Bombe am Hauptbahnhof: Gewissheit nächste Woche

Mit zahlreichen Bohrungen wurden in den vergangenen Wochen Betonstücke freigelegt. (Foto: sg)
Mit zahlreichen Bohrungen wurden in den vergangenen Wochen Betonstücke freigelegt. (Foto: sg)

Ganz langsam straffen sich die vier schweren Stahlketten am Ausleger des gelben Baukrans vor dem Hauptbahnhof. Sie sind an einem metergroßen Betonblock an der tiefsten Stelle der Baugrube befestigt. Dann, Zentimeter um Zentimeter hebt sich das 3,8 Tonnen schwere Fundamentstück ganz langsam aus dem Erdreich und wird vorsichtig einige Meter entfernt abgelegt. Die Anspannung weicht aus den Gesichtern – wieder ein Schritt weiter. Damit steigt die Chance, dass endlich Klarheit über die Bomben-Verdachtsstelle geschaffen werden kann, am Dienstag rechnen die Verantwortlichen mit Ergebnissen. Gegebenenfalls kann dann am Mittwoch entschärft werden, wie es in einer entsprechenden Meldung der Stadt heißt. 

Eine Operation am offenen Herzen. Das wäre ein passender Vergleich zu dem, was sich in den vergangenen Wochen auf der Großbaustelle am Hauptbahnhof abgespielt hat: Umsicht und Vorsicht als oberstes Gebot, nichts durfte schiefgehen. Nur dass in diesem Fall als Instrumente schwerstes Gerät zum Einsatz kam. Hunderte Mal musste sich ein Bohrkopf in Millimeterarbeit rund um die bei einer Sondierung gemessene Verdachtsstelle durch eine eineinhalb Meter dicke Betonplatte fräsen – so oft, bis zwei Betonblöcke ausgeschnitten waren, die der Kran an den Haken nehmen konnte. Darunter liegt jetzt noch eine Schicht Erdreich. Diese wird bis Anfang kommender Woche entfernt.

Dass die Erkundungsarbeit auf der Baustelle so schwierig und langwierig würde, war nicht vorhersehbar. Die Pläne geben keine Auskunft darüber, dass und wo unterhalb des Fundaments des bisherigen Bahnhofs sich Fundamente von mehreren Vorgänger-Bauten befinden. Wie sich jetzt gezeigt hat, wurden vier Bahnhöfe an manchen Stellen nacheinander auf Bodenplatten des Vorgänger-Baus errichtet. Das machte es so schwierig, sich vom Kellergeschoss-Niveau des künftigen Bahnhofs sechs Meter in die Tiefe vorzuarbeiten.

Erst wenn diese Stelle frei liegt, wird offensichtlich, ob die Messungen der Kampfmittelbeseitigung auf einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg oder zum Beispiel auf ein Metallstück aus dem Fundament eines Bahnhofs-Vorgängerbaus angeschlagen haben. Sollte sich dort tatsächlich eine Bombe befinden, werden die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg entscheiden, ob und wie er entschärft werden kann oder – was in sehr seltenen Fällen vorkommt – ob er unter Umständen gesprengt werden muss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert