Die Eltern der Schulpflegschaft an der Norbertschule in Coerde können es nicht fassen: In Kooperation mit der Coerde-Apotheke wurden an der Grundschule Testungen der Schülerschaft durchgeführt. Bereits vor Ostern gab es den ersten Durchlauf, nach den Osterferien sollte der nächste erfolgen. Die Bezirksregierung hat dieses Vorgehen am Donnerstag nach Maßgabe des Bundes gestoppt.
Die Mitarbeiter der Apotheke dürfen nicht mehr in die Schule kommen, um den Kinder ein zentrales Testangebot zu machen. Der Grund dafür ist, dass diese Bürgertestung durch den Bund bezahlt wird. Schulen sind aber Ländersache, Tests müssten hier durch das Land NRW finanziert werden. Der Beschluss gilt daher nicht nur für die Norbertschule, alle Schulen Münsters wurden von der Bezirksregierung informiert.
Dirk Guddorf und Maren Lamboury, Vorsitzende der Schulpflegschaft an der Norbertschule sind verärgert. „Die Kooperation mit Herrn Rose von der Coerde-Apotheke läuft absolut reibungslos. Test stehen in ausreichender Menge zur Verfügung. Es ist unverständlich, dass diese hervorragende präventive Infektionsschutzmaßnahme nun aufgrund bürokratischer Einwände gestoppt wird,“ so Guddorf.
Die Bezirksregierung weist stattdessen darauf hin, dass allen Schülerinnen und Schülern ein Bürgertest pro Woche in einem öffentlich zugänglichen Testzentrum zusteht. Ob das den gleichen Effekt bringe, sei fraglich, erläutert Maren Lamboury: „Viele Familien in Coerde sind sozial und strukturell benachteiligt. Die Online-Anmeldung zum Bürgertest scheitert oft an sprachlichen und technischen Hürden.“ Das städtische Schulamt ist auch nicht gerade glücklich über diese Anweisung, wie unschwer aus dem Schreiben an die Schulen in Münster herauszulesen ist: „Damit entfällt zu unserem Bedauern ein pragmatischer Weg, mit den Testungen eine große Gruppe der Bevölkerung zu erreichen und so auch den Präsenzunterricht in Schulen mit einer präventiven Infektionsschutzmaßnahme zu unterstützen.“
Das NRW-Schulministerium hat in seiner Schulmail vom Donnerstag unterdessen angekündigt, das Testangebot für alle Kinder und Jugendlichen der weiterführenden Schulen nach den Osterferien auf zweimal wöchentlich auszubauen. Wann dies auch für die Grundschulen gilt, ist unklar. Eine ausreichende Menge passgenauer Tests scheint nicht verfügbar.
Gleichzeitig verärgert die Eltern, dass der Test-Stopp parallel zur Bewerbung der Stadt Münster als Modellregion zur Erprobung von Lockerungen erfolgt. Der praktische Nachweis von Infektionsfreiheit soll mithilfe von Schnelltestzentren in der Innenstadt erbracht werden, um dann Kultur, Einzelhandel und Gastronomie wieder zu öffnen. „Wie kann es sein, dass für diese Bereiche Kapazitäten da sind, die Bildung und die Kinder aber hintenangestellt werden?“ fragt Maren Lamboury.
Die Eltern der Schulpflegschaft wollen die Kooperation mit der Apotheke schnellstmöglich fortführen und fordern unbürokratische Lösungen für die Frage der Finanzierung: „Noch vor kurzem war Coerde als Corona-Hotspot in den Medien. Und noch immer werden fast täglich weitere Gruppen aus Kitas und Grundschulen unseres Stadtteils in Quarantäne geschickt. Wir Eltern aus Coerde sind beunruhigt und wollen nicht vertröstet werden, zumal die Coronateststrukturverordnung des NRW-Gesundheitsministeriums eine Kooperation von Schulen und Apotheken explizit vorsieht “, so Lamboury und Guddorf einhellig.
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