„Ich hatte viel Glück mit meinem Ersthelfer“ USC-Spielerin Chiara Hoenhorst spricht über die Kiepenkerl-Amokfahrt

Nach der Amokfahrt vom Kiepenkerl hat sich Chiara Hoenhorst wieder erholt. (Foto: Hubertus Huvermann (li.) / Kay Domhardt / privat)
Nach der Amokfahrt vom Kiepenkerl hat sich Chiara Hoenhorst wieder erholt. (Foto: Hubertus Huvermann (li.) / Kay Domhardt / privat)

Der Großteil der Münsteraner wird diesen Tag wohl nicht so schnell vergessen. An die Geschehnisse des 7. April 2018 kann sich Chiara Hoenhorst nicht mehr erinnern. An diesem Samstagnachmittag lenkte der psychisch Kranke Jens R. sein Auto in eine Menschenmenge am Kiepenkerl. Unter den Opfern ist auch die USC-Volleyballerin Chiara Hoenhorst.

„Glück im Unglück“ kann man da wohl sagen, denn die 21-Jährige kann sich an nichts erinnern. Vor wenigen Tagen traf Chiara Hoenhorst ihren Ersthelfer. Ihm, den Sanitätern und den Ärzten verdankt sie ihr Leben. Seit diesem Treffen erst weiß sie, was genau an diesem Tag mit ihr geschehen ist. „Ich war mit meiner Freundin Shoppen. Von ihr weiß ich: unsere letzte Station war „Kauf Dich glücklich“ am Spiekerhof“, erinnert sich Hoenhorst. „Wir waren auf dem Rückweg Richtung Prinzipalmarkt. Vor der Terasse des Restaurants Kiepenkerl fehlten zwei Poller, durch die der Fahrer durch ist. Wir sind genau in diesem Moment einfach über den Bürgersteig dort hergelaufen.“ Dann wurden beide vom Campingbus von Jens R. erfasst.

„Ich hatte sehr viel Glück mit meinem Ersthelfer“, sagt Chiara Hoenhorst heute. „Er ist Berufssoldat und war daher in der Lage, die Schwere meiner Verletzungen sehr gut einschätzen zu können.“ Das Treffen mit ihm sei für sie sehr beeindruckend gewesen, sagt sie. Er habe den Ernst der Lage richtig erkannt, den Rettungsdienst eingewiesen und wichtige Informationen übergeben. „Zudem hatte ich Glück, dass ich vorne auf dem Bürgersteig lag. Daher war ich die erste verletzte Person, die abtransportiert wurde.“ Das Treffen mit ihrem Ersthelfer kam auf Wunsch von Hoenhorst und ihrer damals ebenfalls schwer verletzten Freundin zustande. Beide haben sich inzwischen wieder gut erholt.

„Mein Ersthelfer hat mir verraten, dass er damals nicht davon ausgegangen ist, dass ich das überlebe.“

Eigene Erinnerungen hat die BWL-Studentin erst wieder ab dem Tag ihrer Krankenhaus-Entlassung drei Wochen nach der Amokfahrt. Die Profisportlerin erlitt schwere Kopfverletzungen. „Mein Ersthelfer hat mir verraten, dass er damals nicht davon ausgegangen ist, dass ich das überlebe.“ Der Heilungsprozess verläuft erfreulich gut: Inzwischen trainiert die Volleyballerin bereits wieder mit dem USC Münster. Nicht das volle Programm und nicht ohne Kopfschutz. Aber allemal bemerkenswert. Und die 1,88-Meter große Außenspielerin hat schon wieder Ziele: „Wenn es weiterhin so gut läuft und Ärzte und Versicherungen grünes Licht geben, könnte ich zum Bundesliga-Auftakt Ende Oktober spielbereit sein. Der Sport war nach dem Aufwachen aus dem künstlichen Koma ohnehin meine größte Sorge.“

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