Wie auch hier bei ALLES MÜNSTER angekündigt, hielten die Schwurbelbusters und der VVN-BdA Münster am Dienstag (28. März) vor der Polizeiwache in der Moltkestraße eine Mahnwache gegen Polizeiwillkür und die Kriminalisierung von antifaschistischem Protest ab. Für einen Eklat sorgte allerdings ein Polizeibeamter, der einen Redebeitrag der VVN-BdA mit dem Ruf „langweilig“ unterbrach. Und das ausgerechnet als der Redner erklärte, dass das Wortpaar „Freund und Helfer“ durch den NS-Politiker Heinrich Himmler populär wurde.
Über einen Zeitraum von 10 Stunden nahmen über 100 Demonstranten an der Mahnwache teil. Dabei kam es laut den Initiatoren nur zu wenigen Zwischenfällen, die schnell geklärt wurden. Trotz der Kälte blieben die Aktivisten bis zum Sonnenuntergang mit Redebeiträgen, Erfahrungsberichten und musikalischen Einlagen vor der Polizeiwache Moltkestraße standhaft.
„Es sind mehr Menschen gekommen als wir erwartet haben“, erzählt Gabriel Löw, Sprecher der Gruppe Schwurbelbusters, sichtlich gut gelaunt. „Besonders gefreut hat mich der Zuspruch aus der Zivilbevölkerung. Die Plakate kamen gut an bei den Leuten. So war es nicht nur eine abstrakte Kritik, sondern viel besser vorstellbar, worum es uns überhaupt ging.“ Seine Co-Sprecherin Melanie Hirsch ergänzt: „Ich bin froh, dass alles friedlich blieb. Der respektlose Ruf aus der Polizeiwache während der Rede des VVN-BdA-Vorstands ist aber eines jeden öffentlichen Amtes unwürdig.“
Denn ein Beamter aus der Polizeiwache Moltkestraße rief während der Demo laut „Langweilig!“ – ausgerechnet als erklärt wurde, dass die Terminologie „Freund und Helfer“ vor allem durch den Nazi Heinrich Himmler bekannt wurde. Himmler war eine der bedeutendsten Führungspersonen des NS-Regimes, Chef der deutschen Polizei in der NS-Zeit und einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust.
„In so einem Moment als Beamter aus einem staatlichen Gebäude ‚Langweilig‘ zu rufen, ist bestenfalls ein äußerst unglücklicher Zufall. Im schlimmsten Fall aber widerlicher Hohn“, stellt Isaak Rose, Vertreter der VVN-BdA, fest. „Aufklärungsarbeit über Nazi-Propaganda und der Einsatz dafür, dass die weiter reproduziert wird, sollte immer gewürdigt werden. Ich erwarte eine öffentliche Entschuldigung und Klarstellung der Polizei Münster.“
Die VVN-BdA begrüßt außerdem den Einsatz von vor allem junge Menschen, die sich für eine Stärkung demokratischen Protests eingesetzt haben. Detlef Lorber aus dem Vorstand der VVN-BdA Münster ergänzt: „Zehn Stunden lang direkt vor einer Polizeiwache zu demonstrieren erfordert Mut. Mut und eine engagierte Zivilgesellschaft ist genau das, was wir für eine offene Gesellschaft brauchen. Unsere Demokratie funktioniert nur durch eine öffentliche Kontrolle ihrer staatlichen Organe.“
Der Veranstaltung vorausgegangen war eine Vorverurteilung durch ein Ratsmitglied der CDU in den Facebook-Kommentaren von ALLES MÜNSTER. „Dass sich ausgerechnet ein Ratsherr der CDU, der in der Vergangenheit auf Veranstaltungen zusammen mit Mitgliedern rechtsextremer Burschenschaften gesehen wurde, herausnimmt, einen antifaschistischen Protest zu kritisieren, ist für mich der eigentliche Skandal“, kommentiert Melanie Hirsch von den Schwurbelbusters. „Und dann zu behaupten, dass das beschriebene, teilweise rechtswidrige Verhalten der Polizei ’nur ihr Job‘ sei, ist in meinen Augen völlig daneben“, so Hirsch abschließend.