Corona: Aufnahme nur für Schwererkrankte (Update) Zustand des ersten Infizieren weiterhin gut / Uniklink hält bis zu 27 Betten vor

Prof. Dr. Stephan Ludwig (Institut für Molekulare Virologie), Dr. Hugo Van Aken, (Ärztlicher Direktor UKM), Markus Lewe (Oberbürgermeister), Wolfgang Heuer (Leiter des Krisenstabs) und Dr. Norbert Schulze Kalthoff (Gesundheitsamt). (Foto: Michael Bührke)
Prof. Dr. Stephan Ludwig (Institut für Molekulare Virologie), Dr. Hugo Van Aken, (Ärztlicher Direktor UKM), Markus Lewe (Oberbürgermeister), Wolfgang Heuer (Leiter des Krisenstabs) und Dr. Norbert Schulze Kalthoff (Gesundheitsamt). (Foto: Michael Bührke)

Am Vormittag tagte der städtische Krisenstab zum grassierenden SARS-CoV-2-Virus. Der Patient, der seit dem vergangenen Wochenende im Universitätsklinikum Münster (UKM) behandelt wird, weist nach wie vor nur leichte Erkältungssymptome auf, es gehe ihm „ausgesprochen gut“, wie der Ärztliche Direktor des UKM, Prof. Hugo Van Aken, bestätigt. Das wirft die Frage auf, ob mit Blick auf eine weitere Ausbreitung des Virus die Praxis, alle infizierten Patienten stationär aufzunehmen, noch sinnvoll ist.

Es sei gängige Praxis, auf SARS-CoV-2 positiv getestete Patienten ohne nennenswerte Krankheitssymptome nicht stationär aufzunehmen, wie Van Aken erklärt. „Achtzig Prozent dieser Patienten sind zwar infiziert, weisen allerdings nur Symptome wie Husten oder in manchen Fällen sogar nur ein leichtes Kratzen im Hals auf.“ Bei einer voraussehbar ansteigenden Anzahl von Infizierten sei es unmöglich, alle Infizierte in Krankenhäusern unterzubringen. Van Aken sieht sich hier auch durch die neueste Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) gestützt. Diese forderte am Freitag, dass sich die Aufnahme von Covid-19-Patienten am Schweregrad der Erkrankung orientieren müsse und dass die reine Infektion eines Patienten keine Indikation zur Aufnahme mehr darstellen dürfe. Es müsse daher eine Priorisierung her, so der Ärztliche Direktor weiter: „Die Betten in den Kliniken sollten (…) den Schwererkrankten vorbehalten sein, damit diese bestens medizinisch versorgt werden können.“

Das Interesse der Medienvertreter ist groß. (Foto: Michael Bührke)
Das Interesse der Medienvertreter ist groß. (Foto: Michael Bührke)

Das UKM hält aktuell 23 Patientenzimmer (insgesamt 27 Betten) auf zwei außerhalb des Zentralklinikums gelegenen Stationen bereit. Je nach Ausbreitung des Virus kann die Anzahl der Zimmer, die theoretisch zur Patientenunterbringung geeignet sind, in mehreren Stufen auf bis einige hundert ausgeweitet werden. Auf dem Klinkikgelände sind drei spezielle Container aufgestellt worden, in denen bei Verdachtsfällen die Abstriche und weiterführende Untersuchungen vorgenommen werden. Die Unterbringung des Patienten wirke sich überhaupt nicht auf den sonstigen Klinikbetrieb aus, betont das UKM. Ein größeres Problem seien aktuell die Lieferengpässe zum Beispiel bei Atemmasken, da diese oft aus China kommen. Hier verfügt das Klinikum noch über Material für gut drei Wochen. „Hier prüfen wir zurzeit, ob wir auf unkonventionelle Materialien ausweichen können, etwa einen waschbaren und hygienisch wiederaufbereitbaren Mundschutz aus Leinen“, erklärt Dr. Van Aken. Aufgrund des aktuellen allgemeinen Lieferengpasses von Desinfektionsmitteln prüft die UKM-Apotheke derzeit die Möglichkeit der Eigenherstellung eines Händedesinfektionsmittels auf Alkoholbasis.

Das heutige Spiel des SCP gegen Rostock findet wie geplant statt. „Es sprichts nichts dagegen“, sagt Wolfang Heuer, Leiter des Krisenstabs, der nun alle zwei Tage zusammenkommt. Der DFB habe den Vereinen mitgeteilt, dass die Zu- oder Absage in den Händen der lokalen Behörden liegt. Insgesamt gibt es bei den Bürgern einen sehr großen Informationsbedarf, daher werde in den kommenden Tagen eine Telefonhotline eingerichtet. „Wir müssen den Fake News etwas entgegensetzen, daher wurden die Informationen auf der Webseite der Stadt nochmals verbessert“, ergänzt Dr. Norbert Schulze Kalthoff vom städtischen Gesundheitsamt. Eine Notwendigkeit sogenannter Hamsterkäufe sieht Stadtrat Heuer keinesfalls. Im Gegenteil: „Es ist völlig unverständlich, dass eine größere Zahl von Bürgern glaubt, dass man jetzt große Vorräte anlegen sollte.“

Der 52-jährige Münsteraner, der derzeit im UKM betreut wird, ist mit dem Flugzeug aus dem Iran gekommen, in Köln in den Zug gestiegen und vom Hauptbahnhof nach Hause gefahren. Dort habe er sich einen Mundschutz umgelegt und die Uniklinik aufgesucht und sei sehr vernünftig, lobt Van Aken. In Münster habe der Patient keine Personenkontakte gehabt. Aktuell werden die Passagiere kontaktiert, die im Flugzeug in der Nähe des Patienten gesessen haben. Eine Aufgabe, die auch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ganz einfach ist, wie Schulze Kalthoff betont. Da der Betroffene im Zug keinen reservierten Platz hatte, ist es schwer möglich, die Mitreisenden im Zug aus Köln zu identifizieren.

Update (16:30 Uhr) – Das UKM hat soeben mit sofortiger Wirkung beschlossen, dass es positiv auf das Virus getestete Patienten ohne schwere Symptome nicht mehr stationär aufnimmt. Stattdessen wird bei diesen Patienten eine häusliche Quarantäne angeordnet. Auf dieses Vorgehen haben sich UKM und Gesundheitsamt heute am Rande der Sitzung des städtischen Krisenstabes geeinigt. Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken, hatte nach Rücksprache mit dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH), Prof. Dr. Martin Exner, die Initiative ergriffen. Die DGKH hatte gefordert, dass die stationäre Aufnahme von Covid-19-erkrankten Patienten sich am Schweregrad der Erkrankung orientieren müsse und dass die Krankenhäuser von der Versorgung leicht erkrankter Patienten entlastet werden müssten.

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