Das Programm für die FLURSTÜCKE 2024 steht Vom 27. bis zum 30. Juni 2024 findet im Stadtraum von Münster wieder das internationale Festival für Theater, Tanz, Performance und Kunst statt

Die französischen Aktionskünstler von Ilotopie werden bei FLURSTÜCKE 2024 den Aasee in eine fellineske Szenerie verwandeln. (Foto: Steve Eggleton)

Vom 27. bis zum 30. Juni 2024 findet im Stadtraum von Münster wieder das internationale Festival für Theater, Tanz, Performance und Kunst mit dem schönen Namen „FLURSTÜCKE“ statt. Drei Mal konnten wir dieses Kulturfest schon erleben, das wie schon 2011, 2015 und 2019 auch in diesem Jahr für die zahlreichen Besucher kostenfrei und überwiegend draußen angeboten wird. Dafür haben sich erneut vier wichtige Kulturinstitutionen Münsters für einen öffentlichen Dialog mit der Stadt zusammengeschlossen: die Filmwerkstatt Münster, die Kunsthalle Münster, das Theater im Pumpenhaus und das Theater Titanick.

Die FLURSTÜCKE 2024 laufen unter dem Motto „Berührung“. Das Festival bringt an vier Tagen Menschen in Kontakt mit Aufführungen, die auf ganz eigene Weise Emotionen wecken, die keine Ausschlüsse kennen und alle Sinne ansprechen, wie immer kostenfrei und leicht zugänglich. Dabei sollen Gemeinschaftserlebnisse möglich werden, die es „in Zeiten wachsender Gräben und verhärteter Fronten dringender braucht denn je“, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Zwölf Produktionen aus sechs Ländern haben die Kuratoren der FLURSTÜCKE – Clair Howells und Uwe Köhler (Theater Titanick), Daniel Huhn und Winfried Bettmer (Filmwerkstatt Münster), Till Wyler von Ballmoos (Theater im Pumpenhaus) und Merle Radtke (Kunsthalle Münster) – gemeinsam für diese öffentliche Begegnungen ausgewählt. Weil sie aus unterschiedlichen künstlerischen Positionen kommen, weist das Programm eine große Bandbreite auf. Inzwischen können wir einen Vorgeschmack auf das gesamte Programm auch auf der Homepage flurstuecke.com gewinnen und dort wesentliche Informationen finden.

FLURSTÜCKE wieder mit spektakulären Outdoor-Inszenierungen
Bei Olivier Grossetêtes MONUMENTAL CONSTRUCTIONS wird mitten in der Stadt das Elefantenhaus aus dem alten Zoo aus Kartons nachgebaut – und am folgenden Tag wieder abgerissen. (Foto: A. Lyleire)

So werden spektakuläre Outdoor-Inszenierungen angekündigt, wie die „MONUMENTAL CONSTRUCTIONS“ des Franzosen Olivier Grossetête. Er will uns Münsteraner einladen, mitten in der Stadt einen ganzen Tag lang aus Kartonagen das Elefantenhaus aus dem alten Zoo aufzubauen, zusammen ein Richtfest zu feiern und am nächsten Tag alles in einer großen, gemeinsamen Aktion wieder zu dekonstruieren. Die britische Formation Motionhouse wird mit „WILD“ eine akrobatische Zirkus-Tanz-Aufführung auf Pfählen zeigen. In schwindelerregenden Höhen eröffnen die Performer neue Blicke auf den urbanen Dschungel und das Verhältnis von Natur und Zivilisation. Theater Titanick und bodytalk aus Münster werfen mit Tanz und elementarer Wucht die Frage auf, woran wir festhalten, während die Welt kippt: „KIPPPUNKT“ – was, wenn die Natur zurückschlägt?

Die Gruppe not standing des Belgiers Alexander Vantournhout wiederum lässt die Naturgesetze mit „SCREWS“ komplett außer Kraft erscheinen. Ihr Performance-Parcours schafft völlig neue Beziehungen zwischen Körper und Raum. Und „FOUS DE BASSIN“ der französischen Aktionskünstler von Ilotopie nutzt für sein fellineskes Spektakel gleich ein ganzes Element der Natur: Im Wasser, auf dem Wasser, über dem Wasser entsteht eine Parade skurrilster Figuren und Erscheinungen. Außerdem: „ULIK’S OPUS II“ und „FANFARE“ der französischen Formation Le SNOB. Diese Parade führt als mobile musikalische Intervention mitten durch die Innenstadt, eine Choreografie als Happening für alle.

