Der Hawerkamp – mehr als nur Clubs Zum 23. Mal fand gestern das „Erhaltet den Hawerkamp“-Festival statt

 Das Industriegelände "Am Hawerkamp". (Foto: Jasmin Otman)
Das Industriegelände „Am Hawerkamp“. (Foto: Jasmin Otman)

Initiiert vom Mieterverein Hawerkamp 31 e.V. soll die Veranstaltung den buntgemischten Gästen zeigen, dass das Gelände weitaus mehr zu bieten hat als nur Party. Das charmant-abgerockte Industriegelände ist weit über die Grenzen der Stadt bekannt für seine Clubs wie das FUSION oder CONNY KRAMER, doch ist der Hawerkamp eben auch ein Ort für Kultur. Und das seit mittlerweile 35 Jahren.

Der Wettergott zeigte sich pünktlich zu Beginn um 19:30 Uhr gnädig und so wurde es zwischen den von der Abendsonne geküssten Gemäuern des Industriegeländes schnell trubelig. „Das Festival bildet die kulturelle Vielfalt des Kulturgeländes super ab!“ kündigte Carsten Peters vom Hawerkamp 31 e.V. das Event an. Und dieses Gut gilt es zu erhalten. Die Einnahmen aus dem Festival fließen in die Kasse des Vereins und dienen dem Erhalt des Geländes, der Gebäude und der vielfältigen Aktivitäten des seit 2006 selbstverwalteten Kulturgeländes.

Live-Musik von der Band Dammriss. (Foto: Bastian E.)
Live-Musik von der Band Dammriss. (Foto: Bastian E.)

Neugierige Musik- und Kunstfans erlebten ein abwechslungsreiches Programm: In der SPUTNIKHALLE ging es gewohnt rockig zu. Man hatte die Wahl, ob man sich dem Moshpit vor der Bühne anschließt oder den Bands lieber entspannt mit einem kühlen Bierchen aus den hinteren Reihen lauscht. Noch entspannter war ein Spaziergang durch eine der vielen Kunstausstellungen oder die Filmvorführung im TRIPTYCHON. Grummelnde Mägen zog es zu einem der internationalen Imbissstände. Wer hinter dem Geruch von Verbranntem ein vergessenes Rostbratwürstchen vermutete, erspähte überrascht den Live-Performance-Künstler, der sein Hemd angezündet hatte!

Kulturfans und Stammgäste

Was durch die Show-Einlagen auf dem Außengelände gestern deutlich wurde – man mag es bei all dem herbstlichen Dauerregen kaum glauben: Die Tage werden länger! Zuschauer und Zuschauerinnen konnten die Darbietungen bis 22:00 Uhr im Hellen genießen, bis sich das Hawerkampgelände in nächtliche Dunkelheit hüllte und neben den Kulturfans auch die üblichen „Stammgäste“ in die laut pulsierenden Clubs lockte.

Das TRIPTYCHON wurde zur Kunsthalle. (Foto: Jasmin Otman)
Das TRIPTYCHON wurde zur Kunsthalle. (Foto: Jasmin Otman)

Ab 23:00 Uhr zeigte sich der Hawerkamp von seiner wohl bekanntesten Seite: Verschiedene Djs versetzten die Menge mit elektronischen Beats abwechselnd in Trance und Extase. Und weil besagte Extase nicht immer nur durch Musik, sondern auch mittels Drogen hervorgerufen wird, war wieder das „Eve & Rave“-Team mit ihrem Infostand über „Safer Use“ vor Ort. Von Hardtechno im FAVELA über Punk im Sputnik Café bis hin zu Schlager und Trash im KCM Schwulenzentrum e.V. – die von Peters versprochene Vielfalt zog sich bis in die frühen Morgenstunden.

Einzigartiges Selbstverwaltungsprojekt
Kunstfans kamen auf ihre Kosten. (Foto: Jasmin Otman)
Kunstfans kamen auf ihre Kosten. (Foto: Jasmin Otman)

„Das Festival war ein voller Erfolg“, resümierte Carsten Peters auf Anfrage unserer Redaktion. „Mehrere tausend Menschen (…) zwischen 18 und 80 Jahren hatten, so glaube ich, an sehr vielen Stellen die Möglichkeit, kulturell was mitzunehmen. Es war ein echter kultureller Leckerbissen, der im Grunde die ganze kulturelle Palette aufgezeigt hat, die der Hawerkamp zu bieten hat. Wir freuen uns sehr, dass so viele gekommen sind und machen jedes Mal die gleiche Erfahrung: Nämlich dass auch Menschen, die schon länger nicht mehr hier in Münster wohnen, sich den Abend vor Fronleichnam freihalten, um an diesem Tag nochmal nach Münster zurückkommen, um eben am Hawerkamp zu feiern.“ Dies sage auch sehr viel darüber aus, wie beliebt der Hawerkamp nach wie vor ist. Dieser sei in seiner Größe und Zusammensetzung als Selbstverwaltungsprojekt in dieser Form in der Bundesrepublik einzigartig. „Ich glaube, das hat er gestern mal wieder unter Beweis gestellt, wir ziehen ein sehr positives Fazit.“

Kunst in den lichtdurchfluteten Industrieräumen. (Foto: Jasmin Otman)
Kunst in den lichtdurchfluteten Industrieräumen. (Foto: Jasmin Otman)
Gespräche zu Vertragsverlängerung

Für den Verein stünden jetzt Gespräche mit der Stadtverwaltung über eine Vertragsverlängerung an, derzeit habe man eine Festvertragslaufzeit bis Ende 2025. „Danach soll es auf jeden Fall weitergehen und wir benötigen eine möglichst lange Laufzeit, um eben wichtige Investitionen in die Gebäude tätigen zu können, Förderprogramme abrufen zu können, um insbesondere die Dächer sanieren zu können, und das Gelände energetisch zu sanieren“, so Carsten Peters abschließend.

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