Unermüdlich prasseln die Regentropfen auf den Asphalt. Die Kulisse um das historische Schloss ist grau und man mag bei dem Wetter eigentlich gar nicht vor die Türe gehen. Einige lassen sich davon jedoch nicht abschrecken: Die verschiedenen Ersti-Gruppen, die begleitet durch laute Ballermann-Musik durch den Regen marschieren – und das Team vom Tatort Münster!
Während die jungen Menschen, die ihren Studienbeginn zelebrieren, gut gelaunt ihre Kreise um das heutige Filmset ziehen, bemerken sie nicht, dass sich dieses andersherum auch um sie dreht. Die neue Tatort-Folge „Ich gestehe“ thematisiert die aktuelle Problematik um bezahlbaren Wohnraum für Studierende und so stehen die Hauptdarsteller Axel Prahl (Kommissar Thiel) und Jan Josef Liefers (Professor Boerne) inmitten von aufgeschlagenen Zelten.
Für den neuen Fall begeben sich Boerne und Thiel unter die Studentenschaft. Nach einer ausgelassenen Party in der medizinischen Fakultät, bei der beide zugegen waren, wird die Leiche des Studenten Chris entdeckt. Doch leider hat nicht nur der Professor mit Erinnerungslücken an den Abend zu kämpfen, sondern auch die Kommilitoninnen des Opfers. Die Ermittlungen lassen schließlich ein mögliches Motiv vermuten: Chris hatte Zugang zur Uni-Wohnungsbörse – eine heiß begehrte Anlaufstelle für Studierende, die verzweifelt nach einer Bleibe suchen.
Bei „Ich gestehe“ taucht das Team immer tiefer in die Welt des münsterschen Universitätslebens ein. Neben einem weiteren Mord wird es auch in der Beziehung zwischen Thiel und Boerne spannend. Es soll sich um einen Fall handeln, der die beruflichen und privaten Beziehungen von Boerne und Thiel auf eine harte Probe stellt. Im Interview verrät Liefers: „Diesmal wird alles ganz anders, da ist sozusagen Profi-Boxen angesagt, harte Bandagen und so viel kann man schon verraten: Es geht um eine ziemlich gruselige zweite Angelegenheit. Gruselig im Sinne von spannend und mysteriös. Es geht um Erinnerungen und was sie für Spielchen mit uns treiben können.“
Apropos Erinnerungen: Axel Prahl denkt zurück an seine eigene Zeit als Student, als er vor seiner Schauspielausbildung einige Semester Mathematik und Musik studiert hatte. Wie war die damalige Wohnungssituation? „Also ich hatte das große Glück, in Kiel in der Schumacher Straße ein sehr preiswertes Zimmer in einer Sechs-Personen-WG gefunden zu haben, das kostete, sage und schreibe, 250 DM damals! Das war aber auch ein ziemlicher Saustall.“
Würde er heute studieren, würde er sich für die Fächer Architektur und Kunst entscheiden. Ob ihn unser wunderschönes Schloss zu dieser Antwort inspiriert hat? „Nein, eher die Kunsthochschule hier, die ist ganz großartig! Das würde mich zum Beispiel reizen, hier an der Kunsthochschule zu studieren, das ist sicher nett.“
Ob Prahl hier wohl ein WG-Zimmer gefunden oder eines der Zelte hinter dem Schloss bezogen hätte – wir werden es nie erfahren. Sicher ist allerdings, dass die neue Tatort-Folge mehr ist als nur ein Krimi: Sie ist aktuell und gesellschaftskritisch. Jan-Josef Liefers unterstreicht das im Interview mit ALLES MÜNSTER noch einmal.
„Ich glaube, dass die Wohnungsnot nicht nur Studenten betrifft, sondern auch junge Familien. Das ist eine unfassbare Sauerei, dass wir einfach politisch gar keine Weichen stellen können, um das mal in den Griff zu kriegen. Wenn du heute ein junges Paar bist und vorhast, eine Familie zu gründen, dann viel Glück damit! Ich finde es ganz furchtbar, abgesehen davon, dass Studenten nicht nur das Problem haben, wo schlafe ich eigentlich nachts, sondern auch generell ein Bildungsproblem in unserem Land herrscht. Junge Menschen haben einfach immer noch gar keine Lobby. Wir haben kein Erdöl, wir haben nichts in der Erde – unser Rohstoff für die Zukunft sind die jungen Leute! Und wir kümmern uns nicht darum, das ist falsch von uns Alten.“
Und diese Erkenntnis ist am Ende wohl wesentlicher, als den Mörder zu finden, oder?
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