Das war’s dann also Das Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ fand sein beeindruckendes Finale mit der Licht-Installation von Michael Batz

Beeindruckender Abschluss des Jubiläums: Die Licht-Installation von Michael Batz. (Foto: Bastian E.)
Beeindruckender Abschluss des Jubiläums: Die Licht-Installation von Michael Batz. (Foto: Bastian E.)

Nun ist es offiziell vorüber, das Jahr zum Friedensjubiläum. Es endete so, wie das Jahr im März zum Beginn des Festjahres angekündigt wurde, mit ruhigen Tönen und Tiefgang. Ein Friedensbuch, extra für diesen Anlass geschaffen, in das zunächst die Bürgerinnen und Bürger Münsters und danach Osnabrücks ihre Wünsche und Hoffnungen niederschreiben konnten. Am späten Nachmittag dann eine international besetzte Diskussionsrunde im Theater und am Abend eine Lichtinstallation auf dem Prinzipalmarkt.

Zu brüchig scheint den Organisatorinnen und Organisatoren der Frieden in Europa aktuell zu sein. Fast so, als ob zu befürchten gewesen wäre, ihn mit donnerndem Feuerwerk oder lauten Konzerten zum Einsturz zu bringen. Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und des kriegerischen Überfalls der Hamas auf Israel mit vielen Toten und Verletzten auf allen Seiten, dürfte wohl nur wenigen der Sinn nach prunkvollen Historienspielen und eitler Feierei gestanden haben. Und das war gut so.

Das "Book of Peace" in der Bürgerhalle. (Foto: Michael Bührke)
Das „Book of Peace“ in der Bürgerhalle. (Foto: Michael Bührke)

Dezent ausgeleuchtet mit violetten Scheinwerfern war die Bürgerhalle des historischen Rathauses, geduldig warteten die Menschen darauf, ihre Gedanken zum Frieden oder einfach nur ihre Unterschrift in das rote Buch setzen zu können, das unprätentiös auf einem einfachen Tisch lag. Gestaltet war das “Book of Peace” von dem Graveur Daniel Sommer aus Menden und dem Buchbinder Ansgar Burlage. Die Goldschmiedin Yvonne Schulte war für die Umsetzung der Gestaltungsidee von Marie und Nico Osthues zuständig. Wenn es seine Reise nach Osnabrück erfolgreich absolviert hat und nach Münster zurückgekehrt ist, soll es in einer Vitrine öffentlich ausgestellt werden.

Das Theater bot den angemessenen Rahmen für den "Westphalian Peace Summit" (Foto: Michael Bührke)
Das Theater bot den angemessenen Rahmen für den „Westphalian Peace Summit“ (Foto: Michael Bührke)

Die Idee, ans Ende des Jubiläumsjahres eine komplexe Diskussionsrunde im Theater zu setzen, ging offenbar auf, nur wenige Plätze blieben frei, als die hochrangig besetzte Runde unter dem Titel „Westphalian Peace Summit“ einen Perspektivwechsel bei der Betrachtung der Konflikte auf dieser Welt wagte. Die liberianische Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, der Direktor des renommierten Stockholmer SIPRI-Instituts, Prof. Dan Smith, die indische Expertin für Außen- und Sicherheitspolitik, Prof. Ummu Salma Bava und der Leiter des ZDF-Studios Washington,  Elmar Theveßen, diskutierten unter der Leitung des Moderators Georg Restle (Monitor) über die Sichtweise des „globalen Südens“ auf die aktuellen Konflikte.

Georg Restle, Leymah Gbowee und Prof. Dan Smith (v.l.) im Gespräch. (Foto: Michael Bührke)
Georg Restle, Leymah Gbowee und Prof. Dan Smith (v.l.) im Gespräch. (Foto: Michael Bührke)

Leymah Gbowee machte in ihren Ausführungen immer wieder deutlich, dass es unabdingbar sei, die Würde des Menschen zu achten, wenn man nachhaltigen Frieden schaffen will. Nur wenn die Bevölkerung das Gefühl hat, dass sich die Regierung um ihre Belange kümmert und für sie da ist, entsteht das Vertrauen, das für ein friedliches Miteinander notwendig ist. „Die Menschen müssen immer im Fokus allen Handels stehen“, so die Friedensnobelpreisträgerin. Durchaus kritisch äußerte sich die indische Expertin Prof. Ummu Salma Bava, die Europa deutlich mahnte, über die eigenen Grenzen hinauszuschauen. „Man kann sich nicht aussuchen, die Werte so zu verteidigen, wie es einem gerade passt. Hauptsache Europa ist geschützt, alles andere interessiert uns nicht“, das sei der Eindruck, den sie und viele andere Menschen des „globalen Südens“ von den europäischen Ländern haben.

Elmar Theveßen (l.) und Prof. Ummu Salma Bava. (Foto: Michael Bührke)
Elmar Theveßen (l.) und Prof. Ummu Salma Bava. (Foto: Michael Bührke)

Eine aufschlussreiche Diskussionsrunde, die das komplexe Thema allerdings nur anreißen konnte. Dass in den USA die meisten Bürgerinnen und Bürger noch nicht verstanden haben, dass ihr Land nicht mehr auf der ganzen Welt als Heilsbringer betrachtet wird, berichtet Elmar Theveßen. Der amtierende US-Präsident sei hier, im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger, auf dem richtigen Weg, wie es scheine. Es sei aber wichtig, den Westen beim Wort nehmen und die Charta der Vereinten Nationen endlich umsetzen und zwar überall, wie Theveßen betont. Den prägnantesten Satz brachte wohl Prof. Dan Smith mit der Aussage, dass uns der liebe Gott zwei Ohren aber nur einen Mund gegeben habe, damit wir den Menschen zuhören. Es sei wichtig, über die Bedürfnisse der Menschen zu reden, bevor man über abstrakte Werte diskutiere. Immer wieder kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Grund ihrer Zusammenkunft zurück, dem Westfälischen Frieden, der am 24. Oktober 1648 besiegelt wurde und dessen Botschaft heute wichtiger sei denn je.

Oberbürgermeister Markus Lewe begrüßt die Zuschauerinnen und Zuschauer der Inszenierung "Longing for Peace". (Foto: Michael Bührke)
Oberbürgermeister Markus Lewe begrüßt die Zuschauerinnen und Zuschauer der Inszenierung „Longing for Peace“. (Foto: Michael Bührke)

Die abschließende Inszenierung „Longing for Peace“ des Hamburger Licht-Künstlers Michael Batz lockte Tausende Menschen zum Prinzipalmarkt. In eindrucksvollen Bildern wurden die vielen Facetten des Friedens aber auch des Kriegs zur Musik von Asya Fateyeva, Franz Hautzinger, Julia Brüssel, Mahan Mirarab, Matthias Loibner und Peter Rosmanith auf die Giebelhäuser des Prinzipalmarkts projiziert. Die künstlerische Leitung der Inszenierung hatte neben Batz und Loibner der stellvertretende Leiter von Münster Marketing, Fritz Schmücker. Ein passender Abschluss dieses Jubiläumsjahres – Kein Höhenfeuerwerk, kein gewaltiges Konzert auf dem Domplatz sondern ein eindrucksvolles, berührendes visuelles Erlebnis mit Tiefgang. Ein gutes Ende.

Fotostrecke: Abschluss Friedensjahr (24.10.23)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert