Katrin Bauerfeind ist sehr vielseitig: sie ist nicht nur Moderatorin, Journalistin und Schauspielerin, sondern schreibt auch Bücher. Das dritte hat sie im März veröffentlicht, es heißt „Alles kann, Liebe muss – Geschichten aus der Herzregion“, was auf dem ersten Blick etwas kitschig klingt. Am Samstag hat sie es in der Aula am Aasee vorgestellt, aber nicht wie andere Autoren als Lesung, sondern mit dem Bühnenprogramm „Liebe: Die Tour zum Gefühl“. Und das war nun wirklich alles andere als kitschig, sondern vor allem lustig und unterhaltsam.
Anfangs sah es noch ein bißchen so aus, als könnte sie sich verlieren, so allein mit einem Stehtisch auf der großen Bühne. Aber der Eindruck legte sich schnell. Mitunter nutzte sie den Raum für weite Schritte, wenn sie beispielsweise den ausladenden Gang besonders selbstbewusster Männer nachahmte. Wobei es an dem Abend gar nicht nur um den Blickwinkel einer Frau auf die Männerwelt ging. Klar: das auch – aber eben nicht nur. Sondern auch darum, wie sie als erwachsene Frau mit ihren Eltern umgeht, oder mit fremden Menschen, die sogar in einem gähnend leeren ICE-Waggon auf ihren reservierten Sitzplatz bestehen. Züge sind eben „Klapsen auf Schienen“, die Menschen darin nicht unterwegs, sondern auf Freigang. Am bekanntesten, weil schon oft von ihr in Interviews erzählt, war wohl die Geschichte vom Zettel, den sie am Auto vorfand, nachdem sie „halb legal“ parkte, also in eine Ausfahrt hineinragend: „Sie parken faktisch vor einer Einfahrt. Beim nächsten Mal: Spiegel ab, Arschloch.“ Was für eine blöde Formulierung! Und wer hat heute schon Zettel und Stift dabei, um so etwas zu hinterlassen? Kurz danach selber eingeparkt und in Rage gesteigert, verfasste sie aber selbst so eine Hassnachricht. Damit traf sie jedoch eine Mutter, die ihr krankes Kind aus der Kita abholte und wünschte sich „eine Rückspultaste für das Leben“.
„So ein Herz ist wie eine Handgranate: die gibst du nicht irgendjemand in die Hand.“
Am besten lässt man sich diese Geschichten mit allen Stimmungsschwankungen von Wut bis Mitleid von ihr selbst erzählen. Denn Katrin Bauerfeind stellte ihr Buch nicht in einer Lesung vor, sie spielte die Geschichten vor dem Publikum, als würde sie sie gerade noch einmal erleben. Von den nass gedrückten Händen beim Kinobesuch mit ihrem ersten Freund Markus im Alter von zwölf bis zum „Ersten Mal“ mit dem coolen Vespa-Fahrer Mario mit dem Stracciatella-Lächeln im Italienurlaub ein paar Jahre später – immer wieder ging es ihr um die Liebe. Oder um das Scheitern dabei. Ob nun gegenüber ihren schwäbischen Eltern oder als einzige Besucherin auf einem Kindergeburtstag, die weder Mutter noch Kind ist: alle mitunter schon etwas abwegigen Peinlichkeiten schilderte Katrin Bauerfeind so saftig, als sei es ihr wirklich genau so passiert.
Das Buch und die Show verfolgen eine Mission: sie plädiert für mehr Liebe, sie jeden Tag ein paar Mal zu zeigen, denn schließlich haben Wissenschaftler festgestellt, dass es reicht, sich dreimal täglich 90 Sekunden aufmerksam mit dem Partner zu beschäftigen, um eine Beziehung stabil zu halten. Und für den Umgang mit hasserfüllten Spacken empfiehlt sie das „Barbara Schöneberger-Lächeln“, um böse Gedanken, die einen sowieso nicht weiter bringen, auszumerzen und das eigene Wohlbefinden zu schonen. Und das der anderen gleich mit. Das kommt am Ende fast überhaupt nicht kitschig rüber. Und jedem Mann, der zuhause blieb, weil das Programm vermeintlich nur was für Frauen sei, wollen wir empfehlen, das nächste Mal mitzugehen. Es lohnt sich, es fühlt sich gut an – und es gibt viel zu lachen.
Mehr Infos über Katrin Bauerfeind gibt es auf ihrer Homepage, auch zum Buch und der noch laufenden Tour.
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