Unmittelbare Begegnung von Künstlern und Publikum
Bei BORN TO PROTEST fragt der Choreograf Joseph Toonga mit starken Tänzern und der Energie des HipHop, wie sich Vorurteile überwinden lassen. (Foto: Nuria Boleda)

Die unmittelbare Begegnung von Künstlern und Publikum ist auch bei den Tanz-Performances von Voetvolk / Lisbeth Gruwez & Maarten Van Cauwenberghe aus Belgien und des Briten Joseph Toonga konstituierender Faktor. Der vierstündige Performance-Walk von Voetvolk beginnt an der münsterschen Peripherie, Tänzer mischen sich unter Spazierende, schließlich kulminiert „NOMADICS“ im Stadtzentrum zu einem spektakulären Tanzstück. „BORN TO PROTEST“ des Choreografen Joseph Toonga fragt mit einer Gruppe starker Tänzerinnen und der Energie des HipHop auf münsterschen Straßen und Plätzen, wie sich Angriffe und Vorurteile, denen Schwarze Körper immer noch und immer wieder ausgesetzt sind, überwinden lassen.

Die FLURSTÜCKE sind eben immer auch gesellschaftliche Verhandlung. Das zeigt sich in dieser Edition des Festivals an gleich mehreren Projekten. „DEKOLONIALWARENLADEN” von Stefan Demming (Deutschland) in Zusammenarbeit mit dem kenianischen Musiker und Komponisten KMRU – aka Joseph Kamaru – macht Geschichte erlebbar, als lebendiges Archiv und Rauminstallation zur Auseinandersetzung mit kolonialem Erbe. Ebenfalls einer Erzählung gleich ist „HABITACULUM“ der katalonischen Gruppe Kamchàtka, die sich mit dem Thema Migration beschäftigt: Eine Gruppe Neuankommender, in der Hand nichts als einen Koffer. Im Gepäck aber haben sie viel mehr: ihre Kultur, Erinnerungen und Erfahrungen.

Die Parade „ULIK’S OPUS II“ der französischen Formation Le SNOB führt bei FLURSTÜCKE 2024 als mobile musikalische Intervention mitten durch die Innenstadt. (Foto: Le Snob)

Die Videoinstallation „NO MORE BUTTER SCENES” der deutschen Regisseurin Silke Schönfeld beleuchtet einen anderen, in Zeiten von #metoo ebenfalls hochaktuellen Konflikt: Intimität, Konsens und Grenzüberschreitung im Kontext des Schauspielberufs. Wer ist Täter, wer Opfer? Der Hamburger Künstler Paul Spengemann schließlich hat für seine Laseranimation „SPIN JUMP CRAWL CLIMB DREAM BITE HUNT“ einen eigenen Charakter erschaffen, ein irritiertes künstliches Wesen, das zugleich einen Bezug zu der gestörten Welt des Hier und Jetzt, der Einsamkeit und Verlorenheit des modernen Menschen, besitzt.

Die künstlerischen Projekte der FLURSTÜCKE 2024 werden wie bei den vorherigen Ausgaben von einem ausführlichen Rahmenprogramm begleitet, u. a. mit Workshops und Konzerten. So gibt es besondere Rundgänge, bei denen Blicke hinter die Kulissen und Gespräche mit den Künstlern geboten werden. Die Teilnehmerzahlen dafür sind natürlich begrenzt, es ist daher eine Registrierung bzw. Anmeldung erforderlich. Außerdem bietet das Festivalzentrum im SpecOps am Aegidiimarkt 5 die Möglichkeit zur freien Begegnung zwischen Künstlern und Publikum, Medienvertretern und Veranstaltern.

