Beethoven fängt Schmetterlinge

Das Sinfonieorchester hilft Beethoven gerne, wenn er Kindern seine Kompositionen erklären möchte. (Foto: bk)
Das Sinfonieorchester hilft Beethoven gerne, wenn er Kindern seine Kompositionen erklären möchte. (Foto: bk)

Nicht jeder Komponist hat – während er am Flügel sitzend über die passenden Instrumente sinniert – gleich ein ganzes Orchester bei der Hand. Ganz anders Ludwig van Beethoven, der in diesem Jahr 236 Jahre alt geworden wäre. Im Theater Münster ist er am Sonntag Morgen wieder auferstanden, wenn auch nur für eine Stunde. Das Sinfonieorchester samt Konzertmeister und unter musikalischer Leitung von Daniel Klein stand ihm brav zur Seite.

Zu Beginn des Kinderkonzertes, das sich der Pastorale widmet, lesen Kinder kurze Sätze aus der Biographie des Musikers vor. So erfahren die vielen anderen Kinder, die gebannt lauschen, dass das Beethovensche Geburtshaus in Bonn steht, und dass Ludwigs Vater seinen Filius schon mal des nächtens geweckt hat, damit dieser Klavier spiele. Derweil streift sich Beethoven selbst seinen Rock über  und ergreift sein Hörrohr, das der Zeit entsprechend, eher an eine Vuvuzela erinnert. Beethoven war nämlich stocktaub.

Kinder lesen im Stadttheater aus der Vita von Ludwig van Beethoven. (Foto: bk)
Kinder lesen im Stadttheater aus der Vita von Ludwig van Beethoven. (Foto: bk)

Die Pastorale oder genauer die 6. Sinfonie F-Dur gehört aber zu den großartigsten Sinfonien der Zeit, ein musikalisches Tagebuch, während Beethoven sich tagelang in der Natur aufhielt. Die Sinfonie beschäftigt sich mit „Wind & Wetter, Wald & Wandern“. Es ist einfach schön, wie der große Meister dem jungen Publikum die Wirkung der verschiedenen Instrumente näherbringt. Während auf die Stirnseite Bilder von Eiben, Eschen und Erlen, von Bachläufen, Moosen und Wirtshäusern projiziert wird und der Komponist selbst mit dem Käscher nach Schmetterlingen jagt, entwickelt sich so eine fröhliche Melodie. Immer wieder gibt es Erklärungen des Komponisten, dass Lücken geschlossen werden müssen. „Mit den Holzblasinstrumenten?“ fragt er sich, und gleich wird das mal ausprobiert. Passt. Ein paar Vogelstimmen fehlen. Wer spielt die Nachtigall? Die Geige versucht es. Nein. Aber die Querflöte passt, dann die Wachtel und der Kuckuck oder Klarinette und Oboe. Schon folgt ein kleines Vogelkonzert.

Doch dann geht alles unter im Gewitter, das die Kinder zunächst selbst imitieren dürfen mit dem Regenmacher, Donnerblechen und der Orchesterwindmachine. Beethoven holt gleich noch ein paar Posaunen und Pauken hinzu, dann bricht das musikalische Inferno über das Nachwuchsauditorium herein. Ein fröhlicher Neubeginn, ein Vogelzwitschern. Schon freut sich das Publikum auf das nächste Kinderkonzert am 12. Juni. Dann geht es um die Schöpfung von Joseph Haydn.

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