf der Homepage gleis22.de
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