Folgendes Programm ist für die Flurstücke geplant:

Stefan Demming (D) in Zusammenarbeit mit KMRU (KEN)
DEKOLONIALWARENLADEN
Stadthausgalerie
Donnerstag (27. Juni) 16:00 – 22:00,
Freitag (28. Juni) 12:00 – 20:00,
Samstag (29. Juni) 12:00 – 20:00,
Sonntag (30. Juni) 12:00 – 16:00
Geschichte sichtbar machen – das ist das Ziel dieses ungewöhnlichen Ladens, der als lebendiges Archiv und Rauminstallation zur Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe einlädt. Global und lokal. Eine erhellende visuelle und akustische Spurensuche beginnt, die unmittelbar in die Gegenwart führt.

Olivier Grossetête (F)
MONUMENTAL CONSTRUCTIONS
Stubengasse
Samstag (29. Juni) 10:00 – 18:00 Construction, 18:00 – 19:00 Richtfest
Sonntag (30. Juni) 17:00 – 18:00 Deconstruction
Ein Bauprojekt, das sozialen Kitt stiftet: Die Bürger Münsters sind eingeladen, zusammen eine Konstruktion aus Kartonagen zu errichten. Mitten in der Stadt entsteht das Elefantenhaus aus dem alten Zoo – und regt bis zum gemeinsamen Wiederabriss das Nachdenken über Architektur und ihre Geschichte an.

Voetvolk / Lisbeth Gruwez & Maarten Van Cauwenberghe (B)
NOMADICS
Bekanntgabe des Treffpunkts für den Performance-Walk bei der Registrierung, die Show findet bei der Westfälischen Schule für Musik an der Himmelreichallee statt
Freitag (28. Juni) 16:00 – 20:00 Walk und 20:00 – 21:00 Show,
Samstag (29. Juni) 18:00 – 22:00 Walk und 22:00 – 23:00 Show,
Sonntag (30. Juni) 11:00 – 15:00 Walk und 15:00 – 16:00 Show
Herausspaziert! Dieser Performance-Walk beginnt an der Peripherie und führt ins Zentrum zu einem spektakulären Tanzstück von Voetvolk. Die Teilnehmenden begeben sich auf eine Wanderung voller unerwarteter Eindrücke. Tänzer mischen sich unter die Spazierenden, aus Naturerlebnissen wird Kunst, aus Begegnung wird Bewegung – und umgekehrt.

Ilotopie (F)
FOUS DE BASSIN
Aasee, Theodor-Kiefer-Platz an den Aaseekugeln
Freitag (28. Juni) 22:00 – 22:45
Der Aasee verwandelt sich in eine fellineske Szenerie: Autos fahren auf dem Wasser, Straßenlaternen wachsen aus den Wellen – und immer mehr skurrile Figuren kommen zu einer jener Paraden zusammen, für die Händel seine Wassermusik geschrieben hat. Ein Traumspiel, das im feurigen Spektakel mündet.

Kamchàtka (CAT)
HABITACULUM
Bekanntgabe des Treffpunkts bei der Registrierung
Freitag (28. Juni) 16:00 – 20:00,
Samstag (29. Juni) 16:00 – 20:00
Fremd oder vertraut? Alles beginnt mit einer Begegnung: Eine Gruppe von Neuankommenden öffnet uns die Tür zu einem magischen Universum. In der Hand haben sie nichts als einen Koffer, im Gepäck aber viel mehr: ihre Kultur, Erinnerungen und Erfahrungen.

Le SNOB (F)
ULIK’S OPUS II und FANFARE
Donnerstag (27. Juni) 18:30 – 19:00 Stubengasse – Rathausinnenhof und 20:20 – 20:50 Rathausinnenhof – Aegidiimarkt,
Freitag (28. Juni) 15:00 – 15:35 Marienplatz – Stubengasse und 18:15 – 18:45 Domplatz,
Samstag (29. Juni) 15:00 – 15:35 Marienplatz – Stubengasse und 18:30 – 19:00 Stubengasse
Diese Parade führt als mobile musikalische Intervention mitten durch die Innenstadt: Die Künstler, die über den Asphalt zu schweben scheinen, locken mit rockigen Balladen, sausen auf Segways und binden immer neue Teilnehmende in ihre Formation ein – eine Choreografie als Happening für alle.

