DGB: Niedriglohn und Mini-Jobs Garant für Altersarmut Jeder sechste Vollzeitbeschäftigte im Münsterland arbeitete 2018 zum Niedriglohn

Ein leerer Geldbeutel im Alter? Eine Folge des Niedriglohns. (Symbolbild: CC0)
Ein leerer Geldbeutel im Alter? Eine Folge des Niedriglohns. (Symbolbild: CC0)

72.622 Personen und damit jeder sechste Vollzeitbeschäftigte aus dem Münsterland arbeiteten zum Niedriglohn. Das geht aus einer regionalen Auswertung des Arbeitsmarktes durch die Agentur für Arbeit für das Jahr 2018 hervor, die dem DGB vorliegt. Dieser fordert nun Konsequenzen.

29 Prozent aller Vollbeschäftigten waren Frauen, jede dritte vollbeschäftigte Frau arbeitete unterhalb der Niedriglohnschwelle, teilt der DGB Münsterland weiter mit. Die „noch lange nicht erreichte Gleichstellung“ werde damit bestätigt – Frauen waren nach der Auswertung des Arbeitsmarktes im vorletzten Jahr überproportional von niedrigen Löhnen betroffen.

DGB fordert Reform der Mini-Jobs

Im Münsterland arbeiteteten viele Menschen nebenberuflich noch in einem Mini-Job, „da anscheinend ein Lohn zum Leben nicht reichte“. Anne Sandner vom DGB Münsterland fordert eine Reform der Mini-Jobs: „Wir (…) fordern seit langem eine grundlegende Reform der Mini-Jobs, statt über eine Erhöhung der Einkommensgrenzen zu diskutieren. Neben dem unerkannten schlummernden Fachkräftepotential ist diese Grenze von aktuell 450 Euro eine Arbeitszeitfalle. Sie hält viele Menschen davon ab, mehr zu arbeiten, obwohl sie es gerne möchten. Obendrein wird den Beschäftigten die Befreiung von der Versicherungspflicht immer noch als Erleichterung verkauft. Dabei ist das ein faules Ei, denn die 87%, die heute auf die Rentenbeiträge für ein bisschen mehr Geld verzichten, müssen dies mit geringem sozialen Schutz im Alter teuer bezahlen“, kritisiert sie.

„Die Zeche für dieses Lohn- und Sozialdumping zahlen am Ende die Steuerzahler

Der Niedriglohn sei nicht nur für die Betroffenen ein Nachteil, so der Gewerkschaftsbund. Um über die Runden zu bekommen, waren ungefähr siebentausend Menschen auf zusätzliche staatliche Hilfe angewiesen. „Der Wettbewerb um Aufträge wird hier auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen, der schnell unfair wird, wenn sich manche Mitbewerber durch den Abschied aus der Tariflandschaft und durch Niedriglöhne Marktvorteile verschaffen. Die Zeche für dieses Lohn- und Sozialdumping zahlen am Ende die Steuerzahler“ empört sich die Gewerkschafterin Sandner. „Es ist ein Skandal, dass sich Deutschland zum größten Niedriglohnsektor in Europa und sich so zum Exportweltmeister entwickelt hat. Ein ökonomischer Musterschüler würde mit einer ausgeglichenen Handelsbilanz und mit hohen Löhnen für eine gute Binnennachfrage sorgen.“

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