„Gib nicht so an wie eine offene Selter, oder ich hau dich durch den Putz, dass du hinten als Relief wieder rausguckst!“ Mit Sprüchen wie diesem brachte eine bunte Truppe rund um Bela B den Münsteranern im Congressaal der Halle Münsterland den Italowestern näher. „Sartana – noch warm und schon Sand drauf“ heißt ein typischer Film des Genres aus dem Jahr 1970, mit viel Pulverdampf und noch mehr lässigen Dialogen aus der Feder ihres Übersetzers Rainer Brandt. Die Stimme des legendären Synchronsprechers war bei diesem „Live-Hörspiel“ auch gelegentlich als Erzähler aus dem Off zu hören.
Alle anderen Akteure waren aber wirklich live zu erleben: zuerst die Band Smokestack Lightnin‘, den Bela B – immerhin Sänger und Schlagzeuger der Band Die Ärzte – augenzwinkernd als „seine Lieblingsband“ ankündigte, denn „sie riechen nur am Sonntag“. Gar nicht mal so untypisch für Western, stand Peta Devlin als einzige Frau mit ihnen auf der Bühne. In den 1990ern war sie mal Sängerin und Bassistin der Hamburger Band Die Braut haut ins Auge, hier vertrat sie ihr Geschlecht als Kritikerin des Macho-Wesens, allerdings in den opulenten Kleidern, die für Westernfilmen typisch sind. Sie spielte nicht nur die zweite Hauptrolle der Jasmine Benson, sondern brachte allein oder zusammen mit Bela B so einige Gesangseinlagen, ein bisschen wie Wanda Jackson auf Schlagerpfaden.
Besonders umjubelt wurde aber Stefan Kaminski, dessen Namen vorher wahrscheinlich die wenigsten kannten. Angekündigt wurde er als „Stimmwunder und Sound-Akrobat“, und er präsentierte sich wirklich als beides. Kaminski zeigte so ganz nebenbei, mit welchen Mitteln beim Hörspiel (und wahrscheinlich auch beim Film) die Geräusche gemacht werden. Dabei nutzte er fast nur analoge und damit für alle sichtbare Hilfsmittel für quietschende Türen, Schritte oder loderndes Feuer, nur die Schüsse wurden elektronisch beigesteuert. Darüber hinaus sprach er sehr viele, sehr unterschiedliche Rollen: den Sherriff, den Totengräber und den Bankier zum Beispiel, besonders begeisternd auch die Hotelbesitzerin und den chinesischen Spielsalonbesitzer Lee Tse Tung mit dem gefürchteten „Marmeladenglastenor“. Zum Abschluss bekam er fast mehr vom tosenden Applaus gespendet, als der Star des Abends.
Bela B selbst hatte natürlich die Hauptrolle übernommen, den „charmanten Drecksack Sartana“. Wie es sich für einen Falschspieler und Revolverhelden gehört, trug er nicht nur den passenden Hut und Anzug, sondern hantierte mit der einen oder anderen Pistole, pardon: Bleispritze. Außerdem unterbrach er den Erzählfluss immer mal wieder, um die skeptische Peta Devlin – und damit irgendwie auch das Publikum – vom Genre des Italowesterns, dieser „Anti-Held-beschichteten Bratpfanne“ zu überzeugen. Gleich zu Beginn beantwortete er die auf der Bühne selbst gestellte Frage, ob es nun ein Konzert oder nur ein Live-Hörspiel wird, mit „Beides!“. Das gefiel den meisten Zuschauern, die wohl vor allem seinetwegen gekommen waren, und sicher nicht nur als Hörspielfreunde.
All das und noch dazu die (vermutlich eingeplanten) technischen Pannen führte dazu, dass dieses Programm mit Pause gut drei Stunden dauerte und dem Publikum ordentlich Sitzfleisch abverlangte. Das war am Ende aber restlos begeistert und spendete sogar „Standing Ovations“. Dann sind wir mal gespannt, ob der offen diskutierte Plan, als nächstes Hörspiel „Star Wars“ auf die Bühne zu bringen, auch wirklich von ihnen umgesetzt wird. Peta Devlin freut sich ja angeblich schon auf die Frisur von Prinzessin Leia.
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