Motionhouse (UK)
WILD
Donnerstag (27. Juni) 19:30 – 20:15 Rathausinnenhof,
Freitag (28. Juni) 20:00 – 20:45 Aaseeterrassen
Samstag (29. Juni) 15:00 – 15:45 Hamannplatz
Mitten in der Stadt sprießt ein Wald aus Pfählen. Mit staunenswerter Akrobatik und beeindruckenden Tanzelementen eröffnen die Performer dieser waghalsigen Zirkus-Tanz-Aufführung in schwindelerregenden Höhen neue Blicke auf den urbanen Dschungel und das Verhältnis von Natur und Zivilisation.

Silke Schönfeld (D)
NO MORE BUTTER SCENES
Kreativ-Haus
Donnerstag (27. Juni) 16:00 – 20:00,
Freitag (28. Juni) 12:00 – 20:00,
Samstag (29. Juni) 12:00 – 20:00,
Sonntag (30. Juni) 12:00 – 16:00
In der Videoinstallation geht es um Intimität, Konsens und Grenzüberschreitung im Kontext des Schauspielberufs. Im Setting eines PR-Interviews werden die Regeln eines ungeschriebenen Skriptes zunehmend missachtet. Zugleich wird der verbale Schlagabtausch in eine körperliche Auseinandersetzung übersetzt. Wer ist Täter, wer Opfer?

Paul Spengemann (D)
SPIN JUMP CRAWL CLIMB DREAM BITE HUNT
Sporthalle Berg Fidel
Donnerstag (27. Juni) 16:00 – 20:00,
Freitag (28. Juni) 12:00 – 20:00,
Samstag (29. Juni) 12:00 – 20:00,
Sonntag (30. Juni) 12:00 – 16:00
In der Lasershow Spengemanns erwacht ein achtbeiniges Wesen zum Leben, eine ins Leuchtende übersetzte Animation beschwört eine gänzlich eigene Bildwelt – eine Träumerei, die zugleich einen Bezug zu der gestörten Welt des Hier und Jetzt besitzt, von Einsamkeit und Verlorensein erzählt.

Theater Titanick und bodytalk (D)
KIPPPUNKT
Stubengasse
Mittwoch (26. Juni) 22:00 – 23:00 Vorpremiere,
Donnerstag (27. Juni) 22:00 – 23:00 Premiere
Was, wenn die Natur zurückschlägt? Zwischen Eisschollen und Berggipfeln wirft dieses Stück mit Tanz und elementarer Wucht die Frage auf, woran wir festhalten, während die Welt kippt. Surreal, bildgewaltig, phantasiesprühend und absurd komisch wird eines der drängendsten Phänomene unserer Zeit verhandelt.

Joseph Toonga (UK)
BORN TO PROTEST
Donnerstag (27. Juni) 21:00 – 21:35 Aegidiimarkt,
Freitag (28. Juni) 16:00 – 16:35 Stubengasse,
Samstag (29. Juni) 14:00 – 14:35 Hamannplatz und 17:00 – 17:35 Aegidiimarkt
In diesem Tanz auf dem Asphalt geht es um die Angriffe, denen Schwarze Körper ausgesetzt sind. Mit einer Gruppe starker Tänzerinnen und der empowernden Energie des HipHop fragt der aufstrebende Choreograf Joseph Toonga, wie sich Vorurteile überwinden lassen.

not standing / Alexander Vantournhout (B)
SCREWS
Geomuseum (Pferdegasse 3)
Freitag (28. Juni) 17:00 – 18:00 und 19:00 – 20:00,
Samstag (29. Juni) 17:00 – 18:00 und 19:00 – 20:00,
Sonntag (30. Juni) 12:00 – 13:00 und 14:00 – 15:00
Hier sind die Naturgesetze außer Kraft gesetzt: Mit Hilfe von Bowlingkugeln und Anti-Gravitationsschuhen loten Tänzer-Akrobaten die Grenzen der Physik aus. Das Publikum erlebt auf einem Performance-Parcours völlig neue Beziehungen zwischen Körper und Raum. Kreative Kinetik zum Staunen.

Den aktuellen Stand zu den einzelnen Performances könnt ihr auf der Homepage rausgegangen.de erfahren. Dort könnt ihr auch eine App herunterladen und damit auf eurem Smartphone ein individuelles Timetable erstellen. Das gesamte Programm ist inzwischen auch auf der Homepage flurstuecke.com zu finden.  

 

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